Große Veränderungen sieht Komm.-Rat Ing. Wolfgang Dytrich, Vorsitzender Großhandel mit Kraftfahrzeug-Teilen und Serviceeinrichtungen in der Wirtschaftskammer Wien, auf den heimischen Teilehandel zukommen. "Wir werden in diesem Jahrzehnt Veränderungen erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben." Dytrich führt dabei das Auto der Zukunft, den Datenhighway und das Internetgeschäft als größten-Treiber der Veränderung an. Die Bundestagung des Großhandels mit Kfz-Teilen und Serviceeinrichtungen im Rahmen der Vienna Autoshow stand dementsprechend unter dem Motto: "Zukunft der Mobilität: Erfolgreich mit Handel und Werkstatt - aber wie?"

Städtewachstum nicht in Europa

Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr.techn. Mario Hirz von der TU Graz unterstreicht das Wachstum der Weltbevölkerung von heute 7,4 Milliarden auf 9,2 Milliarden im Jahr 2050. "Das Wachstum wird dabei hauptsächlich in den Städten stattfinden. In Europa und den USA tut sich relativ wenig." Der Druck nach Veränderungen in der Mobilität komme demnach von den Megacitys, wie beispielsweise Shanghai mit 23Millionen Einwohnern. "Dort kommen gerade 54 Pkws auf 1.000 Einwohner, in Großstädten Europas und der Vereinigten Staaten liegt dieser Wert zwischen 300 und 500." Trotz aller Probleme in den Ballungszentren ist das Wachstum der Automobilproduktion in Indien und China am höchsten.

Die Modularisierung und Elektrifizierung werden dabei neue Marktteilnehmer in den Kfz-Bereich bringen.

"Unternehmen wie Apple, Google sowie Panasonic und Samsung, die Erfahrung im Bereich Elektro und Elektronik haben, könnten in den Automarkt einsteigen", so Hirz. Für den Teilehandel sieht er Chancen bei der Batteriewartung und dem Tausch. Gleichzeitig werde vollautonomes Fahren die Fahrleistungen und damit den Verschleiß erhöhen.

Auch Erhard Zagler, Generalsekretär des VFT, sieht Wachstumspotenzial durch wachsende Elektronik und Fahrerassistenzsysteme. Entscheidend, so die Position des VFT, ist der Zugang zu den Daten. (Lesen Sie dazu auch das Interview mit VFT-Obmann Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak auf Seite 71).

Online-Experte warnt vor schnellen Veränderungen

"Die schnellen Veränderungen werden alle Branchen betreffen und auch vor den ehemaligen Marktführern nicht haltmachen", warnt Sanjay Sauldie, Direktor European Internet Marketing Institute&Academy. "Nokia bei der Mobiltelefonie, Kodak bei Filmen oder Quelle und Neckermann bei den Versandhäusern", nennt der Online-Experte Beispiele für ehemalige Marktführer, deren Geschäftsgrundlage verschwunden ist.

"Auch bei den Autoteilen gewinnt der Onlinehandel dazu. Als Unternehmer kann man sich nicht leisten, die Entwicklung zu ignorieren." Vielmehr muss man die Entwicklung verstehen, Facebook und das Internet monetarisieren. "Wir müssen die Kunden begeistern und dann digital abholen."

Der freie Teilehandel muss mit der rasanten Entwicklung des Internets mitgehen und die Anforderungen der nächsten Generation erfüllen. Ob die zahlreichen kleinen Betriebe der Branche tatsächlich zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen werden, wurde von vielen Besuchern der Bundestagung eher bezweifelt.