23 Jahre lang hatte Dr. Alexander Martinowsky in der
Wiesenthal-Gruppe das Lenkrad in der Hand. Jetzt verlässt er den
Vorstand: Eine überraschende Entscheidung, die seit Längerem
kursierende Gerüchte über die Firmenzukunft noch lauter werden lässt.
Als Dr. Alexander Martinowsky im Jahr 1992 von der
Unternehmensberatung McKinsey zu Wiesenthal geholt wurde, blickte der
Autohandelskonzern bereits auf eine beinahe 7 Jahrzehnte umfassende
Geschichte rund um die Hauptmarke Mercedes-Benz zurück. An der
erfolgreichen Entwicklung der folgenden Jahre hatte der unter anderem
in den USA ausgebildete Manager jedoch entscheidenden Anteil:
Wiesenthal kehrte auf die bereits in der Zwischenkriegszeit
bearbeiteten Märkte Tschechien und Slowakei zurück, engagierte sich
in Ungarn und Deutschlandund war vor allem in Nordamerika sehr
erfolgreich.
Den - inÖsterreich besonders ausgeprägten - Ertragsproblemen der
Branche konnte sich jedoch auch Wiesenthal nicht verschließen. 2014
wurden erst die Nutzfahrzeugaktivitäten rund um die Marke DAF
verkauft, dann die profitablen US-Standorte, heuer gab man die
Finanzierungstochter Welcome an Daimler ab: ein Rückzugsgefecht?
Offene Nachfolgefrage
Dass Martinowsky zum Jahreswechsel aus dem Vorstand ausscheidet, ohne
dass ein Nachfolger ernannt worden wäre, trägt zur unglücklichen
Optik bei. Zudem wird Finanzvorstand Mag. Thomas Obendrauf Ende
Februar die Zentrale in der Wiener Troststraße in Richtung des
Industriekonzerns Lenzing verlassen. Die wirtschaftlichen Basisdaten
seien aber solide, versichern Vorstand und Aufsichtsrat: Nach den
jüngsten Verkäufen komme Wiesenthal auf rund 120 Millionen Euro
Eigenkapital, eine Eigenkapitalquote von 40 Prozent und eine
"annähernd bankschuldenfreie" Finanzierungsstruktur. (HAY)