Im Konkursfall Polevkovits ist man rasch in der Wortwahl
verunsichert, wer wie und ob im Beziehungsmuster
Importeure-Bank-Händler versagt hat.
Die 1955 gegründete Auto Pol (damals Austin, Morris -British Leyland)
wird bis dato von den Brüdern Hans (66), Manfred (63) und Michael
Polevkovits (51) geführt. Seit 30 Jahren zieren Mitsubishis "3
Diamanten" die Hauswand an der Wagramer Straße in Wien-Donaustadt.
1986 kam die Löwenmarke Peugeot hinzu.
Jetzt wurde unter der Geschäftszahl 5s30/09k über die "Auto Pol Hans
Ph. Polevkovits KG" der Konkurs angemeldet. Manfred, "Sprecher" der
drei Brüder, war Geldknappheit immer Unternehmensbegleiter. Über die
Kreditlinien bei der heutigen Bank Austria finanzierte er dennoch
locker den Ausbau seines Schauraumes und nebenher ein, zwei
Direktorengehälter. Auf dem Superädifikat der Chorherren-Stiftsgründe
häuften sich im Wechselspiel der Kräfte zwischen Unternehmerwillen,
Bankverbindung und Importeursdruck alsbald rund 3 Mio. € Schulden an.
Als dann der Kontokorrentrahmen auch noch aufgestockt werden sollte,
zog dieHausbank die Notbremse, indem sie die Realitäten neu -also
schlechter - bewertete und von den Polevkovits" im Gegenzug weitere
pekuniäre Sicherheiten einforderte. Bei 3 Eigentümern und 7
Mitarbeitern war das zu viel des Guten. Masseverwalter Mag. Norbert
Abel zählt auf: "Negatives Eigenkapitalim Betrieb, stark
rückläufiger Geschäftsgang im Handel und Service und restriktive
Banken machen jede Kostenplanung zum Vabanquespiel." Dennoch sieht
Auto-Pol-Steuerberater Mag. Friedrich Wegenstein eine plausible
Kostenplanung realisierbar: "Alles hängt jetzt vom weiteren
Marktverlauf ab. Ich merke aber, dass Mitsubishi-Importeur Denzel AG
gesprächsbereit ist, die Fortführung dieses interessanten Standortes
zu unterstützen."
"Seitens Peugeot Austria ist eine künftige Vertragsübereinkunft
angesichts der Insolvenz nicht möglich", erklärt
Händlernetzentwickler Ronald Zakall. Das bisherige Subhändlergebiet
wird künftig durch die importeurseigene Niederlassung Peugeot
Wagramer Straße betreut.
Mitsubishi-Geschäftsbereichsleiter Mag. Gregor Strassl indes hat zwar
auch gemäß GVO-Statuten gekündigt, jedoch keine Fahrzeuge abholen
lassen und auch die Signalisation Auto Pol belassen. "Trotz einigen
geschäftlichen Unschärfen", so Strassl, "lassen wir Polevkovits nicht
fallen." Anfang Mai bei der 1. Tagsatzung werden die Würfel fallen.
Für Mitsubishi könnten sich am Standort knapp 50 Neuwagenverkäufe
ausgehen, kann sein Langzeitpartner doch auf über 900 aktive
Kundenadressen zurückgreifen.
Partner mit menschlichem Antlitz
Vorstandssprecher Ing. Alfred Stadler hält generell seine
Geschäftsbereichsleiter dazu an, die ideologische Kluft zwischen
Importeur und Händler so gering wie möglich zu halten, demonstriert
die Denzel-Organisation die "neue" Partnerschaft. "95 Prozent müssen
Händler und Importeur gemeinsam gehen", sieht Strassl andere
Gehversuche,die im Diktat des Herstellers zum Händler letztlich
scheiterten, als Schritt in die Zukunft.
Sollbruchstelle Bank
Nun zeigt sich, dass der harte Kurs der Banken, kein Risiko bei
finanzschwachen Autohäusern mehr auszuweiten, für viele Unternehmer
im Autohaus die Sollbruchstelle ist. Will der Betrieb überleben, was
Manfred Polevkovits bejaht, werden wohl nicht mehr alle drei Brüder
samt Anhang vom Unternehmen zehren können. Steuerberater Wegenstein
versucht, seinem Langzeitklienten das Überleben zu berechnen und
Strassl hat das Pouvoir, hier im Sinne des Fortbestandes von Auto Pol
zu operieren.
Tatsache ist, dass es eine Reihe vergleichbarer Firmen gibt, die
unterkapitalisiert durch ihre Bilanzen stolpern. Veränderte,
verhärtete Rahmenbedingungen wie Garantie-und
Überprüfungsintervalleverlängerungen, kaum noch kulante
Finanzierungshilfen für KMUs trennen bei einem weitere Marktrückgang
die Spreu vom Weizen. (LUS)