Die Zeiten, in denen Lehrabschluss oder Meisterprüfung ein Berufsleben lang als Qualifikation ausgereicht haben, sind längst vorbei. Zum Glück haben das die Lieferanten und Dienstleister der Branche erkannt, wie unser keineswegs vollständiger Marktüberblick beweist.

Wichtiger Wissensvorsprung

Manche Schulungsthemen sind Dauerbrenner, andere treten völlig überraschend auf. Ein Beispiel ist das "Fluorierte-Treibhausgase-Gesetz", das im Sommer beschlossen wurde. "Während bei Inkrafttreten der Verordnung selbst Importeure und Kammer noch nicht genau wussten, was es damit auf sich hat, haben wir bei Birner bereits zertifizierte Klimaschulungen mit anerkannter Sachkundebescheinigung angeboten", ist Verkaufsleiter Walter Gärtner stolz. Weiters widmet sich der Teilehändler zahlreichen Themen von der Lambdasonde bis zur Komfortelektronik. Anfang 2010 schließt sich Birner außerdem der Schulungsplattform Eure!Car an. "Gerade für freie Werkstätten war es noch nie so wichtig wie heute, sich mit Aus-und Weiterbildung zu beschäftigen", sagt Andreas Baudermann, Prokurist von KSM. Sein Unternehmen reagiert mit den beiden Kundendiensttechnikern Heimo Fischereder und Werner Ebner, die sich mit Leib und Seele der Wissensvermittlung widmen. Neben der Zentrale in Wien gibt es in Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Mattighofen Seminarräume, in denen heuer bei gut 50 Terminen über 600 Personen geschult wurden. Hinzu kommen "Markenmeetings" mit den Lieferanten. Kleinere, lokal verankerte Unternehmen punkten ebenfalls mit Schulungen. Martina Hermann von MH Autoteile lädt vier bis fünf Mal pro Jahr zwischen 15 und 20 Kunden in ihren Betrieb in Gerasdorf ein. Auch die Zentrale der Teilehandelsgenossenschaft ATP steht zur Verfügung. "Bei Großkunden finden die Trainings direkt vor Ort statt", erklärt Hermann.

Alles zur Diagnose

"Werkstätten benötigen bestes Werkzeug, kompetente Hilfestellung und gutes Knowhow", weiß Kurt Gutmann, Geschäftsführer von Hella Gutmann Solutions. Über die Fortschritte in der Diagnosetechnik informiert das Unternehmen am Computer ebenso wie im deutschen "Technikzentrum für Weiterbildung und Schulung". Dessen Ausstattung ist beeindruckend: Rund 20 Autos und ein halbes Dutzend Motorräder stehen als Versuchsobjekte zur Verfügung. "Wir helfen den Betrieben dabei, die Qualität ihrer Arbeit zu halten und weiter auszubauen", unterstreicht Key Account Manager Günter Reininger die Philosophie des Diagnosespezialisten Sun. Anstatt auf Massenseminare setze man auf die individuelle Kundenbetreuung: "Bei uns ist auch der zweite oder dritte Besuch des Außendienstes kostenlos", sagt Reininger. 2010 werde man mit umfassender Kundenbetreuung die Einführung einer neuen Gerätegeneration, die speziell auf die zukünftigen §-57a-Erfordernisse abgestimmt sei, auf den Markt bringen. Der Innsbrucker Werkzeughändler Pichler, seit acht Jahren Partner von Texa, will Werkstätten den Einstieg in die Diagnosetechnik so einfach wie möglich machen. "Neben Vorführungen vor Ort werden die Geräte persönlich geliefert, in Betrieb genommen und die Mitarbeiter eingeschult", erklärt Cyrill Wyss, Leiter der Diagnoseabteilung. Er empfiehlt seinen Kunden zwei-bis dreitägige Schulungen am deutschen Firmensitz von Texa. Als Ergänzung gibt es neuerdings regionale Nachmittagsseminare: "Die Erstveranstaltung in Kärnten war ein voller Erfolg", berichtet Wyss von "nahezu ausverkauftem Haus."

Kompetenz vom Hersteller

Bosch ist seit Langem für sein umfassendes Schulungsprogramm bekannt. 2009 gab es über 100 verschiedene Kurse für den Automotive Aftermarket. Im deutschen Plochingen betreibt Bosch einen besonders großzügigen Standort, doch auch in Wien steht ein eigenes "Service Training Center" zur Verfügung. Der Bremsbelagspezialist TMD Friction punktet seit 2007 mit seiner "Bremsenakademie", die heuer auch in Österreich gestartet wurde. 2010 wird die gegen einen "symbolischen Beitrag" zugängliche Akademie erneut in der Alpenrepublik Station machen. Ort und Termin werden noch bekannt gegeben. Honeywell, mit den Marken Bendix und Jurid am Bremsenmarkt präsent, hat Schulungspakete für Pkw- und Nutzfahrzeuganwendungen geschnürt. Die Inhalte sind auf Werkstätten, Berufs-und Meisterschulen, aber auch auf Sachverständige und den Handel zugeschnitten. Schaeffler widmet seine Seminare den Themen Ventilsteuerung, Riementrieb und Radlager sowie Kupplungen-und Ausrücksysteme. Vom Lehrling bis zum Sachverständigen wird die -mit einem Zertifikat bestätigte und in der Regel kostenlose - Wissensvermittlung an den unterschiedlichen Zielgruppen orientiert. Europaweit wurden im Vorjahr 550 Schulungen mit rund 16.000 Teilnehmern durchgeführt. Konzernmitglied Ruville, hat einen umfassenden Trainingskatalog zusammengestellt. Von Basisinformationen zu Fahrwerk-und Lenkungsteilen bis hin zu Schadensbildern und deren Ursachen finden sich darin zahlreiche, jeweils auf maximal 12 Personen beschränkte Module.

Einsparungen statt Mehrkosten

"Ist ein Mitarbeiter im Umgang mit seinem Werkzeug sicher, wird es für ihn von einem lästigen Umstand zu einer wirklichen Arbeitserleichterung", weiß Mag. Alexandra Saje, Marketing Managerin von Vector. In diesem Sinne bringt Vector seinen Kunden die Betriebssoftware "Car Dealer Package" näher. "EDV kostet nur dann Geld, wenn sie nicht richtig genutzt wird", verweist Saje auf die vielfältigen Einsparungen-und Rationalisierungsmöglichkeiten. Erläutert werden diese in zentralen Schulungen sowie eintägigen Workshops vor Ort. "Fliegendes Klassenzimmer", sagt Motiondata schmunzelnd zu jenen Schulungen, die regelmäßig im Grazer Stammhaus und in den westlichen Bundesländern abgehalten werden. Außerdem gibt es individuelle Trainings direkt im Autohaus. "Diese Vorortschulungen ermöglichen nicht nur ein Arbeiten mit bekannten Datenbeständen, sonder erhöhen auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Geschäftsprozess", berichtet Marketingleiterin Mag. Elke Wolf.

Investitionen in Weiterbildung

Mit einem nagelneuen, 450 Quadratmeter großen Kompetenzzentrum in der Niederlassung Wien-Süd kann Würth aufwarten. Dort sollen Kunden zu Themen wie Werkstattausrüstung, Kleinschadensreparatur oder Fahrzeugpflege geschult werden. Verkaufsleiter Alexander Nuss rechnet schon in der Anfangsphase mit mindestens 150 Teilnehmern pro Jahr. Darüber hinaus stehen in den Filialen Dornbirn, Innsbruck, Graz, Klagenfurt, Salzburg, Linz und St. Pölten Schulungsräume zur Verfügung. "Individualität wird immer wichtiger", beobachtet Alfred Rieder, Kfz-Geschäftsbereichsleiter von Berner. Die entsprechend gestalteten Kurse des Unternehmens beschäftigen sich mit Diagnose- und Klimatechnik, Karosseriearbeiten sowie -ab dem kommenden Jahr -Ladungssicherheit und Scheibenreparaturen. Mit Autoglas von Sekurit fest im Sattel ist Saint-Gobain Autover. "Gerade in schwierigen Zeiten sind Aus-und Weiterbildung wichtig für stabile Kundenbeziehungen", betont Thomas Hermanky, der bei der österreichischen Landesgesellschaft für die Schulung von Kunden und Kollegen verantwortlich ist. Die Inhalte reichen von der richtigen Argumentation im Verkaufsgespräch über Reklamationsbearbeitung und -vermeidung bis hin zu technischen Innovationen. Dazu zählen beispielsweise Head Up Displays, die Informationen direkt vor dem Fahrer in die Windschutzscheibe spiegeln.

Seminare im Fokus

Als "fixen Bestandteil unseres Konzepts" bezeichnen Markus Roller und Gerhard Weiss, Gründer des Gebrauchtwagenimporteurs GWi, ihr Trainingsangebot. Geleitet vom Branchenkenner Siegfried Nerath, fanden im Herbst in Krems die ersten drei Termine der "GWi Akademie" statt. 2010 soll das Angebot erweitert und auf andere Bundesländer ausgedehnt werden. Ob Diagnosegerät, Betriebssoftwareoder die richtige Verkaufstaktik: Schulungen leisten einen entscheidenden Beitrag zum Geschäftserfolg. Sie müssen aber auch angenommen werden. Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist dafür unabdingbare Voraussetzung.