Der Hype um Facebook&Co hält unvermindert an. Zahlreiche Unternehmen
nutzen Social- Media-Netze für gezieltes Marketing. Doch können damit
auch Kunden gewonnen werden und bringen diese Aktivitäten tatsächlich
messbare Erfolge im Verkauf?
Print-Medien kommen unter Druck
"Es gibt mittlerweile sehr starke Argumente für Online-Marketing",
meint Dietmar Hörburger, Geschäftsführer Autohaus Hörburger/Wolfurt.
"Wir spüren positive Resonanz und erhalten von unseren Kunden auch
schnelleres Feedback." Darüber hinaus sei Online-Marketing im
Vergleich zu klassischer Werbung viel günstiger, "weshalb wir die
letzten Kampagnen hauptsächlich über Mails oder Facebook durchgeführt
haben -was gut ankam." Hörburger glaubt, dass das Online-Marketing in
Zukunft steigen wird und "Print-Medien dadurch ins Hintertreffen
geraten". Nicht nur junge, sondern auch immer mehr ältere Kunden
seien gut vernetzt. Weshalb "wir unsere Online-Aktivitäten in naher
Zukunft deutlich ausbauen werden."
Für uns kein Thema
"Für alle Unternehmen, die in der Autobranche vor allem
Endverbraucher zu ihren Kunden zählen, stellt Online-Marketing ein
wirksames und brauchbares Werbemittel dar", ist Rudolf Bayer,
Geschäftsführer Klein Autoteile/Grödig, sicher. "Für uns ist dies
überhaupt kein Thema, da wir uns nur auf denGroßhandel
konzentrieren. Wir sind auf Endverbraucher nicht eingestellt, weil
wir unseren Werkstattkunden auch die Spanne nicht wegnehmen wollen."
Man setze bei Klein Autoteile mit 20 Außendienstmitarbeitern auf den
persönlichen Kontakt. "Gespräche stellen auf einem überschaubaren
Markt das wichtigste Verkaufsinstrument dar. Potenzielle Neukunden
werden bei uns vom Außendienst kontaktiert."
Erfolg ist messbar
"Ich messe Marketing-Aktivitäten via Social Media große Bedeutung
bei", erklärt Mag. Patrick Pfurtscheller, Geschäftsführer
Autoland/Innsbruck. Vor allem junge Leute würden herkömmliche Medien
nicht in der Form konsumieren, wie dies ältere Menschen tun.
"Potenzielle Kunden bis zu 30 Jahren erreicht man praktisch nur mehr
über Social-Media-Kanäle", so Pfurtscheller. Darüber hinaus
funktioniere neben Facebook auch Google Adwords gut. "Der Erfolg ist
definitiv messbar, wir können also nachvollziehen, ob diese Kunden in
unser Autohaus kommen und ein Fahrzeug kaufen." Über klassische
Medien erreiche man aufgrundder hohen Streuung immer weniger Kunden,
online könnten diese wesentlich gezielter angesprochen werden.
Facebook ist Chefsache
"In unserem Autohaus sind Social-Media-Aktivitäten Chefsache",
unterstreicht Mag. Karin Radauer, Geschäftsführerin Autohaus
Radauer/St.Veit an der Glan, die Bedeutung dieses
Marketing-Instruments. "Kunden aller Alterstufen sind natürlich an
Angeboten interessiert. Was wir aber vor allem merken, ist, dass
ihnen unterschiedliche Einblicke inunseren Betrieb gewährt werden
und wir damit große Wirkung erzielen. Was immer wir tun, wir erhalten
immer ein Feedback", so Radauer. Die Facebook-Aktivitäten zeigten
auch Erfolge: "Es ist schon einige Male gelungen, Verkäufe, die über
Facebook angebahnt wurde, zum Abschluss zu bringen." Auch die
Kostenfrage spiele eine Rolle: "Wenn ich auf Facebook etwas poste,
kostet mich das genau null Euro."
Außergewöhnliche Aktionen ziehen
"Wir verfügen natürlich auch über einen Facebook- Account, weil wir
so vor allem jüngere Kunden ansprechen können", sagt Lisa Gottlieb,
Assistentin der Geschäftsführung im Autohaus Motormobil/Marchtrenk.
"Nur Angebote auf Facebook zu posten, ist aber zu wenig. Es bedarf
außergewöhnlicher Aktionen, die teilweise auch mit sehr viel Aufwand
durchgeführt werden müssen, um die Aufmerksamkeit der
Facebook-Community auf sich zu ziehen", ist Gottlieb überzeugt.
Messbar seien die Erfolge aber nicht, wenngleich auch die
Facebook-Präsenz wichtig sei. "Die größte Resonanz erzeugen aber mit
Abstand Schaltungen in den klassischen Online-Verkaufsplattformen, in
Kombination mit permanenter Print-Werbung."
Posts mit persönlicher Note
"Ich halte Marketing via Social Media für eine sehr wichtige
Maßnahme, weil sie dynamisch und vor allem sehr schnell läuft", sagt
Josef Andreas Kamper, Geschäftsführer Autohaus Kamper/Eisenstadt.
"Wenn man das intensiv betreibt -also nicht nur Angebote online
stellt -, sondern es auch schafft, den Posts eine persönliche Note zu
verleihen, stößt man damit auch auf entsprechende Resonanz." Speziell
im vergangenen halben Jahr habe man bei Kamper verstärkt auf
Social-Media-Aktivitäten gesetzt. "Innerhalb kurzer Zeit konnten wir
2.300 Likes verbuchen, was für einen privaten Autohandel eine sehr
hohe Zahl ist." Beim Kundenfeedback zeige sich, dass sich dieses
"über alle Altersschichten erstreckt". Das beginne bei 15-jährigen
und ende bei 70-jährigen Kunden.
Bestimmtes Kundensegment ansprechen
"Sowohl die Investitionen als auch der Aufwand für
Social-Media-Aktivitäten sind nicht sehr hoch", sagt Mag. Paul
Birngruber, Geschäftsführer Autohaus Birngruber/Krems. Es hänge
natürlich auch davon ab, wie engagiert man an die Sache herangehe.
"Social Media stellen für uns ein Instrument dar, um ein bestimmtes
Kundensegment zu erreichen."Dabei handle es sich aber nicht um eine
Verkaufsplattform. Es würden Informationen gepostet, die den Kunden
"Miterlebbarkeit" ermöglichten. Wirklich am Verkauf messbar seien
derartige Aktivitäten nicht. "Andererseits bietet etwa Facebook vor
allem die Möglichkeit, interessierte Neuwagenkäuferim Alter von 20
bis 45 anzusprechen. Diese Möglichkeit nützen wir natürlich auch."
Auch viele "Likes" bringen kein Geld
"Social-Media werden zwar temporär von unserem Verkauf genutzt, wobei
wir diesbezüglich nicht sehr aktiv sind", sagt Mag. Harald
Glauninger, Geschäftsführer Vogl&Co/Graz. Die Marketing-Effekte
dieses Mediums werden seiner Meinung nachüberschätzt. "Wir haben ein
Projekt gemeinsam mit dem Alfa Romeo Club Steiermark durchgeführt. Es
passiert zwar viel, es gibt jede Menge Posts und Bilder, es wird
,gelikt", alle freuen sich. Aber dies alles schlägt sich nicht in
Euro nieder." Es sei zwar möglich, dass durch diese Aktivitäten die
Firmengruppe Vogl sympathischer werde, "aber mit Dingen, die -wie
sich mittlerweile herausgestellt hat -kein Geld bringen, beschäftige
ich mich nicht wirklich gern."
Keine einseitige Kommunikation
"Wie messen Social-Media-Aktivitäten in unserem Unternehmen große
Bedeutung zu und sind dort auch sehr gut vertreten", sagt Mag. Klaus
Müllner, Geschäftsführer Forstinger/Wien. "Wobei die Zielgruppen
dabei nicht nur unsere Kunden, sondern auch die ganze
Mobilitäts-Gemeinde sind." Dabei entwickeln sich auch Diskussionen
und Dialoge, die beim Schalten klassischer Werbung so nicht
stattfinden würden. "Das Spannende bei Social Media ist vor allem,
dass es sich dabei nicht um einseitige Kommunikation handelt, es
kommt ja auch etwas zurück." Dies beinhalte neben positiver Resonanz
oft auch berechtigte Kritik, auf die man rasch reagieren könne. "Für
mich stellt Social Network kein Marketing-, sondern ein
Kommunikationstool dar."