A&W: Welche Veränderungen durch die Pandemie-Maßnahmen waren im abgelaufenen Jahr am prägendsten?
Dr. Marcus Söldner: Wie die gesamte Branche beobachten wir eine Verschiebung hin zum Gebrauchtwagengeschäft, sodass es zu Kompensationseffekten kam. Dabei ist bemerkenswert, dass die Abschlussquoten unserer Garantieverlängerungen gestiegen sind. Denn beim Endverbraucher ist das Sicherheitsbedürfnis nun ausgeprägter als vor der Pandemie, was sich in einer höheren Bereitschaft zeigt, eine Reparaturkostenversicherung abzuschließen bzw. eine Garantie beim Händler zu erhalten. Um unsere Kundenkontakte zu pflegen und die gewohnte Betreuung zu gewährleisten, nutzen wir digitale Angebote wie Videokonferenzen, wenn ein persönlicher Kontakt nicht möglich ist. Insgesamt hat die Corona- Pandemie einmal mehr bestätigt, wie wichtig gute Kundenbindung ist: Treue Kunden sorgen auch in schwierigen Zeiten für Umsatz und Ertrag. Besonders Garantieprodukte mit langen Laufzeiten oder Garantien, die jährlich verlängerbar sind, sorgen nachweislich für eine langfristige Kundenbindung.
Wie lauten Ihre Erwartungen und Pläne für 2021?
Söldner: Ein Ausblick für das Jahr 2021 ist schwer zu geben. Wir befinden uns mit dem Handel im gleichen Boot. Es gilt, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Allerdings gibt es auch Chancen: Neben dem Sicherheitsbedürfnis der Verbraucher hat sich auch der Trend zum eigenen Auto wieder verstärkt. Das sind Voraussetzungen, die wir in die Produktentwicklung einfließen lassen. Im Fokus stehen z. B. Kundenkontaktprogramme für Kunden, die noch keine Garantie-oder Reparaturkostenversicherung abgeschlossen haben. Wir werden 2021 weitere Loyalisierungsprodukte mit zusätzlichen Leistungskomponenten anbieten. Außerdem arbeiten wir an Produkten, die intelligent in Finanzierungsverträge integriert sind sowie an der Optimierung unserer Produkte für Hybrid-und Elektrofahrzeuge. Im Übrigen feiern wir 2021 unser 50. Jubiläum -ein Anlass, uns bei allen Partnern für das Vertrauen zu bedanken und unseren Blick noch stärker auf die Zukunft zu richten.
Wie haben sich Schadensquoten, Schadenshöhen und die Schadensliste im Jahr 2020 entwickelt?
Söldner: 551 Euro - das waren die durchschnittlichen Kosten für die Reparatur eines Schadensfalls im Jahr 2019. Für das Jahr 2020 lag dieser Wert bei 573 Euro, das bedeutet eine Steigerung um vier Prozent bzw. 22 Euro. Die aktuelle Auswertung zeigt damit, dass die Tendenz zu steigenden Reparaturkosten weiterhin anhält.
Bei der Schadensregulierungssumme zeigt sich das gleiche Bild wie 2019. Sowohl bei den Gebraucht- als auch bei den Neuwagen steht auf Platz 1 der teuersten Schäden mit einem Anteil von über 20 Prozent der Motor, gefolgt von der Kraftstoffanlage. Die häufigsten Defekte erleidet bei Gebrauchtwagen die Kraftstoffanlage. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die elektrische Anlage und der Motor. Das gleiche Bild zeigt sich bei Neuwagen, nur folgt hier auf Platz3 statt des Motors die Komfortelektrik.
Wie bewerten Sie das Garantiegeschäft für E-Mobilität, Stichwort: Batterien?
Söldner: Die Versicherung von elektrifizierten Fahrzeugen inklusive der Batterien und die damit verbundene Qualitätsaussage bieten enorme Chancen zur Sicherung des Fahrzeugabsatzes. Wenn der Kunde sich mit einer Garantie abgesichert weiß, ist die Hemmschwelle geringer, sich für ein solches Fahrzeug zu entscheiden. Aufgrund der steigenden Relevanz von Elektro-und Hybridfahrzeugen im GW-Markt arbeiten wir an neuen Deckungskonzepten im Bereich der Hybrid-und Elektrokomponenten.