Die Tokyo Motor Show beeindruckte durch ihre Besuchermassen und die
besondere Art ihrer Exponate. Das Volkswagen-Imagedebakel berührt
wirtschaftspolitisch, jedoch kaum die Interessen der Kunden. Die
suchen ihr leistbares Gefährt, meistens im Klein(st)wagen-Segment.
Die europäischen und amerikanischen Autobauer waren nahezu vollzählig
vertreten und überall mitten drinnen die japanischen Anbieter mit
gemischtem Satz -also Scooter, Motorräder, Kleinwagen, Limousinen und
alle Art von Transportern auf einer Ausstellungsfläche. Dazwischen
Experimentalfahrzeuge mit eigenem Territorium. Und die Japaner
inspizieren und probieren alles, was sich so anbietet, und die
Prospekte gehen weg wie Junkfood.
Luftiger ging es in der Halle mit den Zulieferern zu, obwohl dort
manche Expertise der Zukunft zu sehen war. So zum Beispiel ein
Head-up-Display zum nachträglichen Einbau und alle Arten von
Helferlein, die das Fahren im Großstadtverkehr vereinfachen können.
Bei Schaeffler, Continental, ZF und Mahle waren deutsche Zulieferer
präsent, die aber auch im Land forschen und für den Ersatzbedarf
produzieren.
Japans Zulieferindustrie auf der Tokyo Motor Show wiederum stand im
Banne der Takata-Probleme mit den Airbags, die Honda und dann auch
Toyota zum Ausstieg aus ihren Kooperationen veranlasste.
Europa sucht jede Chance im Markt
BMW und Mini, Volkswagen und Audi, Mercedes und smart, Land Rover und
Jaguar, Fiat und Jeep, Citroën und DS lautete der Paarlaufwettbewerb
gegen Japans Phalanx Toyota, Mitsubishi, Honda, Suzuki, Subaru und
Daihatsu. Die Zukunft des Automobils wird von der Effizienzsteigerung
und der fortschreitenden Elektrifizierung des Antriebsstrangs sowie
von sich verändernden Mobilitätsmustern und der fortgeführten
Digitalisierung bestimmt, formuliert die Schaeffler-Gruppe wegweisend
auch für Bosch, Mahle, ZF oder Continental Automotive. Für alle
nichtjapanischen Konzerne gelte es, auf die Anforderungen und Wünsche
einzelner Regionen mit maßgeschneidertem Produktangebot zu reagieren,
erklärt Lukas Schib von Continental Automotive Japan.
Olympischer Gedanke "Dabei sein ist alles"
Im Vorlauf zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo soll bis 2020, so
die Veranstalter der "Smart Mobility City 2015", ein nächster Schritt
zur Bewältigung der Umweltprobleme durch die Automobilität gesetzt
werden. Hydrogen-basierte Mobilitätslösungen werden
gesellschaftsfähig gemacht und sollen via Olympia als tragfähige
Antwort urbaner automobiler Verkehrsbewältigung in die Welt getragen
werden.
Die europäische Fahrzeugindustrie hat sich das alles sehr genau
angesehen und wird daraus ihre Antworten auf eine Machbarkeit in
unseren Breiten ableiten. Ein Problem außerhalb von
Benzin-,Diesel-und Gasantrieb haben alle Länder. So manche technisch
bereits machbare Lösung bedarf noch sündhaft teurer
Infrastrukturanpassungen und politisch verträglicher Gesetze.
Japans Motor Show hat gezeigt, dass die Bevölkerung neugierig auf die
Entwicklungen schaut, aber immer noch beim konventionellen Automobil
ihre Realisierungschance mobiler Autoträume sieht. (LUS)