Dass in der Autobranche viele Fragen offen sind, bewies der Besucherrekord bei der Mitte Februar in Linz abgehaltenen Fachgruppentagung von Fahrzeughändlern und Fahrzeugtechnikern. Die Antworten fielen freilich höchst unterschiedlich aus: Das Spektrum reichte von ungebrochenem Optimismus bei Gremialobmann Adolf Seifried ("Die Stimmung ist sowohl bei Privatpersonen als auch bei den Firmenkunden deutlich besser geworden") bis zu eher düsteren Zukunftsprognosen bei Gastredner Mag. Andreas Zederbauer.

Aufruf zum Umdenken

"Die Ertragslage ist seit Jahren schlecht, sodass es die Branche im Bonitätsranking der Banken auf Platz 50 von 50 geschafft hat", so die Bestandsaufnahme von Zederbauer. Entsprechend schwierig sei die Aufnahme von Fremdkapital. Hinzu komme die sich abzeichnende Verbreitung von Elektroautomobilität, automatisiertem Fahren, Online-Direktvertrieb und alternativen Mobilitätsdienstleistungen. Auf Hilfe von den Herstellern zu warten, sei zu wenig, argumentierte Zederbauer: Um gegenzusteuern, dürfe man nicht davor zurückschrecken, die grundlegende Firmenstruktur zu überdenken. "Es ist beispielsweise ein Trugschluss, dass man nur durch einen Händlervertrag auch zumWerkstattgeschäft kommt", meinte der branchenerfahrene Unternehmensberater. In vielen Fällen sei aber ein Redimensionierungsplan unvermeidbar: Das Ziel derartiger Planungen sei üblicherweise ein wesentlich kleineres, aber gewinnbringendes Unternehmen.

Kampf gegen Schwarzarbeit

"Der Kampf gegen unerlaubte Gewerbeausübungen ist für uns einer der Schwerpunkte des Jahres 2016", unterstrich Innungsmeister Jörg Silbergasser. Zudem werde man allen Mitgliedern mit einem kostenlosen Produkt-und Dienstleistungsverzeichnis im Internet die digitale Kundenansprache erleichtern. Moderne Kundenkommunikation versprach auch der Garantiespezialist Real Garant, der beim Kfz-Tag seine neue App sowie innovative Wartungspakete zur langfristigen Kundenbindung vorstellte.

Wünsche an die Politik

Politikwissenschafter Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier brachte den Tagungsteilnehmern schließlich näher, wie politische Entscheidungsprozesse funktionieren. "Sie brauchen ein gutes Image, eine klare Botschaft und thematische Kompetenz", lautete sein Ratschlag an die Branchenvertreter. Die hatten naturgemäß den einen oder anderen Wunsch an die Politik parat, zum Beispiel einen "Umweltbonus" bei der motorbezogenen Versicherungssteuer, der nach dem Willen von Gremialobmann Seifried die Bestandsumstellung auf CO 2-ärmere Fahrzeuge beschleunigen soll. (HAY)