Es sind oft Kleinigkeiten, die an einem Tag wie diesemüber Erfolg oder Misserfolg entscheiden: Wenn beispielsweise die Charts während der Rede zu spät eingespielt werden, die Mikrofone nicht funktionieren oder die eine oder andere Frage nicht detailliert genug beantwortet wird. Denn einige Journalisten und wohl auch einige Analysten, die an diesem Tag im Mai beim Jahrespressegespräch in Wolfsburg sitzen, warten nur auf Ausrutscher, auf Unklarheiten und ähnliche Dinge.
Eines vorweg: Es hat alles geklappt. Und doch ist auch im nüchternen Saal in Wolfsburg unverkennbar, dass Volkswagen seit dem Platzen der Diesel- Affäre im September 2015 viel vom einstigen Nimbus verloren hat - wobei Österreich im Vergleich mit anderen Staaten exzellent da steht. Trotz aller Turbulenzen, denen sich Europas größter Autohersteller nachden Mogeleien in den USA stellen musste, ist der Marktanteil in Österreich konstant bei rund 17 Prozent geblieben.
Das weiß natürlich auch Dr. Herbert Diess: Er ist nicht nur Vorstand der Marke Volkswagen (und steht damit eine Stufe unter Konzernvorstand Matthias Müller), sondern sitzt auch im Aufsichtsrat der Porsche Holding Salzburg. "Ich bin stolz und begeistert von der Rolle, die sie in Österreich spielt und nütze diese Argumente auch, wenn es um den Austausch mit der deutschen Handelsorganisation geht", sagt er nach der zweistündigen Konferenz im Exklusiv-Interview mit "AUTO&Wirtschaft". "Selbst in der Dieselkrise hat VW seinen Marktanteil inÖsterreich gehalten, wenn nicht sogar ausgebaut. Das ist beachtlich."
Abarbeitung der Rückrufe in Österreich sehr schnell
Die Porsche Holding sei als Whole-Sale-Organisation für Volkswagen sehr nützlich. Ob an eine weitere Verlagerung der weltweiten Vertriebs-Verantwortung nach Salzburg gedacht sei? "Wie Sie wissen, hat die PHS im Vorjahr auch die Verantwortung in Malaysia übernommen. Heuer haben wir einen Teil des Retails in Schweden und Frankreich an die PHS verkauft", analysiert Diess und begründet diesen Schritt auch gleich: "Die Porsche Holding Salzburg ist im Retail mindestens so gut, wie es die Marke VW selbst kann. Weitere Möglichkeiten zur Ausweitung sind derzeit aber nicht geplant."
Auch in einer weiteren Hinsicht ist Diess mitÖsterreich sehr zufrieden, nämlich mit den Rückrufen, die nach dem Diesel-Skandal notwendig wurden: "In Österreich ist die Abarbeitung der Rückrufe ziemlich gleichauf mit Deutschland, wo etwa drei Viertel der Fahrzeuge bereits zum Software-Update in den Werkstätten waren." Damit befinden sichbeide Länder weit über dem Schnitt: "Weltweit liegt der Anteil etwa bei der Hälfte. Wir wollen den Rückruf bis Jahresende beendet haben."
Diesel-Marktanteil sinkt in ganz Europa
Immerhin sei der Marktanteil des Diesels in Europa in den vergangenen Jahren jeweils um 3 Prozent gesunken: "Dieses Phänomen gibt es nicht erst seit heuer. Eine Ausnahme ist interessanterweise Österreich." Damit will der Wolfsburger Hersteller das Thema, das sämtliche Konzernmarken seit fast zwei Jahren massiv beschäftigt, endlich abhaken und sich der Zukunft widmen. Auch da gibt es genug zu tun, denn bei VW wird sich -so viel ist klar - in den kommenden Jahren extrem viel tun. 2016 sei ein Jahr der Transformation gewesen, meint Diess. Man habe sich klare Ziele gesetzt: "Wir wollen unsere Position als führender Volumenhersteller zurückerobern und bis 2020 eine operative Umsatzrendite von mindestens 4 Prozent erreichen. Bis 2025 wollen wir auch die Führung beim voll vernetzten, voll elektrischen Auto übernehmen und die Rendite auf 6 Prozent steigern." Man dürfe nicht vergessen, dass die Marke Volkswagen, wenn man China nicht mitrechne, seit 2012 nicht gewachsen sei. "Doch wir müssen höhere Fixkosten tragen. Für VW ist es sehr wichtig, signifikante Marktanteile zu erreichen, um profitabel zu sein. Entscheidend dafür ist vor allem der Zukunftspakt, den wir mit dem Betriebsrat geschlossen haben. Wir sind uns einig, dass an den deutschen Standorten erhebliche Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen notwendig sind."
Weniger Modelle, weniger verschiedene Versionen
Eines der wichtigsten Themen in diesem Bereich ist die unglaubliche Vielfalt bei den einzelnen Modellen: "Wir haben schon jetzt deutlich weniger Komplexität als früher. Beim Golf beispielsweise haben wir 40 Prozent der Motor-und Antriebsvarianten reduziert. Aber auch Ausstattungsumfänge, die nicht so gefragt waren, haben wir rausgenommen."
Nun soll es auch einigen Modellen an den Kragen gehen: Wie es aussieht, bekommen sowohl der Beetle als auch der Scirocco keinen Nachfolger. "Natürlich sind das emotional ansprechende Fahrzeuge. Autos dieser Art wird es auch weiter geben, auch wenn sie anders heißen werden: So sieht zum Beispiel der T-Roc sehr emotional aus."
Nun habe man einen Großteil der Ressourcen, die durch eine Neuentwicklung der genannten Modelle gebunden waren, in volumen-und ertragsstarke Fahrzeuge umgeleitet. "Rechnet man alle Regionen zusammen, so haben wir die größte Produktoffensive in der Geschichte von VW gestartet."
"Wollen Weltmarktführer bei Elektroautos werden"
Das betrifft vor allem auch Elektrofahrzeuge: "Wohin die Zukunft geht, haben in den vergangenen Monaten drei Studien gezeigt: I.D., I.D. Buzz und I.D. Crozz." Insgesamt sollen ab 2020 vier E-Autos auf den Markt kommen. Preislich soll es bei weniger als 30.000 Euro losgehen. So will VW das Ziel, bis 2025 Weltmarktführer in der Elektromobilität zu werden, erreichen und anderen Unternehmen wie etwa Tesla das Wasser abgraben.
"Das bedeutet, dass wir mehr als eine Million E-Autos pro Jahr verkaufen wollen", sagt Diess. Vor allem in China will man gemeinsam mit strategischen Partnern sehr rasch große Skalen erreichen.
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