In den Niederlanden ist angedacht, die 25-prozentige Steuer beim
Autokauf und die jährliche Kfz-Steuer zu kippen. Stattdessen sollen
vorerst 3 Cent pro gefahrenen Kilometer eingehoben werden. Berechnet
soll das mittels GPS-Satellitensystem werden, das in jedes Fahrzeug
eingebaut wird. Dabei besteht die Gefahr, dass jeder Autofahrer noch
"gläserner" wird.
Unangenehmes Gefühl Ich finde das herkömmliche Kfz-Steuersystem in
Österreich im Großen und Ganzen in Ordnung, auch wenn ich mir weniger
Belastung durchaus wünschen würde. Von Vorteil ist das
niederländische Vorhaben sicherlich für Wenigfahrer. Umgerechnet auf
die Kilometerleistung eines Durchschnittsautofahrers wäre es aber
auch in Österreich nicht weniger, was an den Staat abzuführen wäre.
Mich beunruhigt jedenfalls das GPS-Ortungssystem für eine zukünftige
Berechnung. Ich würde mich dabei extrem überwacht fühlen und das
macht mir ein unangenehmes Gefühl, wenn die zuständigen Behörden
immer wissen, wo ich mich zu welchem Zeitpunkt mit meinem Fahrzeug
bewege, auch wenn garantiert wird, dass der Datenschutz gewährleistet
ist.
Gesetzgeber gefordert Ich finde diese Form der Abrechnung sehr
interessant. Es wäre doch für alle Autofahrer wesentlich fairer, die
Kfz-Steuer nach den tatsächlich gefahrenen Kilometern zu berechnen.
Selbstverständlich müsste der Datenschutz garantiert sein. In diesem
Fall ist aber nicht der einzelne Bürger oder speziell der Autofahrer,
sondern der Gesetzgeber gefordert,sich Gedanken zu machen. Dabei ist
es egal, ob es sich um die Berechnung der Kfz-Steuer oder einer
anderen Überwachungsmöglichkeit seitens des Staates handelt.
TotaleÜberwachung Im Prinzip würde ich eine kilometerabhängige
Abrechnung sogar begrüßen, weil nur das verrechnet wird, was
tatsächlich konsumiert, sprich gefahren wird. Allerdings ist es
abzulehnen, wenn der Finanzminister die Höhe dieser alternativen
Kfz-Steuer nur über ein GPS-Ortungssystem eruieren kann. Es besteht
dadurch die Möglichkeit, dass gewisse Stellen genau wissen, wo sich
ein einzelner Staatsbürger wann befindet. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass gewisse Informationen sofort gelöscht werden und es
nicht zu einem Missbrauch kommt. Das wird einer totalen Überwachung
durch den Staat immer ähnlicher. Es klingt zwar schon abgedroschen,
aber "Big Brother is watching you".
Staat weiß mehr, als wir glauben Früher oder später wird eine
kilometerabhängige Abrechnung auch bei uns eingeführt werden, da
diese sicherlich gerechter ist. Ich bezweifle aber, dass im Gegenzug
die bestehenden Kfz-Steuern abgeschafft werden. Bei der Überprüfung
per GPS-Ortung ist sicherlich der Datenschutz gefordert. Einerseits
bringt es im Fall eines Fahrzeugdiebstahls etwas, andererseits kann
der einzelne Autofahrer komplett durchleuchtet werden. Der Staat hat
nach der Section Control einen weiteren Grund, Daten aufzuzeichnen.
Die Behörden wissen jetzt schon mehr, als wir alle glauben.
Zweifel an Versprechungen Für Österreich lehnen wir das reine
niederländische Roadpricing strikt ab. Mineralölsteuer (MöSt.) und
Roadpricing sind bessere Lösungen. Es ist auch ein Umwelteffekt
gegeben, wobei weniger Verbrauch auch weniger MöSt. bedeutet.
Roadpricing heißt auch eine teure Investition und hohen
administrativen Aufwand im Betrieb sowie eine drohende
Doppelbelastung, wenn es zur bestehenden MöSt. hinzukäme. Ich hege
Zweifel an den Versprechungen, dass im Gegenzug andere Steuern
gesenkt werden. Es sind auch soziale Ungerechtigkeiten absehbar, da
viele Autofahrer wie Pendler keine brauchbare Alternative zu einem
eigenen Fahrzeug haben. Außerdem ist eine Gefahr in Form des
Datenschutzes gegeben. Es ist eine permanente Standortbestimmung
eines Kfz mittels GPS möglich, wenn auch in den Niederlanden beteuert
wird, dass nur die gefahrenen Kilometer addiert werden. Gemäß einer
Umfrage des "De Telegraf" lehnt eine Mehrheit der Niederländer das
geplante Modell ab.
Gläserne Autofahrer Diese Frage stellt sich für Österreich nicht. Nur
weil es in den Niederlanden entsprechende Pläne gibt, von denen man
noch gar nicht weiß, ob sie umgesetzt werden können, muss das ja kein
Thema für Österreich sein. Wenn die Niederländer damit einverstanden
sind, "gläserne" Autofahrerinnen und Autofahrer zu werden, heißt das
noch lange nicht, dass die Österreicherinnen und Österreicher
jederzeit und überall aufspürbar sein wollen. Unser Land hat mehr
Pendlerinnen und Pendler, die so eine kilometerabhängige Maut extrem
belasten würde und für die dann wieder ein Ausgleich geschaffen
werden müsste. Wir zahlen jetzt schon Jahr für Jahr über 12
Milliarden Euro an automotiven Steuern und Abgaben. Ob es bei den
Niederländern auch so viel ist, wäre zu prüfen.