Lediglich 300.000 Pkw-Neuzulassungen prophezeit Professor Dr. Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, heuer der heimischen Autobranche. Auch Deutschland sei "keine Insel der Seligen":

Das dortige Marktwachstum resultiere aus Herstellerzulassungen, Mietwagen, Flottenkunden und vor allem aus Eigenzulassungen der Händler. "Angesichts dessen könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Hersteller von einer Neuwagen-auf eine Gebrauchtwagenproduktion umstellen", lautete der launige Kommentar des "Autoprofessors", als er in Wien seine jüngste Studie vorstellte. Im Auftrag des Kfz-Dienstleisters Dekra untersuchten Diez und seine Mitarbeiter, ob Autohäuser auch in Zukunft darauf vertrauen können, mit einem vergleichsweise starken Werkstattgeschäft den sowohl mengen-als auch ertragsmäßig unbefriedigenden Fahrzeughandel ausgleichen zu können.

Neue Rahmenbedingungen

Fest steht für Diez, dass sich die Rahmenbedingungen im Aftersales ändern: Der Verschärfung des Wettbewerbs, der Polarisierung der Kundenwelten, dem technologischen Wandel und dem rückläufigen Servicevolumen steht ein wachsender Bestand an älteren Fahrzeugen gegenüber. Seit 2005 seien die jährlichen Wartungsarbeiten pro Fahrzeug von durchschnittlich 1 auf 0,83 Werkstattaufenthalte zurückgegangen, heißt es beispielsweise in der Studie. Andererseits sei das durchschnittliche Fuhrparkalter in der EU von 8,4 Jahren (2006) auf 9,7 Jahre (2014) gestiegen. Noch kaum ausgewirkt habe sich die Elektromobilität -zum Glück, denn sie wird laut Meinung von Dietz mit einem erheblichen Umsatzverlust im Werkstattbereich einhergehen: "Beim batterieelektrischen Fahrzeug ist der Servicebedarf etwa um ein Drittel geringer."

Eine Frage der Größe?

Angesichts dessen rät Dietz zu mehr Kundenbindung, mehr "Cross Selling" bei Kundenkontakten, einer gezielten Strategie zum Erreichen älterer Fahrzeuge, einem "Right Sizing" der Betriebsgröße, einer Digitalisierung der Serviceprozesse sowie einer bestmöglichen Nutzung der sich abzeichnenden Fahrzeugvernetzung: "InZukunft brauchen wir für die Profitabilität im Aftersales einen ganzheitlichen Ansatz."

Für größere Betriebe seien die neuen Anforderungen leichter umzusetzen, ist Dietz überzeugt. Von einer generellen Marktbereinigung könne jedoch nicht die Rede sein: "Während sich in Ballungszentren ein Trend zu großen "Service Factories" abzeichnet, wird im ländlichen Raum auch in Zukunft diekundennahe Kfz-Werkstatt punkten -wenngleich vielleicht mit eingeschränktem Leistungsumfang."