Kunden wollen fasziniert werden. Diese Botschaft trifft nicht nur auf
Elektroautos zu.
Autokauf ist für die meisten Menschen eine der größten Investitionen
ihres Lebens. Umso mehr wollen sie sich daran auch erfreuen, darauf
stolz sein, sich damit vom Nachbarn abheben. Auch heute noch, wo in
gewissen gesellschaftlichen Schichten das emotionslose Autofahren en
vogue ist und einem anderen großen Trend, jenem der
Erlebnisgesellschaft, gegenübersteht.
Dem Autohändler kommt in dieser Situation eine entscheidende Rolle
zu. Er vermittelt zwischen dem suchenden Kunden und dem anbietenden
Hersteller. Und hier kommt es oft zu Missverständnissen. Viele Kunden
haben sich selbst in den vergangenen Monaten, wo die Autobranche über
Auftragseinbrüche klagte, vomAutoverkäufer als Bittsteller
wahrgenommen gefühlt und nicht als potenzieller Käufer. Dazu kommt
immer wieder der Eindruck bei aufgeklärten Kunden, mit detaillierten
Fragen entweder auf Unverständnis oder Unmut oder beides zu stoßen.
Dieser Eindruck verschärft sich, wenn es um das Thema Umwelt geht.
Abwehrhaltung statt Informationsoffensive Hier steckt der Wurm
bereits in der Kommunikation der Autohersteller. Rund um die großen
Umweltthemen der vergangenen zehn Jahre sprechen viele, was die
deutschen Autohersteller betrifft, von Supergau. Zwar gab ein
deutscher Konzernchef auf dem Wiener Motorensymposium vor ein paar
Jahren zu, beim Thema Partikelfilter gemeinsam mit anderen
Herstellern in der öffentlichen Kommunikation versagt zu haben und er
forderte, dass dieser Fehler sich nie wieder wiederholen dürfe.
Dennoch verfielen die gleichen Firmen samt ihrer Standesvertretung in
der CO 2-Diskussion sofort wieder in die Abwehrstellung und festigten
in der öffentlichen Wahrnehmung den Ruf als Verhinderer effizienter
Technologien. Dies ist umso erstaunlicher, als gerade aus Deutschland
die sparsamsten und saubersten Autos kommen, egal, in welchem
Segment. Doch imagemäßig überlässt man die Rolle der Vorreiter im
Umweltbereich vor allem der Konkurrenz aus Asien.
Verwirrender Aktionismus Verschärft wird das Problem für den
Autohändler, der dem potenziellen Käufer klare Antworten geben will,
durch einen verwirrenden Aktionismus der Autohersteller auf einzelnen
Gebieten. Wolfgang Steiger, bei VW zuständig für
Zukunftstechnologien, mahnte auf dem kürzlich in Graz abgehaltenen
AVL-Symposium diesbezüglich mehr Realitätssinn ein. So gebe es
derzeit "völlig überzogene Erwartungen in der Politik und in der
Gesellschaft an die Elektromobilität." Schuld daran seien teilweise
die Autobauer selbst, die sich seit einiger Zeit mit Ankündigungen
überschlagen und von Serienproduktionsprechen würden, auch wenn es
sich um nur 20 Autos handle. Hier müsse die Autoindustrie umdenken.
Händler in der Informationsflut Umdenken, aber nicht nur in der
Kommunikation nach außen, sondern auch mit ihren Händlern. Auf diese
kommen ohnehin gewaltige Herausforderungen zu. Sie müssen nicht nur
den Überblick über die immer zahlreicheren Modelle bewahren, sondern
auch über die noch weiter wachsende Vielfalt an Technologien rund um
Antrieb, Sicherheit und Komfort.
Kommunikation als Chance Ein Wettbewerbsvorteil für den einzelnen
Autohändler würde dagegen darin bestehen, dass er den Kunden über die
wichtigsten gesetzlichen Fakten rund um Autokauf und Fahren
informieren kann. Dies geht über die Normverbrauchsabgabe hinaus und
umfasst heute auch EU-Abgasnormen sowie Immissionsgrenzwerte. Gerade
2010 kannes bei fehlender Vorbereitung durch die nächste Stufe im
EU-Immissionsrecht, das die Luftgüte regelt, zu einer ähnlich
hitzigen öffentlichen Diskussion kommen wie beim Feinstaub. Nur geht
es diesmal um Stickstoffdioxide.
So kompliziert, widersprüchlich und teilweise kontraproduktiv diese
Regelungen sein mögen, sie sind auch ein wirkungsvoller Schutz der
europäischen Autoindustrie gegen Wettbewerber aus weniger
entwickelten Ländern. Nicht hoffen sollten Autoverkäufer darauf, dass
das ganze Umweltthema "in der Geschichte der Autoindustrie ein
Zwischenfall ohne Folgen" ist, um ein Zitat Nietzsches über Goethe
abzuwandeln. "Wir als Autohersteller sind hier nicht mehr die
Treiber, sondern die Getriebenen", so Steiger in Graz. Es handle sich
um einen gesellschaftlichen Wandel. Die Frage sei nur, ob wir schon
mittendrin oder erst am Anfang stehen.