Die Ruhe am Markt für Bremsprüfstände ist vorbei: Neue Vorschriften
erzwingen Investitionen. Für Kfz-Betriebe bedeutet dies freilich auch
eine Chance, ihre Ausstattung auf den neuesten Stand der Technik zu
bringen.
Platte oder Rolle? Unter Experten war das jahrelang eine
Glaubensfrage. Jetzt hat die Rolle das Rennen gemacht: Ab dem 1.
Jänner 2010 sind im Rahmen des "Pickerls" nur mehr Rollenprüfstände
zulässig. Für Altgeräte wurde von den Interessenvertretern eine
großzügige Übergangszeit ausverhandelt, doch spätestens Ende 2019
müssen auch diese ersetzt werden. Für Hermann Kowarz, Geschäftsführer
von Stahlgruber, ist die staatliche Vorliebe für Rollen durchaus
nachvollziehbar: "Wir haben schon immer diese Technologie bevorzugt."
Auf Wunsch biete man freilich nach wie vor auch Plattenprüfstände an.
Im Sortiment von Stahlgruber finden sich zwei bestens eingeführte
Marken: AHS Schneider vertritt das Unternehmen bereits seit 1979,
Hoffmann kam 1996 hinzu. Jüngste Innovation ist dabei der
Vierrollenprüfstand AHS Multi Funktion. "Aus technischer Sicht
unterliegt die Platte der Rolle bei Weitem", meint Wernfried Horn,
bei Kastner für das Geschäft mit Werkstattausrüstung verantwortlich.
Offensichtlich hat sich diese Auffassung in den vergangenen Jahren
bereits Schritt für Schritt durchgesetzt: Nur 3 von 10 Werkstätten,
schätzen Branchenkenner, nützen heute noch Plattenprüfstände.
Vorsicht bei Allradantrieb
"Immer wichtiger werden Prüfstände, die Rollen mit Überbreite bieten
und damit auch für Transporter oder Anhänger geeignet sind",
beobachtet Horn. Mit Beissbarth und Sherpa führt Kastner zwei Marken,
die dieses Kriterium erfüllen. Darüber hinaus sind beide Hersteller
in der Lage, ihre Prüfstände mit automatischer
Allradantriebserkennung auszustatten. Dies bedeutet eine enorme
Erleichterung des Betriebsalltags: Muss der Prüfstand manuell auf die
jeweilige Antriebsart eingestellt werden, können Fehler dramatische
Folgen haben. Im schlimmsten Fall wird der Antriebsstrang des
geprüften Fahrzeugs zerstört -unddamit wohl das Image der
verantwortlichen Werkstätte. Moderne Produkte, betont Horn, seien
aber nur eine Seite der Medaille: Ebenso wichtig sei die
professionelle Beratung der Kunden: "Wir empfehlen für jeden
Einsatzzweck das am besten geeignete Gerät." Außerdem kann Kastner
mit einem 32 Techniker umfassenden Serviceteam punkten.
Vielfältige Lösungen
Würth bietet im Rahmen des Geschäftsbereichs "DiaTec" seit 5 Jahren
Bremsprüfstände an. Mit der Marke Cartec sieht sich Projektleiter
Michael Tschida preislich im oberen Mittelfeld positioniert. Hohe
Ausführungsqualität und die Möglichkeit zu späteren Auf-und
Umrüstungen sollen die Kunden überzeugen: "Unsere Stärke ist, dass
wir die unterschiedlichsten Wünsche abdecken können." Lösungen gibt
es selbst für schwere Sonderfahrzeuge: So konnte Würth kürzlich alle
drei Werkstätten des Transport-und Hebetechnikspezialisten Felbermayr
mit neuen Prüfständen ausstatten. Birner vertraut ebenfalls auf
Cartec. Prokurist Walter Gärtner hebt das Pkw-Modell BDE hervor, das
in zwei Standardausführungen für 3 bzw. 4 Tonnen Achslast geeignet
ist. Darüber hinaus ist der Prüfstand auch für Motorräder
adaptierbar.
Elektronik im Vormarsch
"Plug and Play": Der Ausdruck aus der Computersprache, der für
minimalen Installationsaufwand steht, wird auch bei Bremsprüfständen
immer wichtiger. Beispielsweise bietet MAHA das Modell MBT 2100 an,
das vom Drucker bis hin zu Achslastwaage oder Pedalkraftmesser mit
den unterschiedlichsten Peripheriegeräten kompatibel ist.
Unkomplizierte Funktionserweiterungen am Prüfstand selbst sind
ebenfalls möglich. "Damit ist der MBT 2100 bei Annahme, Diagnose und
§-57a-Überprüfung universell nutzbar", sagt Robert Gürth,
Produktmanager für Werkstattausrüstung bei Siems&Klein. Vernetzung
wird für Werner Haidacher, Geschäftsführer von AWA Handel, immer
wichtiger: "Irgendwann einmal werden alle Werkstattgeräte über ASA
oder ähnliche Standards zusammengeschlossen sein." Im Hinblick darauf
propagiert Haidacher Systeme von Sherpa und Ravaglioli.
Warten auf den Boom
Haben Innovationen und neue Vorschriften bereits Hochkonjunktur bei
Bremsprüfständen ausgelöst? Die Lieferanten winken ab. "Angesichts
einer Einsatzdauer von bis zu 20 Jahren ist das Geschäftspotenzial
begrenzt", meint Ing. Christian Brachmann, Geschäftsführer von Siems&Klein. "Der Markt lebt nach wie vor vom Ersatzgeschäft", bestätigt
Martin Wiesinger, Prokurist von Inowa. Im Gegensatz zu manch anderem
Anbieter sieht er übrigens nach wie vor gute Chancen für
Plattenprüfstände: "Für die Direktannahme, in der es ja um die rasche
und kompetente Information des Kunden geht, ist die Platte auch in
Zukunft die bessere Lösung." Markenbetrieben und freien Werkstätten
mit hohem Fahrzeugdurchsatz rät Wiesinger daher, beide Technologien
einzusetzen. Im Sortiment von Inowa finden sich mit Arex für
Platten-und Sherpa für Rollenprüfstände die geeigneten Produkte: Der
Kundenansturm kann also kommen. (HAY)