Wer glaubt, die Antriebswende mit der Brechstange durchsetzen zu können, dem erteilt der Markt derzeit vor der Neuausrichtung eine kostspielige Lehre. Mehrere Autowerke haben – mit Blick auf die CO₂-Ziele – ganz auf rein elektrische Modelle umgestellt oder wollten das tun. Doch der Kunde kauft nur, was ihn wirklich überzeugt. Wenn das ein Elektroauto ist und die Finanzierung passt, schlägt er zu – sonst weicht er aus. Hersteller, die ihre Werke mit hohen Investitionen komplett auf E-Autos umstellen, werden immer dann zu viele Fahrzeuge produzieren, wenn etwas nicht stimmt: finanzielle Bedingungen, Technik, Design oder Markenimage. Mit der Brechstange lässt sich auch die beste emissionsfreie Modellpalette nicht durchsetzen – höchstens mit Incentives, vielen Kurzzulassungen und hohen Marketingkosten.
Lässt man optimistische Herstellerziele und medialen Elektro-Optimismus beiseite, zeigen die Zulassungszahlen klar das tatsächliche Kaufverhalten – und das ändert sich nicht über Nacht. Wie schon bei der Einführung der Kat-Pflicht, die kurz vor dem Stichtag noch einmal zu einem Anstieg bei nicht katalysierten Autos führte, könnte es auch vor dem Ende des Verbrenners noch eine letzte Spitze geben.
Kommt ein Kunde nicht mit der festen Absicht, ein Elektroauto zu kaufen, ins Autohaus, kann gute Beratung und attraktives Design ihn vielleicht überzeugen. Doch die Produktion alternativlos auf Elektromotorisierung umzustellen, hat sich für manche europäische Marke als Risiko erwiesen – ein Risiko, das nun teils mit vorübergehenden oder dauerhaften Werksschließungen bezahlt wird. Denn zum Kauf zwingen lässt sich der Kunde nicht.
