Die 300 Teilnehmer am Tag der oberösterreichischen Kfz-Wirtschaft
mussten sich entscheiden: Glauben sie an eine Besserung der
Kfz-Konjunktur, ändern sie ihre Strukturen -oder planen sie überhaupt
den Ausstieg aus der Branche?
Dass in der Autobranche viele Fragen offen sind, bewies der
Besucherrekord bei der Mitte Februar in Linz abgehaltenen
Fachgruppentagung von Fahrzeughändlern und Fahrzeugtechnikern. Die
Antworten fielen freilich höchst unterschiedlich aus: Das Spektrum
reichte von ungebrochenem Optimismus bei Gremialobmann Adolf Seifried
("Die Stimmung ist sowohl bei Privatpersonen als auch bei den
Firmenkunden deutlich besser geworden") bis zu eher düsteren
Zukunftsprognosen bei Gastredner Mag. Andreas Zederbauer.
Aufruf zum Umdenken
"Die Ertragslage ist seit Jahren schlecht, sodass es die Branche im
Bonitätsranking der Banken auf Platz 50 von 50 geschafft hat", so die
Bestandsaufnahme von Zederbauer. Entsprechend schwierig sei die
Aufnahme von Fremdkapital. Hinzu komme die sich abzeichnende
Verbreitung von Elektroautomobilität, automatisiertem Fahren,
Online-Direktvertrieb und alternativen Mobilitätsdienstleistungen.
Auf Hilfe von den Herstellern zu warten, sei zu wenig, argumentierte
Zederbauer: Um gegenzusteuern, dürfe man nicht davor zurückschrecken,
die grundlegende Firmenstruktur zu überdenken. "Es ist beispielsweise
ein Trugschluss, dass man nur durch einen Händlervertrag auch zumWerkstattgeschäft kommt", meinte der branchenerfahrene
Unternehmensberater. In vielen Fällen sei aber ein
Redimensionierungsplan unvermeidbar: Das Ziel derartiger Planungen
sei üblicherweise ein wesentlich kleineres, aber gewinnbringendes
Unternehmen.
Kampf gegen Schwarzarbeit
"Der Kampf gegen unerlaubte Gewerbeausübungen ist für uns einer der
Schwerpunkte des Jahres 2016", unterstrich Innungsmeister Jörg
Silbergasser. Zudem werde man allen Mitgliedern mit einem kostenlosen
Produkt-und Dienstleistungsverzeichnis im Internet die digitale
Kundenansprache erleichtern. Moderne Kundenkommunikation versprach
auch der Garantiespezialist Real Garant, der beim Kfz-Tag seine neue
App sowie innovative Wartungspakete zur langfristigen Kundenbindung
vorstellte.
Wünsche an die Politik
Politikwissenschafter Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier brachte den
Tagungsteilnehmern schließlich näher, wie politische
Entscheidungsprozesse funktionieren. "Sie brauchen ein gutes Image,
eine klare Botschaft und thematische Kompetenz", lautete sein
Ratschlag an die Branchenvertreter. Die hatten naturgemäß den einen
oder anderen Wunsch an die Politik parat, zum Beispiel einen
"Umweltbonus" bei der motorbezogenen Versicherungssteuer, der nach
dem Willen von Gremialobmann Seifried die Bestandsumstellung auf CO
2-ärmere Fahrzeuge beschleunigen soll. (HAY)