Mit einem 8 Jahre alten Toyota Yaris haben wir das Ankaufssystem - angeblich werden europaweit zehntausende Fahrzeuge angekauft - unter die Lupe genommen. Nach Eingabe von Marke, Modell, Erstzulassungsjahr und Kilometerstand auf der ansprechend gestalteten Homepage www.wirkaufendeinauto.at erhielten wir umgehend ein erstes Angebot. 3.163 Euro würden für den Testwagen geboten. Mit Sonderausstattung und Zubehör wie zusätzliche Reifen wurde ein höherer Preis in Aussicht gestellt, für den tatsächlichen Preis müsse das Auto allerdings noch zum realen Check an einen der österreichischen Standorte. Dieser und der gewünschte Termin waren mit wenigen Klicks ausgewählt. Ein Bestätigungsmail und ein Kontrollanruf aus dem deutschen Callcenter, ob unser Tester auch tatsächlich der Verkäufer sei, schon war der Termin fixiert.

Detail-Check im Party-Zelt

Auf einem sehr spartanisch eingerichteten Standort in Wien-Donaustadt mit 2 Containern, 2 größeren Party-Zelten als Überprüfungsplätze und sonst nur betonierter Fläche, auf der bereits angekaufte Fahrzeuge diverser Marken und Zustände standen, ging es pünktlich mit dem Fahrzeug-Check los. Freundlich stellte der Prüfer kurz das Unternehmen vor und erklärte, dass "Wir kaufen dein Auto" international agiere und nach dem Fahrzeugcheck ein Angebot aus Berlin komme, auf das er keinen Einfluss habe.

Nach einer kurzen Probefahrt und Small Talküber Preisvorstellung, Job und Grund des Verkaufs fuhren wir unter eines der beiden Party-Zelte zur Detailprüfung. So oberflächlich und schnell das erste Angebot online zustande kam, ging es hier nicht mehr: In rund 30 Minuten wurden sämtliche Details (wohl nach einem vorgeschriebenen Protokoll)untersucht, fotografisch festgehalten und im iPad des Prüfers gespeichert. Steinschläge wurden mit Pfeilen markiert, Lackstärken und Reifenprofiltiefen gemessen sowie kleinste Kratzer festgehalten.

Warten auf den Preis aus Berlin

Danach wurde unser Tester in den wärmenden Container gebeten und gemeinsam die Wartezeit auf das Angebot aus Berlin verbracht. Der Überprüfer versuchte dabei, Hoffnungen auf einen hohen Preis zu machen. Sei doch der Gebrauchtwagenmarkt mit Kleinfahrzeugen überschwemmt. So kam es dann auch bei der Angebotsübermittlung. 2.133 Euro wurden geboten - ohne Spielraum für Verhandlungen.

Hätte unser Tester das Angebot angenommen, wäre der unterschriftsfertige Vertrag bereits im 2. Container aufgelegen, das Auto bliebe vor Ort - die Abmeldung übernimmt das Unternehmen - und die Angebotssumme wäre (so wird versprochen) bereits am nächsten Werktag am Konto.

Fazit unseres Tests

Kritiken im Internet bestätigen ein ähnliches Bild, wie mit unserem Testwagen: Wer schnell Geld braucht, ist bei "Wir kaufen dein Auto" richtig. Diese Schnelligkeit spiegelt sich aber auch in einem bescheiden niedrigen Kaufangebot wider.

Es empfiehlt sich daher nicht auf die "Lockangebote" im Internet reinzufallen, sondern den Autohändler seines Vertrauens aufzusuchen.