Wie stellt sich die Marktsituation nach nunmehr eineinhalb Jahren Coronakrise dar?
Wir hatten das Glück, schon vorher sehr stark in der mobilen Organisation unserer Arbeit aufgestellt zu sein. Unsere Mitarbeiter hatten bereits alle Laptops und unser Customer Service Team kann von überall aus effektiv arbeiten. So haben wir die Winter-Konditionsgespräche fast nur digital durchgeführt, das hat reibungslos funktioniert. Die Krise hat der Digitalisierung im Unternehmen noch einen Boost gegeben. Zum Beispiel haben wir unsere Training Days heuer wieder absagen müssen – besonders bitter, wenn man wie wir mit dem Bridgestone Potenza Sport ein neues Benchmark-Produkt im UHP-Segment vorstellt. Aber wir haben dann ein starkes digitales Paket geschnürt: Mit eigenen Landing Pages, auf denen unsere Handelspartner virtuelle Touren durch den Aufbau des Reifens machen konnten, oder virtuell im Cockpit bei einem ehemaligen Formel 1-Piloten mitfahren. Das ist erfreulicherweise sehr gut angekommen.
Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie denn jetzt im kommenden Winterreifengeschäft?
Diese Prognose ist heuer noch deutlich schwieriger als sonst. Durch den späten Sommerreifentausch haben wir bislang noch relativ wenig Feedback aus dem Handel über die Restprofiltiefen. Man kann aber vermuten, dass jene, die 2020 mit Winterreifen durchgefahren sind, heuer neue Reifen brauchen werden; wir vertrauen jedenfalls darauf, dass der Bridgestone Blizzak LM005 auch heuer wieder stark nachgefragt wird.
Welche Auswirkungen hat denn ein Sieg in einem Reifentest, in Verkaufszahlen ausgedrückt?
In exakten Absatzzahlen ist das schwer festzumachen, aber gerade der Wintertest hat einen merkbaren Einfluss auf das Kaufverhalten der Endverbraucher in unserem Markt in Österreich. Im Sommer sind Endverbraucher vielleicht manchmal kompromissbereiter, für den Winter und die damit einhergehenden Bedingungen auf unseren Straßen gilt das jedoch nicht. Insgesamt ist der österreichische Reifenmarkt ein Markt für Premium-Reifen, auch in der Krise liegt der Premium-Anteil unter unseren Marken recht konstant bei zwei Dritteln.
Die Produktion läuft wieder zu 100 Prozent?
Unsere Pkw-Reifen für den europäischen Markt werden zu rund 95 Prozent in Europa produziert, da laufen derzeit alle Werke im normalen Vierschichtbetrieb.
Man hört, die Händler lagern wieder mehr ein – können Sie diesen Trend bestätigen?
Das stimmt und ist zum Teil nötigen Preiserhöhungen geschuldet, welche die meisten Anbieter durchgeführt haben. Ich glaube, dass sich das wieder einpendeln wird und die Logistik weiterhin eine gewisse Herausforderung bleibt. Wir sind hier jedoch gut aufgestellt und planen langfristig, um einen bestmöglichen Service leisten zu können. Trotzdem arbeiten wir in diesem Punkt auch an Alternativprogrammen, die wir zu gegebener Zeit kommunizieren werden.
Wie sehen Sie die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Herstellern und dem Handel?
Unser Job ist es, ein hochwertiges Reifenangebot so zu gestalten, dass unsere Partner damit die Nummer 1 für ihre Kunden sind. Wir wollen dabei für möglichst jeden Endkunden das richtige Produkt auf jedem Kanal zur Verfügung stellen. Deshalb sind wir auf allen Vertriebskanälen präsent – vom Autohaus über den Fachhandel bis zum kleinen Reifenbetrieb. Wir glauben, das erfolgreiche Geschäft wird auch in Zukunft nur mit dem Handel gemeinsam erfolgen. Beide Seiten sind auf konstruktiven, offenen Austausch angewiesen. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns im Sinn unseres heurigen Jubiläumsjahres – Bridgestone besteht seit 90 Jahren – breit angelegte Gespräche mit den Kunden zur Marktentwicklung vorgenommen. Auch wir teilen in diesen Gesprächen unsere Sicht der Zukunft mit den Partnern und wollen zusammen die richtigen Learnings ziehen, um gemeinsam langfristig am Markt erfolgreich zu sein.