Der frühere Stellantis-Chef Carlos Tavares, der Ende letzten Jahres sein Amt niedergelegt hat, meldet sich als Buchautor zurück – und spart in „Un pilote dans la tempête“ nicht mit Kritik. In Interviews zum Buch wirft er der EU-Kommission vor, nach „Dieselgate“ 2015 dogmatisch gehandelt und die gesamte europäische Autoindustrie bestraft zu haben. „Der größte Fehler war es, sich an der Branche zu rächen, statt nur Volkswagen zur Verantwortung zu ziehen“, so Tavares gegenüber Le Point.
Die EU habe nicht auf die Hersteller gehört und durch überzogene CO₂-Vorgaben den Marktzugang für chinesische E-Autohersteller erleichtert. „Indem Europa die Nachfrage ausschließlich auf Elektroautos beschränkt hat, hat es chinesischen Herstellern Tür und Tor geöffnet“, warnt Tavares. Zölle gegen China hält er für wirkungslos: „Der Vorsprung Chinas ist erheblich – Europa hat ihnen den Markt auf dem Silbertablett serviert.“
Trennung von Stellantis wegen E-Mobilitätsstrategie
In seinem Buch äußert sich Carlos Tavares auch zu seinem überraschenden Abgang bei der Stellantis N.V./Amsterdam (NED) im Dezember 2024. Der 67-Jährige schildert, Verwaltungsratschef John Elkann habe das Vertrauen verloren, nachdem Tavares auf eine beschleunigte Elektrostrategie gesetzt habe. „Ich habe Elkann gesagt, dass es besser wäre, wenn wir uns trennen.“
Die Trennung sei innerhalb von 48 Stunden besiegelt worden. Tavares zweifelt inzwischen am Fortbestand des 14-Marken-Konzerns: Das Gleichgewicht zwischen Italien, Frankreich und den USA könne „zerbrechen“. Kritik an seinem Einkommen weist er zurück: „Ja, ich habe etwa 80 Millionen Euro verdient – aber das war kein beneidenswertes Schicksal.“ Auch seinen Ruf als „Kostenkiller“ verteidigt er: „Kostensenkungen sind für das Überleben eines Unternehmens unerlässlich.“
