Autonom fahrende Autos werden in einigen Jahren zum Straßenbild gehören, weil die Vision des unfallfreien Fahrens ein Treiber dieser Entwicklung ist. In diesem Punkt waren sich die Referenten beim ÖAMTC-Experten-Forum "Autonomes Fahren -Traum oder Realität", das am 26.11. in der TU Wien stattfand, einig. Sie stimmten aber auch in jenem Punkt überein, dass die Fahrzeuge "nicht von heute auf morgen eingeführt werden können". Dipl.-Ing. Friedrich Eppel, stellvertretender ÖAMTC-Cheftechniker: "Realistischere Umsetzungschancen, wenngleich es ebenfalls noch Zukunftsmusik ist, hat das hochautomatisierte Fahren in bestimmten Verkehrssituationen".

Rechtliche versus technische Herausforderungen

Für Prof. Dr. Thomas Form, Leiter des Forschungsfelds Elektronik und Fahrzeug bei der Volkswagen AG, steht fest: "Wir werden länger brauchen, das automatisierte Fahren technisch umzusetzen, als es Zeit benötigen wird, die rechtlichen Rahmenbedingungen an die selbstfahrenden Autos anzupassen." Er sieht vor allem Forschungsbedarf bei den Mensch-Maschinen-Interfaces, über die der Fahrer beispielsweise die Kontrolle an den Autopiloten abgeben kann. Dipl.-Ing. Georg Tanzmeister, Leiter Forschung und Technik bei der BMW Group, steht ihm bei und plädiert für eine breitere Diskussion, um etwa dieFrage zu klären, in welchen Situationen der Fahrer überhaupt die Kontrolle (Stichwort: Autobahn vs. Landstraße) an das Fahrzeug abgeben möchte.

Aktuell befinde sich die Industrie in jener Phase, in der das teilautomatisierte Fahren in den ersten Serienfahrzeugen umgesetzt wird. Das bedeutet, dass das Auto in spezifischen Fällen selbstständig bremsen, beschleunigen und lenken kann, der Fahrer jedoch das System permanent überwachen muss.

Sicherheit Grundvoraussetzung für Komfort

Dass die Entwicklung in den nächsten Jahren verstärkt an Fahrt aufnehmen wird - und das Auto auch unbeaufsichtigt und eigenständig fahren wird -, steht außer Frage. "Handfeste wirtschaftliche Interessen beschleunigen die Serienreife des selbstfahrenden Autos. Das sieht man auch am Engagement von Google, Apple und Co, die sich mit dieser Thematik beschäftigen", so Form. Die IT-Firmen würden das Thema aber "anders als etablierte Autohersteller angehen", da für die Online-Riesen der Verkauf von Services im Vordergrund stehe. Den Autoherstellern gehe es zuerst "primär um die Erhöhung der Verkehrssicherheit und in weiter Folge um die Erhöhung des Komforts". Oliver Fochler, Division Chassis&Safety von Continental, bringt dieses Selbstverständnis auf den Punkt: "Sicherheit ist die Grundvoraussetzung für Komfort."

Derzeit nur "Schönwetter-Autos"

Für Jochen Feese, Leiter Unfallforschung, Fußgängerschutz, Sensorfunktionen bei der Daimler AG, sind die heutigen Assistenzsysteme "nicht mehr weit von dem entfernt, was in einigen Jahren das autonom fahrende Fahren ermöglichen wird". Um das Vertrauen der Bevölkerung in diese Systeme und selbstfahrende Fahrzeuge zu steigern, müssten diese bei der Markteinführung "ausgereift und bis ins letzte Details ausgetestet" sein. Dies sei derzeit nicht der Fall, wie unter anderem Form zugibt, da die Sensoren noch grobe Probleme mit Nebel, Schneefall oder starkem Regen hätten. Die selbstfahrenden Fahrzeuge seien momentan also nicht mehr als "Schönwetter-Autos".

Er geht deshalb davon aus, dass der bisherige Weg fortgesetzt wird: "Langfristig kann nur eine Kombination von unterschiedlichen Sensorsystemen (Anm.: Radarsensoren, Laserscanner, Kamerasysteme) - so wie wir und andere das bereits praktizieren -höchstmögliche Sicherheit bieten, da der eierlegende Wollmilchsau-Sensor noch nicht erfunden wurde." Das ist aber insofern kein wirklich dringendes Problem, weil sich die "größten Hürden" laut ÖAMTC-Chefjurist Mag. Martin Hoffer derzeit "ohnehin im strafrechtlichen und ethischen Bereich" auftun. Und diese Korrekturen würden wohl länger dauern als die technische Machbarkeit ...