Wie bewerten Sie Ihre Geschäfts- sowie die allgemeine Marktentwicklung im Rückblick 2024 und im Ausblick 2025?
Daniel Kapeller, AkzoNobel: Das Geschäftsjahr 2024 war geprägt von Stabilität auf hohem Niveau. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und Inflation ist der Reparaturmarkt robust geblieben – Blech wird weiterhin gemacht. Wir konnten Marktanteile ausbauen, neue Partner gewinnen und bestehende Kunden noch enger begleiten. Als sehr erfolgreich bewerten wir die Zusammenarbeit mit Instadrive! Unsere nachhaltigen Reparaturansätze wirken sich auf die gesamte Lieferkette positiv aus, auch im Hinblick auf eine nachhaltige Reparatur – vom Schadenmanagement bis zur Fahrzeugübergabe. Ein echtes Highlight ist dabei der PPA – unser Paint PerformAir. Diese Technologie setzt neue Maßstäbe in der Branche. Viele unserer Kunden nutzen bereits den PPA und besetzen dadurch eine starke Position zugunsten von mehr Aufträgen. Damit sind sie für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Das Jahr 2025 sehen wir als Jahr der Transformation – Effizienz, Digitalisierung und Partnerschaft stehen im Fokus. Das bedeutet, wer schlank aufgestellt ist und echten Mehrwert liefert, wird punkten. Und genau da setzen wir an.
Marco Windbüchler, Axalta: Für Axalta Österreich war das Jahr 2024 ein außerordentlich erfolgreiches Jahr. Wir konnten in einem doch etwas angespannten Markt unsere Position weiter ausbauen und einige Neukunden begrüßen. Für das Jahr 2025 bin ich etwas vorsichtig mit meiner Euphorie, da es meines Erachtens ein etwas volatileres Jahr werden könnte. Da wir allerdings schon wieder einige Produktinnovationen und digitale Tools in der Pipeline haben, freue ich mich schon auf die nächsten Monate.
Daniel Kohler, BASF: Rückblickend auf das erste Halbjahr 2024 können wir von einer robusten Marktentwicklung mit deutlich positiver Entwicklung für viele unserer Kunden und Partner sprechen. Nach dem Sommer, insbesondere im vierten Quartal, trübten sich die Aussichten jedoch ein. Wir beobachteten einen Rückgang der Nachfrage im Bereich Nutzfahrzeuge sowie geringere Vorlaufzeichen für die Reparaturen von Personenkraftwagen. Für 2025 erwarten wir, obwohl wir einen zurückhaltenden Start ins Jahr hatten, nun positive Anzeichen für eine spürbare Erholung im März. Insgesamt rechnen wir über das Jahr 2025, sowohl im Pkw- als auch im Nutzfahrzeugmarkt, mit moderatem Wachstum. Was unsere eigene Geschäftsentwicklung im Jahr 2024 betrifft, sind wir sehr zufrieden mit dem Erreichten. Die positive Kundenbilanz ist das Ergebnis harter Arbeit des gesamten Teams, auf das wir stolz sind. Für 2025 sind wir ehrgeizig und freuen uns auf das, was kommt. Unser Fokus liegt auf Innovationen, die Mehrwert für unsere Kunden und Partner schaffen. Gemeinsam mit unserem Team möchten wir daher auch im Jahr 2025 weitere Neukunden von uns überzeugen. Das ist unser Anspruch und der Weg, den wir in Zukunft verfolgen werden.
Manuel Weismann, Lack & Technik: Die Marktentwicklung 2024 war besser als erwartet. Wir konnten mit unserem wirtschaftlichsten Lackprodukt Cromax Pro, EZ+ und Challenger 28 neue Betriebe 2024 gewinnen. Dies hat wesentlich zu unseren mehr als positiven Zahlen stark beigetragen. Die Auslastung der Karosserie- und Lackierbetriebe war das gesamte Jahr 2024 über sehr gut. Im ersten Quartal 2025 konnten wir bereits acht Betriebe mit unseren wirtschaftlichen Lacksystemen gewinnen. 2025 sehen wir in der Reparatur ebenfalls wieder sehr positiv entgegen, da viele gebrauchte Fahrzeuge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten lieber repariert anstatt ausgetauscht werden.
Christian Loidolt, PPG: Die Marktentwicklung wird von unseren Kunden als herausfordernd beschrieben, sowohl 2024 als auch 2025.
Reparatur statt Tausch: Was bedeutet dieser Trend für Sie als Lackhersteller bzw. -lieferant?
Kapeller: Der Trend „Reparatur statt Tausch“ bestätigt genau das, wofür wir seit Jahren stehen: Qualität, Handwerk und Nachhaltigkeit. Unsere Kunden werden so ausgebildet, dass sie ihre Meisterstunde wieder verkaufen können. Denn genau darin liegt der Wert: Facharbeit anstatt reinem Teiletausch. In unserem Schulungs- und Ausbildungszentrum in Elixhausen setzen wir ganz bewusst auf Reparatur statt Tausch. Dort werden Karosserie- und Lackierfachkräfte gezielt ausgebildet – mit dem Fokus auf effiziente, nachhaltige und qualitativ hochwertige Reparaturmethoden. Zusammen mit Partnern wie Instadrive zeigen wir, wie moderne Reparaturlösungen über die gesamte Lieferkette hinweg einen echten Mehrwert schaffen – wirtschaftlich und ökologisch.
Windbüchler, Axalta: Persönlich sehe ich diesen Trend absolut positiv: weg von der Tausch- bzw. klassischen Wegwerfgesellschaft, hin zur Reparatur bzw. Wiederverwertung. Für uns als Lackhersteller sehe ich das im Autoreparaturbereich sehr neutral, da im Normalfall eine Karosseriereparatur so oder so einen Lackieraufwand beinhaltet. Allerdings geht es hier um die Emissionen des gesamten Reparaturprozesses von der Fahrzeugübernahme bis zur Übergabe. Axalta war hier vor knapp zwei Jahren Unterstützer einer Studie des Fraunhofer Instituts. Mit dem Ergebnis, dass Reparaturen zwischen 40 und 60 Prozent weniger CO2-Emissionen als der Austausch von Teilen verursachen. Beschaffung, Energieverbrauch, Abfall und Entsorgung sind für die Werkstätten wesentliche Hebel, CO2 einzusparen.
Kohler, BASF: Der Trend zur Reparatur statt Tausch hat für uns als Lackhersteller und -lieferanten weitreichende Auswirkungen. Er wird derzeit intensiv auf Messen in der DACH-Region diskutiert und führt zu einer steigenden Nachfrage nach Reparaturmaterialien und -lacken. Allerdings müssen wir auch die Herausforderungen im Umgang mit Gebrauchtteilen berücksichtigen, da viele Parameter wie der Zustand der Teile, die Instandsetzung und die Garantie noch offen sind. Der Zeitaufwand für die Vorbereitung gebrauchter Teile ist zudem höher, was in der Praxis nicht zu vernachlässigen ist. Trotz dieser Herausforderungen sehen wir in der nachhaltigen Betrachtung ein großes Einsparungspotenzial, insbesondere in Bezug auf CO2-Emissionen durch die geringere Produktion von Neuteilen. Es ist für uns entscheidend, dass wir Produkte entwickeln, die eine qualitativ hochwertige Reparatur ermöglichen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht werden.
Weismann, Lack & Technik: Dieser Trend ist für uns mehr als wünschenswert. Er hilft den Betrieben, Arbeitszeit anstatt Teile zu verkaufen. Das schützt die Umwelt und erzeugt weniger Totalschäden, die ins Ausland gehen und repariert möglicherweise wieder bei uns auf den Markt kommen.
Loidolt, PPG: Das bedeutet in erster Linie, dass sich die angewendeten Produkte und teilweise Prozesse ändern. Hierfür sind wir als PPG sehr gut vorbereitet. Wir evaluieren mit dem Kunden gemeinsam dessen Prozesse und arbeiten daran, sie zu verbessern und effizienter zu machen. Das machen wir auf Wunsch in unserem Schulungszentrum in Salzburg, aber auch in den jeweiligen Betrieben vor Ort.
Das Reparaturaufkommen ist nach wie vor hoch, gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel. Wie reagieren Ihre Kunden auf diesen Umstand bzw. wie können Sie hier unterstützend wirken?
Kapeller, AkzoNobel: Der Schmerz ist real: Die Werkstätten sind voll, aber das Personal fehlt. Unsere Antwort: Wir investieren gezielt in die Sichtbarkeit und Attraktivität des Berufsbildes – unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Influencern, die junge Menschen wieder für das Handwerk begeistern. Sichtbarkeit, Wertschätzung und echte Geschichten aus dem Arbeitsalltag sind heute entscheidend, um nachhaltig Nachwuchs zu gewinnen. Wir bringen das Thema in die Köpfe – nicht mit Broschüren, sondern mit Menschen.
Windbüchler, Axalta: Das Thema Fachkräftemangel ist leider nicht neu und das Fehlen des Nachwuchses im Lackierhandwerk wird auch weiterhin kritisch bleiben. Es wird zwar eine gewisse Marktkonsolidierung in den nächsten Jahren stattfinden und Fachkräfte freisetzen. Trotzdem sollten die Betriebe auf Lehrlingsausbildung im eigenen Haus setzen. Als Axalta unterstützen wir unsere Kunden mit einem umfassenden Schulungsangebot in unserer Axalta Refinish Academy. Speziell mit unserer mehrstufigen Axalta Lehrlingsakademie. Wir begleiten langfristig junge Menschen und auch Quereinsteiger in deren Ausbildung und festigen deren Know-how als drittes Standbein neben Schule und Beruf.
Kohler, BASF: Ein zentrales Anliegen ist uns die Ausbildung des Lackiernachwuchses, weshalb wir seit Jahren aktiv Berufsschulen und Lehrlingswettbewerbe unterstützen. Um dem Fachkräftemangel jedoch effektiver entgegenzuwirken, setzen wir bereits früher an. Deshalb haben wir das Projekt „BASF geht in die Schulen“ ins Leben gerufen. Dieses Projekt hat das Ziel, Schülern den spannenden Beruf des Karosseriebautechnikers näherzubringen und ihnen die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Bereich aufzuzeigen. Ein innovativer Ansatz, den wir dabei verfolgen, ist die Verwendung von SimSpray, einer Technologie, die es den Schülern ermöglicht, über VR-Brillen virtuell Karosserieteile zu lackieren. Diese moderne und interaktive Lernmethode kommt besonders gut bei der jungen Generation an und weckt ihr Interesse an dem Beruf. Die ersten Gespräche mit Schulen waren vielversprechend, und das Feedback der Schüler und Lehrkräfte war sehr positiv. Zudem konnten wir die Unterstützung der Landesinnung der Fahrzeugtechnik in Salzburg gewinnen, was unsere Bemühungen weiter stärkt. Zukünftig planen wir, weitere Gespräche mit Innungen zu führen, um den Beruf des Karosseriebautechnikers bekannter zu machen und noch mehr junge Menschen für eine Ausbildung in diesem Bereich zu begeistern.
Weismann, Lack & Technik: Fachkräfte im eigenen Betrieb ausbilden, das ist eine der Lösungen. Lack & Technik unterstützt unter anderem mit der Lack & Technik/WIFI Lehrlingsakademie, die auch immer besser angenommen wird.
Loidolt, PPG: Eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel so gut als möglich entgegenzuwirken, ist das Arbeiten an besseren Prozessen und einem höheren Automatisierungsgrad. Hier bieten wir von PPG sowohl im Thema Prozesse sowie auch in der Automatisierung sehr gute Lösungen für unsere Kunden. Zum einen bieten wir mit unserem MoonWalk eine automatische Lackmischanlage, und zum anderen mit unserem PPG Linq eine am Markt einzigartige, voll digitalisierte Farbtonfindungssoftware. Wichtig zu erwähnen ist, dass das Arbeiten an Prozessverbesserungen und Automatisierung auch dazu dient, dass zukünftige Fachkräfte sich einerseits noch fokussierter auf das attraktive Handwerk des Lackierens konzentrieren können und andererseits trotzdem auch alle Möglichkeiten der modernen Digitalisierung erleben.
Lacktechnologien werden immer nachhaltiger. Inwiefern nehmen Ihre Kunden nachhaltige Produkte in deren täglicher Arbeit an?
Kapeller, AkzoNobel: Nachhaltigkeit ist für unsere Kunden längst kein Nebenthema mehr, sondern Teil des Tagesgeschäfts. Und wir liefern, was sie dafür brauchen. Dabei sind für die Akzeptanz zwei Dinge notwendig: Aufklärung und Wirtschaftlichkeit. Das heißt: Verhält sich ein Produkt wie ein bewährtes Produkt und spart zusätzlich Energie, dann greifen die Kunden zu. Das zeigt sich auch beim Paint PerformAir: er überzeugt sofort in der Anwendung, der energetische Vorteil wird erst nach einer gewissen Zeit spürbar. Damit Kunden den später erkennbaren Energieeinspareffekt in ihre Bewertung miteinbeziehen, sind von unserer Seite Erklärungen notwendig. Das gleiche gilt für das Konzept Sustainable Repair Network (SRN). Die Vorteile werden erst später spürbar und es muss einiges an Vorarbeit geleistet werden. Wenn Betriebe aber SRN anwenden und zertifiziert sind, dann stellt sich bald ein positiver Aha-Effekt ein. Daher freuen wir uns besonders, dass wir in Österreich nach der Einführungsphase schon die ersten Betriebe für SRN gewinnen und zertifizieren konnten.
Darüber hinaus sehen wir eine starke Nachfrage nach VOC-reduzierten Systemen, energiesparenden Produkten und umweltfreundlicher Verpackung – wie etwa Weißblechdosen statt Plastik.
Windbüchler, Axalta: Da wir seit über 10 Jahren mit Low-Energy-Produkten der Vorreiter bzw. die Benchmark am Markt sind, ist Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Lackierprozess unser tägliches Brot aber auch unser USP. Im überwiegenden Teil nutzen unsere Kunden auch seit langem diese Produkte und konnten damit der Energiekostenentwicklung der letzten Jahre entscheidend entgegenwirken. Auch beim Zubehör greifen immer mehr Kunden auf unsere „grüne Linie“ zu. Bei Audurra bieten wir zum Beispiel recycelte Abdeckmaterialien oder auch Kunststoffreparatur-Sets an. Und die innovativen Flaschen in unserer vollautomatischen Mischanlage Axalta Irus Mix bestehen auch bereits zu 50 Prozent aus recycelten Kunststoffen und geben den Lack bis zum letzten Tropfen ab.
Kohler, BASF: Unsere Kunden nehmen nachhaltige Produkte zunehmend in ihren täglichen Arbeitsabläufen an, und das zeigt sich deutlich in der gestiegenen Nachfrage nach unseren ARAClass- und Pioneer-Produkten sowie der Reihe 100. Diese Produkte stellen das nachhaltigste Lackportfolio auf dem Markt dar. Durch den Biomassebilanzansatz ist es uns möglich, die CO2-Einsparungen pro Kunden auszuweisen und in Form von Zertifikaten aufzuzeigen und zu dokumentieren.
Das wird von unseren Kunden sehr geschätzt. Ein weiteres Beispiel ist die neue Reihe 100-MixingClears, mit denen wir die Einsparungen auch bei dieser Produktlinie messen können. Zudem weist die Produktgruppe der Reihe 100 den niedrigsten VOC-Gehalt im Markt auf, was für viele Kunden ein wichtiger Faktor ist. Darüber hinaus berücksichtigen wir bei der Verarbeitung Verfahren, die sowohl Energie als auch Kosten einsparen. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Frage der Produkte, sondern auch der Prozesse.
Wir helfen unseren Kunden dabei, ihre Lackierkabinen optimal zu nutzen und bieten Schulungen an, die den Mitarbeitenden helfen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen.
Unser Bodyshop BOOST-Assessment ist ein hilfreiches Tool, um den gesamten Werkstattbereich zu analysieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
Neu in unserem Angebot ist das Nachhaltigkeitsaudit: EcoRepairAssessment, das alle drei Säulen der Nachhaltigkeit einbezieht: ökologisch (zum Beispiel Müll- und Energiemanagement), ökonomisch (wirtschaftliche Kennzahlen) und sozial (Ausbildung der Mitarbeitenden). Mit diesen Instrumenten sind unsere Kunden gut auf Anfragen von Kunden vorbereitet, die der CSRD unterliegen. Wir begleiten die Betriebe auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und unterstützen sie dabei, ihre Prozesse kontinuierlich zu verbessern.
Weismann, Lack & Technik: Mittlerweile spricht sehr viel für Nachhaltigkeit. Im Lackbereich produziert Cromax in erster Linie mit Blick auf Nachhaltigkeit. Weniger Lackverbrauch, nur 1,5 Spritzgänge ohne Ablüften bei Basislack und Klarlack, und nahezu keine Temperatur in der Trocknung mehr notwendig – das Ganze bei gleicher Geschwindigkeit und Qualität bei 20 °C anstatt 60 °C. Die Kunden sind begeistert.
Loidolt, PPG: PPG bietet Produkte an, die nachhaltig sind. Diese werden von unseren Kunden sehr gut angenommen.