A&W: Wie sieht die aktuelle Situation des VFT und seiner Mitglieder aus?

Bernhard Dworak: Wir haben momentan 52 Mitglieder, wobei 19 davon auch ATP-Mitglieder sind. Dabei verändert sich allerdings die Struktur, das merken wir zum Beispiel an der wachsenden Zahl der deutschen Mitglieder beim VFT. Bei den kleineren Teilehändlern ist die Entwicklung rückläufig, bei den großen stabil.

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für die kommenden Jahre?

Dworak: Die Situation wird insgesamt nicht einfacher, aber die Chancen sind intakt. Entscheidend ist der Zugang zu den Daten, hier sind wir auf einem guten Weg, aber die Autohersteller zieren sich noch. Und man muss nach wie vor unterscheiden zwischen dem Reparaturmarkt junger Fahrzeuge, sagen wir von 0 bis 3 Jahren, und dem Markt mitälteren Fahrzeugen, der wird weiterhin bestehen. Mit der weiterhin wachsenden Elektronik besteht sogar Wachstumspotenzial, beispielsweise bei der Vielzahl an Sensoren, die verbaut werden. Die Intermediären, also Versicherungen, Flottenbetreiber und Leasingfirmen, werden den Markt weiter verändern. Hier wird auf qualitative, aber kostengünstige Reparaturen geachtet. Da sind wir mit unseren Originalteilen direkt vom Teilehersteller, ich verwende bewusst nicht das Wort Identteile, im Vorteil.

Wo kann sich der kleine Teilehändler noch positionieren? Beim Endkunden?

Dworak: Der Endkundenverkauf ist sehr eingeschränkt! Wenn ein privater Käufer um mehr als 400 Euro brutto einkauft, muss Name und Anschrift auf der Rechnung vermerkt sein. Es gibt quasi kein Bargeschäft mehr. Übers Internet ist das allerdings kein Thema. Was den Privatkunden betrifft, haben wir hier gegenüber dem Internet einen klaren Wettbewerbsnachteil . Wir werden diesbezüglich auch eine Anfrage an Finanzminister Schelling stellen. Generell ist der Druck durch die Online-Plattformen sehr hoch, wobei nicht nur Private übers Internet bestellen, sondern auch Werkstätten.

Wie können die Kleinen überleben?

Dworak: Es gibt kein einfaches Instrument, um Kleine zu schützen bzw. um deren Chancen zu erhöhen. Wichtig sind Kooperationen, Einkaufsgemeinschaften, Ausbildung der Mitarbeiter, Daten und Informationen. Das Tor zum Erfolg sind die Schnittstellen. Außerdem müssen die kleineren Teilehändler kooperieren, wir empfehlen Netzwerke und Einkaufsorganisationen, die nicht nur für den gemeinsamen Einkauf wichtig sind. Die kleinen, freien Werkstätten brauchen ein Werkstattkonzept oder zumindest Daten, Schulung und Software. Das kann ein kleiner Teilehändler nicht bieten, Großhändler und Einkaufsgemeinschaften erfüllen diese Anforderungen, eben über Werkstatt-Konzepte.

Wo kann der etablierte Teilehandel noch punkten?

Dworak: Bei der Verfügbarkeit und der Lieferung. Komplexe Fahrzeuge und sinkende Lagerbestände machen die mehrmals tägliche Lieferung notwendig. Das gilt umso mehr für die wachsende Zahl an kleinen, freien Werkstätten. Diese sind erfolgreich, weil Sie das Vertrauen der kostenbewussten Autofahrer haben, gute und günstige Arbeit zu leisten.

Wie lauten Ihre Forderungen im Bereich der Datenverfügbarkeit?

Dworak: Der freie Teilehandel braucht eine offene, interoperable, standardisierte und sichere Plattform. Alle Daten, die das Fahrzeug produziert, müssen in diesem Fahrzeug bleiben oder über die Cloud abrufbar sein. Die Daten müssen so weit zugänglich sein, dass Service und Wartung beim Auto möglich sind. Grundsätzlich ist das in der EURO 5/6-Verordnung festgeschrieben, aber Hersteller zieren sich und versuchen, über Markenrecht und Garantie auszuweichen. Letztlich müssen die Autofahrer Herr über ihre Daten bleiben.