Wracks unter Quarantäne stellen

"Meiner Meinung müsste die Politik einschreiten", meint Wilfried Mennel, Landesinnungsmeister-Stv. der Fahrzeugtechnik. "So könnte die Polizei nach einem Unfall bei Flüssigkeitsaustritt die Kennzeichen einziehen. Erst nach Nachweis einer fachgerechten Instandsetzung könnte das Kennzeichen wieder zugeteilt werden. Dies wäre eine Maßnahme gegen Schwarzarbeit und Hinterhofwerkstätten. Eine zweite Möglichkeit wäre, Wracks 3 bis 6 Monate in Österreich unter Quarantäne zu stellen. Damit müssten Händler, die diese Autos zumeist im Ausland anbieten, die Ware zwischenfinanzieren, was das Geschäft für viele uninteressant macht. Ein weiteres Problem ist auch die 50-bis 70-Prozentgrenze in der Kaskoversicherung."

Typenschein ungültig machen

"Es gibt zwar gesetzliche Rahmenbedingungen, dennoch werden diese leider immer wieder umgangen", sagt Elmar Schmarl, Landesinnungsmeister-Stv. der Fahrzeugtechnik. Für Wracks würden teilweise horrende Summen bezahlt, bei einem Export könnten sich die Käufer aber die NoVA rückerstatten lassen. Teilweise würden die Fahrzeuge wieder nach Österreich reimportiert, weil sie ja eine österreichische Zulassung besäßen, die NoVA aber gehe dem Staat verloren. "Hier müsste, etwa durch Ungültigmachen des Typenscheins eingegriffen werden", so Schmarl. "Unser Ziel ist, auch mit Versicherungen Gespräche zu führen, letztendlich muss der gemeinsame Kunde, der alles bezahlt, auch entsprechend bedient werden."

Gewisse Parameter vorgeben

"Es ist ein Thema, das vom Agieren der Versicherungen dominiert wird", glaubt Josef Nussbaumer, Landesgremialobmann des Fahrzeughandels. Hintergrund sei, dass sich die Versicherungen etwas ersparen wollten. "Dass dies auf Kosten der Konsumenten und Versicherungsnehmer einerseits und der Kfz-Wirtschaft inÖsterreich andererseits geht, ist bekanntlich nicht neu. "Wenn die Versicherungen weiterhin den Weg der Gewinnmaximierung gehen wollen, werden wir sie daran nicht hindern können. Es sei denn, es werden gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen, gewisse Parameter vorgegeben, die sie einhalten müssen. Der Gesetzgeber sollte nicht unterschätzen, wie wichtig die Wertschöpfung unserer Branche ist!"

Profit steht im Vordergrund

"Wichtig wäre es, in Zusammenhang mit Wrackexporten in erster Linie die Händler zu sensibilisieren, sodass diese die Fahrzeuge nicht mehr an Exporteure weitergeben", ist sich Walter Aichwalder, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik, sicher. Es sei auch wichtig, mit den Versicherungen zu reden. "Meiner Meinung nach sollte die Wrackbörse aufgelöst werden, diese ist hauptsächlich aus rein wirtschaftlichen Interessen der Versicherungen entstanden. Der Profit steht dabei im Vordergrund." Damit entstünden sowohl heimischen Betrieben als auch Kunden Nachteile. "Es ist schade, dass uns durch den Wrackexport eine Menge Aufträge verloren geht, eine Lösung wäre also nur in Verbindung mit den Versicherungen zu erzielen."

Gesetz anpassen

"Am einfachsten wäre es, Wrackexporte generell zu verbieten, dies lässt sich aber leider nicht umsetzen", glaubt Erik Paul Papinski, Bundesinnungsmeister der Karosseriebetriebe. Es gehe vor allem um jüngere, gut ausgestattete Fahrzeuge bis zu 5 Jahren, die aufgrund eines wirtschaftlichen Totalschadens in die Wrackbörse kämen. "Diesbezüglich müsste man das Gesetz anpassen, damit man diese Autos auch wirtschaftlich reparieren kann. Dies könnte mit einem Downgrading des Fahrzeugs erreicht werden, in dessen Rahmen unter Wahrung eines gesetzlich vorgeschriebenen lückenlosen Nachweises und der Verkehrssicherheit verzichtbare, zusätzliche Extras -wie etwa das Kurvenlicht -nicht mehr repariert werden."

Wertschöpfung schwindet

"Ich glaube, dass es bei denösterreichischen Versicherungen liegt, wie sie mit den österreichischen Kfz-Betrieben umgehen", ist Herbert Bleyer, Landesinnungsmeister-Stv. der Fahrzeugtechnik, überzeugt. "Daher habe ich auch den Vorschlag gemacht, brauchbare Havarien im eigenen Betrieb ankaufen zu dürfen. Voraussetzung dafür wäre, dass diese Havarien ordnungsgemäß repariert werden müssen und davor nicht wieder weiter verkauft werden dürfen." Leider sei dieser Vorschlag von den Versicherungen abgelehnt worden. Früher habe das viel besser funktioniert, "denn wir konnten Havarien günstig ankaufen, haben sie selbstrepariert und die Fahrzeuge wieder weiterverkauft". Damit sei die daraus resultierende Wertschöpfung im Land geblieben.

Leistbare Reparaturen anbieten

"Ich hoffe, dass sich durch das novellierte Abfallgesetz etwasändern wird. Dennoch fürchte ich, dass das Problem mit den Wrackexporten nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil technisch aufwändige Reparaturen bei modernen Fahrzeugen samt aller Zusatzausstattungen sehr teuer sind", sagt Ferdinand Jandl, Landesinnungsmeister-Stv. des Fachverbandes Fahrzeugtechnik. "Wir müssen wieder mehr leistbare Reparaturen anbieten können statt alles gleich zu erneuern." Es sei auch nach Absprache möglich, Reparaturen mit Gebrauchtteilen zu machen. "Wichtig ist es, möglichst viele Aufträge in heimischen Betrieben durchzuführen,was die Wertschöpfung erhöht und Arbeitsplätze erhält."

Jede Arbeitsstunde ist wertvoll

"Letztendlich entgeht unseren Betrieben sehr viel Wertschöpfung, weil durch die Wrackexporte eine Menge Geld ins Ausland fließt", ist Komm.-Rat Josef Harb, Landesinnungsmeister des Fachverbandes Fahrzeugtechnik, überzeugt. Es habe schon Vorschläge gegeben, die Reparaturmöglichkeit auf 120 Prozent des Zeitwertes zu heben, "dies würde uns auch Reparaturen wesentlich erleichtern." Jeder zusätzliche Auftrag und jede zusätzlich verkaufte Arbeitsstunde seien in Zeiten wie diesen enorm wichtig, weil es der Branche nicht so gut gehe. Auch die freien Werkstätten in der Steiermark hätten mittlerweile Probleme. "Die durch die Abwrackprämie im Jahr 2009 aus dem Verkehr gezogenen Fahrzeuge fehlen nun."

EU ist ein Wirtschaftsraum

"Wir leben in der EU und wir haben einen gemeinsamen Wirtschaftsraum", sagt Dr. Erik Eybl, Leiter der Schadenabteilung der Generali Versicherung. Es hänge also auch vom Geschick der Betriebe ab, diesen Wirtschaftsraum entsprechend zu nutzen. Die Wrackexporte seien durch das Abfallwirtschaftsgesetz geregelt. "Ich bin in diesem Zusammenhang immer völlig unaufgeregt, weil es nicht Aufgabe der Versicherung ist, Wertschöpfung zu garantieren. Wir leisten Schadenersatz und erbringen das, was wir aufgrund unserer Verträge zu erbringen haben." Das Generieren von Wertschöpfung obliege den Betrieben, deren Kammern und deren Standesvertretung. "Ich bin der Meinung, dass Wertschöpfung, die in Europa geschaffen wird, etwas Positives ist."