Er lebte im Flüchtlingslager, wechselte 40-mal den Job und ist
dennoch erfolgreich: Die Geschichte des Ali Mahlodji hat auch viel
mit der Autobranche zu tun.
Wenn ein Kind mit seinen Eltern schlagartig undüber Nacht vor
Revolutionsführer Khomeini aus Persien flüchten musste, durfte es
1982 in Österreich keine großen Erwartungen hegen. Auch das
Flüchtlingslager Traiskirchen kann da nicht als besondere Referenz
gewertet werden. Und wenn ein Junge wie Ali Mahlodji dann auch noch
die Schule abbricht, zu jobben beginnt und 40-mal den Job wechselt,
scheint es sich um eine gescheiterte Existenz zu handeln. Doch Ali
zeigt mit seiner vor fünf Jahren gestarteten Plattform
www.whatchado.com, wie man trotz aller Hürden zum erfolgreichen
Unternehmer wird.
Drei Jahre musste die Familie auf einen Asylbescheid warten. "Mit
zehn hatte ich noch alle meine Klamotten vom Roten Kreuz", sagt Ali.
Er weiß, wie schwer es ist, sich unter solchen Umständen
durchzusetzen. "Aber meine Eltern haben mir klar gemacht, wie wichtig
für mich die Sprache ist." Jetzt hält er vor den verschiedensten
Gremien -etwa auch zum Thema "Smart Commerce" vor dem Handelsverband
in Wien - jährlich rund 150 Vorträge und Impulsreferate. Denen man
nicht anmerkt, dass Ali einst wegen eines plötzlich aufgetretenen
Stotterns die Matura nicht schaffen konnte.
"Keine Ahnung, was sie wollen"
"Ich habe alles nebenberuflich nachgeholt." Mahlodji werkte in seinen
diversen Jobs etwa als Unternehmensberater und landete schließlich
beim Lehrberuf. "Da habe ich gemerkt, dass die Schüler keine Ahnung
hatten, was sie tun wollen." Denn diese bekommen extern immer viele
Ratschläge. "Mir hatte man früher zu einem Job in einer Bank geraten
-wegen deren Prestige." Seit der Pleite der Lehmann Brothers sei das
dann ganz andersgewesen. Da legte man ihm eine Bewerbung bei VW ans
Herz. "Auch dieses Image schaut heute ganz anders aus." So kam er auf
die Idee, querbeet erfolgreiche Leute über ihren Weg zum Erfolg zu
befragen -und diese Interviews ins Internet zu stellen.
Bisher kamen so knapp 6.000 kurze Videos als eine Art Handbuch kurzer
Lebensgeschichten zusammen. "Sie sollen den Jugendlichen helfen,
keine Angst vor der Zukunft zu haben."
Alis Rezept scheint zu funktionieren. Unterstützt wird er dabei von
rund 200 Partnern aus dem B2B-Bereich, deren Mitarbeiter über ihre
eigenen Einstellungen zum Lernen und zur Arbeit schildern.
"In unserem Hirn ist die Neugierde einprogrammiert." Mit seinen
Videos will er die Neugierde seiner Besucher befriedigen und die Lust
zum Lernen fördern. "Niemand zwingt ein Baby, seine Sprache zu
lernen. Niemand sagt ihm, es soll keine Fehler machen. Das kommt erst
später in der Schule." Dieses natürliche Lernbedürfnis sollte später
von jedermann bei jeder Arbeit berücksichtigt werden.
Homepage hat viele Besucher
"Dazu muss ich wissen, wie unser Gehirn funktioniert." Dies sei auch
bei der individuellen Jobauswahl von entscheidender Bedeutung. "In
einen Diesel fülle ich auch kein Benzin ein." Aus Alis Erfahrungen
wird den Jugendlichen zu wenig nahe gebracht, welche Tätigkeiten zu
ihnen passen und über welches Potenzial sie verfügen. Das gilt auch
später im Berufsleben -und auch bei jedem Jobwechsel. "Wir müssen die
Leute nicht dazu bringen, etwas gutzu tun, sondern etwas gerne zu
tun." Dies ist für ihn ein sicherer Weg, bei der Arbeit ohne
Kommandos und Belehrungen Fehler zu vermeiden. Inzwischen ist
Whatchado längst den Kinderschuhen entwachsen. 60 Mitarbeiter aus 15
Nationen betreuen monatlich rund eine Million Besucher dieses
Web-Portalsmit Sitz in Wien. Partner wie die Porsche Holding, BMW
oder Bosch nutzen die Möglichkeit, unter diesen Besuchern den einen
oder anderen interessanten Nachwuchs zu entdecken. Stolz kann Ali auf
20 internationale Auszeichnungen verweisen, in Brüssel wurde er zum
EU-Jugendbotschafter für alle unter30 ernannt. "Einst war ich ein
Fehler im System. Heute inspiriere ich weltweit Menschen, ihren
eigenen Weg zu gehen." Ihm ist es erfolgreich gelungen, nicht nur
Jugendlichen neue Perspektiven zu vermitteln.