Nach Art der Kölner Karnevalsgilden könnte man angesichts des
Ministerwechsels im BMVIT diese rein rhetorische Frage stellen. Dabei
soll auch keinerlei Vergleich dessen, was sich in unseren Ministerien
abspielt, mit dem Kölner Karneval angestellt werden (Büttenredner
sind auch hoch intelligente Leute).
Einigegrundsätzliche
Überlegungen scheinen aber doch angebracht.
Ein Blick in die Vergangenheit legt die Vermutung nahe, dass es sich
beim Posten des Verkehrsministers um eine Warteposition auf der
Stufenleiter politischer Karieren handelt, hatten doch Viktor Klima,
Werner Faymann und auch Doris Bures dieses Amt inne. Wobei man bei
der Frage nach einer harten Bewährungsprobe, die höheren Weihen
vorhergehen sollte, schon wieder enttäuscht wird. Auch die Frage, was
einzelne mit dem Amt betraute Personen dort konkret weitergebracht
haben, ist schwer zu beantworten. Die Kompetenzverteilung hat dem
BMVIT exekutive und gestalterische Möglichkeiten weitgehendaus der
Hand genommen, wobei die jeweiligen Führungen des Hauses das Ihre
dazu beigetragen haben. Die technischen Bereiche wurden
zurückgefahren, Verwaltung ist angesagt. Vieles im Bereich des
Verkehrs wurde ausgelagert, sowohl an Länder (Begriff Bundesstraße
gilt nur mehr für Autobahn und Schnellstraße) als auch halbprivate
Gesellschaften (Schuldenträger), wie es heute Asfinag oder ÖBB sind.
Dazu kommt die Änderung der gesetzlichen Vorgaben bei
Kraftfahrzeugen, die zu 99 Prozent von der EU ausgehen.
Wo sind die großen Ankündigungen der Vergangenheit zur Verlagerungen
des Lkw-Verkehrs auf die Schiene oder zum kombinierten Verkehr? Die
rollende Landstraße besteht aus leeren Wagons, die Donau ist (mit
Hilfe von Pseudoumweltschützern) ein für den Güterverkehr nicht
verwendbares Rinnsal geworden. Zur Beruhigung wird in Paris darüber
verhandelt, ob unsere Temperatur um 1,5° oder 2° ansteigen darf.
Die Abgasgesetzgebung wird vom Umweltressort gehandhabt, wobei diese
hauptsächlich die letzten Kommastellen für Neuzulassungen betrifft.
Die im Verkehr befindlichen Stinker, die das 50bis 100-fache an
Schadstoffen produzieren können, sind kaum fassbar, insbesondere
solche mit ausländischem Kennzeichen. Auch die Landwirtschaft gehört
mit ihren Ausnahmen dazu. Was an rollenden Bomben sonst unterwegs
ist, möchte ich lieber nicht wissen. Verkehrskontrollen ohne
Exekutive sind kaum möglich, aber diese dürfte augenblicklich anderes
zu tun haben.
Geht man auf die Homepage des BMVIT unter Stichwort Verkehr, stechen
dort neben wichtigen Informationen wie der Vignettenfarbe 2016,2
UVP-Bescheiden (Umweltverträglichkeit) und der Winterreifenpflicht
(zum x-ten Mal) 2 Publikationen eines Strategiepapiers für "Radfahren
im Winter" und eines "Masterplans Gehen" hervor. In Zukunft werden
wir also, so wir nicht gerade im Winter Radfahren, uns nach Vorgaben
eines Masterplans auf die Beine machen. Mir fallen dazu Regionen wie
das Waldviertel oder das südliche Burgenland mit ihren
Verkehrsproblemen ein.
Denken wir an das praktische Beispiel des faktischen oder auch
behaupteten Abgasskandals. Das BMVIT (betrifft auch Länder) hat
keinerlei Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen, was an den
Anschuldigungen dran sein könnte. Auch was die jetzt stattfindende
Softwareänderung betrifft, kann man nur hoffen, dass damit alle
Zweifel anderer Staaten behoben sind. Faktische Nachprüfungen könnten
nur durch Hochschulinstitute erfolgen, werden aber
höchstwahrscheinlich unterbleiben. Ebenso ist es mit technischen
Überprüfungen anderer Art, eine Bundesprüfanstalt für Kfz gehört der
Vergangenheit an, Fahrzeugkontrollen sind weitgehend zu einem
Papierkrieg degradiert. Der letzte Bericht der Bundesanstalt für
Verkehr (Nachfolgeinstitution), in dem auch Fahrzeugkontrollen
ausgewiesen sind, stammt aus 2010.
Um wieder den Bogen zum Kölner Karneval zu schließen, wären für den
gelernten Österreicher nur noch die Paragraphen 1 und 7 des Kölschen
Grundgesetzes zu zitieren, die da lauten: "Et es wie et es!" und "Wat
wellste maache?" Mir als lernschwachem Österreicher kommt eher die
Frage auf, ob "Verkehr" im Titel eines Ministeriums mit einer solchen
Kompetenzlage noch gerechtfertigt ist?