Locky, TeslaCrypt oder GoasomCrypt: So heißen Computerviren, die in immer größerer Zahl im Internet kursieren. Gemeinsam haben sie, dass sie infizierte Systeme verschlüsseln und für den Nutzer unzugänglich machen -so lange, bis diese einer digitalen Lösegeldforderung nachkommen. Bezahlt wird in der Regel über die nicht nachvollziehbare Internetwährung Bitcoin. Eine Garantie, dass die Erpresser den von ihnen angerichteten Schaden wie versprochen wieder gut machen, gibt es nicht.

All das ist vielen Menschen nur aus den Medien bekannt. Wie real die von sogenannter "Ransomware" ausgehende Gefahr auch für Klein-und Mittelbetriebe ist, beweist jedoch ein aktueller Fall aus Niederösterreich: Das Autohaus Scheibelhofer wurde Mitte Jänner Opfer einer Hacker-Attacke.

Nächtlicher Angriff

Als Karl Scheibelhofer eines Morgens die EDV hochfuhr, traute er seinen Augen nicht: Zahlreiche Systembereiche konnten nicht mehr aufgerufen werden. "Wir konnten zwar Daten aus dem Backup wieder herstellen, doch war dies für die drei Datenbanken mit den Auftragsdaten unserer Standorte nicht möglich", berichtet der Chef von drei Toyotaund Fiat-Autohäusern, in denen jährlich rund 300 Fahrzeuge abgesetzt werden. Einer der 30 Mitarbeiter dürfte den Verschlüsselungstrojaner unwissentlich über einen Mailanhang eingeschleust haben. Das Schadprogramm gab allen betroffenen Dateien neue Namen -praktischerweise gleich einschließlich der Mailadresse des Erpressers.

Anonyme Kommunikation

"Nach der Eindämmung der betroffenen Komponenten und dem erfolglosen Einsatz diverser Entschlüsselungsprogramme entschieden wir uns dafür, mit dem Erpresser via Mail Kontakt aufzunehmen", erzählt Scheibelhofer. Dazu wurde auf Anraten des IT-Betreuers ein anonymer Account bei einem freien Mailanbieter eingerichtet. Der Erpresser antwortete mit der Forderung, einen gewissen Betrag mittels Bitcoins zu begleichen. Als "Kompetenzbeweis" entschlüsselte er einige Dateien -erwartungsgemäß aber nicht jene Datenbanken, die für die Firma Scheibelhofer den größten Wert hatten. Notgedrungen erwarben die Erpressungsopfer Bitcoins auf einer einschlägigen Börse, was freilich mit einem mehrtägigen bürokratischen Aufwand verbunden war: "Unzählige Male mussten wir unsere Identität und die Glaubwürdigkeit unserer Zahlung mittels etlicher Dokumente vom Reisepass bis zur Gründerurkunde bestätigen", so Scheibelhofer. Der Erpresser wurde bereits ungeduldig - doch schließlich wurde das Geld überwiesen und der Täter kam seinem Versprechen der Entschlüsselung nach. Nicht ohne ein Schmunzeln berichtet Scheibelhofer, dass er darüber hinaus Tipps erhielt, wie er sich künftig vor derartigen Attacken schützen kann.

Machtlose Polizei

Hätte es für das Autohaus Scheibelhofer eine Alternative zur Begleichung der Forderungen gegeben?"Natürlich haben wir sofort die Bezirksstelle der Polizei eingeschaltet, die den Fall wiederum an das Bundeskriminalamt übergeben hat", sagt Scheibelhofer. Helfen konnte die Exekutive jedoch ebenso wenig wie in den zahllosen anderen Erpressungsfällen, die in den vergangenen Wochen und Monaten bekannt wurden. Potenziellen Opfern bleibe daher nur, größtmögliche Vorsicht walten zu lassen, warnt Scheibelhofer: "Vor allem müssen die Mitarbeiter darauf hingewiesen werden, dass keinesfalls der Anhang von verdächtigen E-Mails geöffnet werden darf." Hilfreich ist zudem eine konsequente Datensicherung. Einen hundertprozentigen Schutz können jedoch selbst die modernsten Firewalls, Anti-Spam-Systeme und Virenschutzprogramme nicht bieten.