Es war der Aufreger des Juni 2004: Dr. Norbert Griesmayer, Generaldirektor der VAV, hatte angeregt, die Reparaturen von kaskoversicherten Unfallautos ins Ausland zu verlagern. Und zwar in jene Länder, wo erheblich günstiger gearbeitet werde als in Österreich, also nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei. Das Argument Griesmayers: Auch in unseren östlichen Nachbarländern gebe es von den Autoherstellern autorisierte Vertragswerkstätten, die von manchen Österreichern frequentiert würden- allerdings freiwillig.

Was folgte, war ein Aufschrei der Entrüstung: nicht nur bei den Werkstätten und bei der Innung, sondern auch bei den Kunden und bei der Arbeiterkammer. Viele wollten ihr sorgsam gepflegtes Fahrzeug nicht so einfach abholen, im Ausland reparieren und wieder nach Österreich transferieren lassen.

Verhohlene Drohung

Und heute, fünf Jahre danach? Da herrscht einmal Funkstille bei Helga Tomaschtik, der Sprecherin der VAV. Volle zwei Wochen lässt sie die Anfrage von "A&W" unbeantwortet und reagiert auch nicht auf mehrere Nachrichten am Anrufbeantworter. Erst als sie auf Urlaub ist, kommt Bewegung in die Sache, und zwar durch ihren Kollegen Christian Lang.

Dieser ruft prompt zurück und berichtet von "Gesprächen", die es nach dem "öffentlichen Hinweis von Dr. Griesmayer" gegeben habe. Diese hätten die Erkenntnis gebracht, dass "die Wirtschaft alternativen Reparaturmethoden positiv gegenüberstehe". Diese würden helfen, die Kosten im Rahmen zu halten. Das heißt zum Beispiel Windschutzscheibenreparatur statt -austausch, und auch sonst müsse man nicht immer gleich alle defekten Teile austauschen, so der VAV-Sprecher. Daher sei ein Wechsel in den Osten nicht mehr vonnöten. Lang spricht von einer Lösung "in beiderseitigem Einvernehmen", vor allem auch für die Kunden.

Für die Zukunft will die VAV aber nicht ausschließen, doch noch Werkstätten im billigen Osten mit Reparaturen von österreichischen Kasko-Autos zu beauftragen. Lang: "Falls es vonnöten ist, kann man diese Überlegung natürlich weiterspinnen."

Diskriminierende Auftragsvergabe

Erfreutüber diese Lösung ist natürlich auch Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker: Die Reparaturverlagerung ins Ausland habe sich offenbar als nicht so kostengünstig herausgestellt, wie es manche Versicherungen ursprünglich gehofft hatten. "Diese Sache ist eingeschlafen." Nagl ruft die Versicherungskunden dennoch zu verstärkter Aufmerksamkeit auf: Denn die Versicherungen versuchen immer wieder, Reparaturen bei ihren eigenen, günstigen Partnerwerkstätten durchführen zu lassen und die Vertrauenswerkstätte des Kunden zu umgehen. Argumentiert wird mit finanziellen Zuckerln, etwa dem Wegfall des Selbstbehalts.

Nagl sieht darin eine Diskriminierung aller anderen Werkstätten: "Das kann es nicht sein. Ich fordere eine gerade Linie für alle." Der Bundesinnungsmeister schätzt, dass bereits ein Drittel aller Kasko-Reparaturen durch Partnerwerkstätten der Versicherungen erledigt werden. Noch einmal zurück zur Reparaturverlagerung ins Ausland: Bei der Wiener Arbeiterkammer, seinerzeit einer der vehementesten Kritiker der Ankündigung der VAV, ist man mittlerweile ebenfalls beruhigt. Es habe, so recherchierte man bei den Experten im Haus, in den vergangenen Jahren keine einzige Beschwerde eines Autobesitzers gegeben.