Experten aus Reifen-und Fahrzeugindustrie sowie universitären
Einrichtungen referierten beim 13. ÖAMTC-Symposium "Reifen&Fahrwerk"über Wechselwirkungen unter sich ändernden Straßenbedingungen.
Im ersten Vortrag der im Kuppelsaal der TU Wien abgehaltenen
Veranstaltung erläuterte Dipl.-Ing. Roland Spielhofer, der im
Geschäftsfeld "Transportation Infrastructure Technologies" im
Mobility Department des AIT tätig ist, den aktuellen Stand der
Griffigkeitsmessung im österreichischen Straßennetz sowie im
gesamteuropäischen Kontext. Weiters skizzierte er, wie Griffigkeit
auf der Straße sichergestellt werden kann. Darauf aufbauend
erläuterte Dr. Stefan Torbrügge, Leiter der Arbeitsgruppe "Applied
Research -Contact&Friction Physics" bei Continental, wie es zu
abnehmender Straßengriffigkeit im Laufe der Nutzungsdauer kommt und
welche Reibmechanismen zwischen Reifengummi und nasser Fahrbahn
entstehen. Dipl.-Ing. James Remfrey, er ist seit 2008 bei der
Division Chassis&Safety ebenfalls bei Continental tätig,
präsentierte unterschiedliche Techniken der Straßenzustandserkennung
und -vorhersagen.
Theorie für die Praxis
Dr. Cornelia Lex vom Institut für Fahrzeugtechnik an der TU Graz
berichtete von zahlreichen bereits im Einsatz befindlicher
Fahrerassistenzsystemen zur Unterstützung des Lenkers während der
Fahrt, bestätigte aber auch, dass dabei derzeit noch kein Hersteller
auf aktuelle Daten zu tatsächlichen Straßenzuständen zurückgreift.
Erste Prototypen, die dies könnten, seien ihr bekannt, aber für den
serienmäßigen Einsatz sei die Technik noch zu teuer.
Schnee ist nicht gleich Schnee
Claus-Christian Schramm und Ing. Andreas Kropf von Goodyear
erläuterten die komplexen Prozesse zur Entwicklung der optimalen
Winterreifen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen
Schneezustände. Auch die physikalischen Vorgänge zwischen Schnee und
Reifen wurden beleuchtet. Mit Dipl.-Ing. Hans-Rudolf Hein folgte der
nächste Reifenexperte auf der Bühne.Er erklärte die
Produktentwicklungsphilosophie von Bridgestone aufgrund
geografischer, klimatischer und rechtlicher Voraussetzungen in den
einzelnen europäischen Ländern.
Abgeschlossen wurde die Runde der Reifenhersteller mit dem Referat
von Dipl.-Ing. Gerd Lindemann. Er skizzierte die 4R-Strategie (Reduce
-Reuse -Recycle- Renewable), mit der Michelin Sicherheit auf der
Straße und Klimaschutz gleichermaßen bedienen möchte. Er forderte
auch den gemeinsamen Einsatz aller Hersteller für Reifentests, die
nicht nur im Neuzustand, sondern auch im Betrieb und nach Abnutzung
durchgeführt werden. So hätten, wie Tests von Michelin zeigen, Reifen
der EU-Label-Klasse A mit maximaler Abnutzung noch immer einen
kürzeren Bremsweg als Reifen der Klassen E und F im Neuzustand.
Haftungsfrage Haftung
Zum Abschluss des Symposiums, das zusammen mit Semperit, dem Institut
für Fahrzeugantrieb und Automobiltechnik sowie der Technischen
Universität Wien organisiert wurde, referierte ÖAMTC-Rechtsexperte
Mag. Martin Hoffer über die Frage "Wer haftet, wenn die Haftung
verloren geht?" Ist auf Mautstraßen der Straßenerhalter bereits ab
leichter Fahrlässigkeit für Schäden haftbar und muss etwaiges
Fehlverhalten des Fahrers beweisen, so ist die Haftung auf allen
anderen Straßen erst bei grober Fahrlässigkeit gegeben und liegt dann
die Beweislast beim Geschädigten. Ganzjahresreifen erachtet er als
zulässig, wenn M+S-Zertifikat und 4 mm Profiltiefe vorhanden sind.
(MPI)