Die Castrol-Vertriebsstrategie erfindet sich neu. Dass das auch die
Kunden verstehen, ist nun Aufgabe der neuen Doppelgeschäftsführung in
Wiener Neudorf. Vor dem Hintergrund maximaler Wertschöpfung sowohl
auf Vertriebs-als auch Abnehmerseite müssen tradierte Partnerschaften
neu gelernt werden. Manches wird dadurch leichter, weil die
Konzernvorgaben nicht mehr auf das Tagesgeschäft durchschlagen. Am
Ende allen Tunssteht der gemeinsame Geschäftserfolg.
A&W: Herr Seifert, Sie führen gemeinsam und doch wieder getrennt mit
Gerhard Wolf als Geschäftsführer das
Schmierstoffe-Ersatzbedarfsgeschäft. Welche neue Strategie steckt
dahinter?
Seifert: Immer steht der Kunde, das ist Tradition bei Castrol, im
Mittelpunkt unserer Vertriebskultur. Die Herausforderung ist, bei
sinkenden Abnahmemengen und dem herrschenden Wettbewerb eine für
beide Seiten akzeptable Win-win-Basis zu kultivieren.
Wolf: Als anerkannter Global Player in derÖlförderung, in der
Produktentwicklung und im Marketing bedienen sich die namhaften
Fahrzeughersteller unserer Firstfill-Produkte, Basis für ein
erfolgreiches Ersatzbedarfsgeschäft im lokalen Einzugsgebiet.
Seifert: Schon allein diese Tatsache begründet unseren
Marktführerstatus, den wir durch neue, dem Markt angepasste
Strukturen - Stichworte Mengenverluste und Preisvergleichbarkeit -
festigen.
Warum braucht man für diese Strategie nun zwei Geschäftsführer?
Seifert: Die sich globalisierende Wirtschaftswelt verclustert sich,
wodurch geteilte Business-Channels erforderlich sind.
Wolf: Das Direktgeschäft mit unseren exklusiven Castrol-Kunden wird
von Herrn Seifert im Cluster Österreich und Süddeutschland gesteuert,
wie es ja auch einige große Autohäuser auf dieser Landkarte abbilden.
Seifert: Das indirekte Geschäft konzentriert sich unter Herrn Wolf.
Damit können wir unter Berücksichtigung von Konzernvorgaben national
orientierte Ansprüche bestmöglich umsetzen.
Damit sind jedoch auch Personalmaßnahmen verbunden, die nicht ohne
Friktionen abgehen.
Wolf: Unsere Organisation befindet sich im Generationswechsel, und
das ist zweifelsohne sensibel. Dafür sind wir da, Unschärfen in der
Lieferanten-Kunden-Beziehung zu vermeiden.
Seifert: Ja, das ist eine unumgängliche Situation. Aber wenn man
jemandem unvoreingenommen gegenübertritt und mit offenem Geist
zuhört, dann spüren die Leute das und akzeptieren diesen Schritt.
Wie weit sind Ihre Aufklärungsmaßnahmen zu den Begriffen direkter und
indirekter Vertrieb von den Kunden bereits verinnerlicht worden?
Wolf: In dieser Frage spielt uns der Faktor Vertrauen in die Hände.
Ein Wert, den wir über die Jahre geschaffen und gepflegt haben und
den wir uns unbedingt erhalten werden.
Seifert: Nach einerÜbergangsphase und dem einen oder anderen
Veränderungsprozess im Betreuungskader kehren wir -entkernt von
Konzerneinflüssen -wieder zum professionellen Tagesgeschäft zurück.
Castrol hat im Schmierstoffbereich das Image eines
Innovationstreibers. Was ist da in der Pipeline?
Wolf: Die Kombination Harnstoffzusatz AdBlue und Castrol
Schmierstoffe bringt unseren neuen Vertriebspartner Obereder in
besondere Kundengunst. Entsprechende Personalmaßnahmen unterstützen
dieses Projekt. Der Anfangserfolg gibt uns recht.
Seifert: In diesem Zusammenhang dürfen wir Nexcel nicht vergessen,
eine Innovation von Castrol, die das Ölwechselprinzip ähnlich einer
Tintenpatrone bei einem Bürodrucker verfolgt und neben dem
Umweltspareffekt auch mittels eingesetzter Elektronik die Qualität
des Öls und den Ölverbrauch misst. Die Entwicklungen mit den
Motorenherstellern sind schon weit gediehen.
Alles Vorgänge, die einerseits Verunsicherungen, andererseits Chancen
bieten.
Wolf: Sie haben recht, langgelebte Partnerschaften müssen da und dort
neu gelernt werden und Castrol ist auch hier den Entwicklungen ein
gutes Stück voraus. Die Kraft unserer Marke verhilft uns zu neuer
Stärke.
Seifert: Das Schmierstoffgeschäft wird immer internationaler und
konzentrierter, weshalb wir von der Hierarchie befreite und dafür
schlagkräftige Distributionskanäle einrichten. Wir sind bereit, nicht
nur über den Tellerrand zu blicken, sondern neue Wege zu beschreiten,
die es auch unseren Kunden erlaubt, weiter zu wachsen.