Das Autohaus in der Klagenfurter Sankt-Veiter-Straße 161 ist seit Monaten geschlossen. Der Botticino-Marmor des Schauraums wird nicht mehr beheizt, die moderne Lackieranlage steht still, in der Werkstätte weben Spinnen ihre Netze um die Hebebühnen. "In ein paar Wochen könnte das alles schon abgerissen sein", sagt Eigentümer Dr. Helmut Teissl.
Lange Händlersuche
Zur Erinnerung: 86 Jahre lang war die Familie Teissl als Landeshändler von Mercedes-Benz für den Vertrieb in Kärnten und Osttirol zuständig. Ende Oktober 2014 wurden die Verträge vom Importeur gekündigt. Der Hintergrund waren zum Nachteil des Herstellers manipulierte Stützungsabrechnungen, auf die der Firmenchef laut eigenem Bekunden selbst erst bei einerInnenrevision aufmerksam wurde. Branchengerüchte, wonach in anderen derartigen Fällen viel gelindere Mittel als eine Kündigung angewandt wurden, weist Mercedes-Benz Österreich bis heute zurück. Zum Erstaunen der Branche hatte der Importeur keinen Nachfolger für Teissl in der Hinterhand. Monatelang zog sich die Händlersuche hin, ein vom Importmanagement favorisiertes Konsortium konnte die Finanzierung nicht aufbringen, schlussendlich schloss der Klagenfurter Ford-Händler Kaposi einen Vertrag mit der Premiummarke ab.
Eingebrochene Marktanteile
Wer nun erwartet hätte, dass die ehemaligen Teissl-Standorte unter neuer Eigentümerschaft weitergeführt werden, der lag falsch: Kaposi nahm die ansonsten so standardversessene Marke Mercedes kurzerhand an seinem Klagenfurter Ford-Standort in das Angebot auf. In Villach soll zwar ein zweiter Standort errichtet werden, doch einen konkreten Zeitplan gibt es nicht. Lienz ist überhaupt verwaist, obwohl die nächste Vertragswerkstätte 60 Kilometer weit entfernt ist. Kaposi kann man aufgrund dessen keinen Vorwurf machen: Schließlich müssen die Investitionen in neue Standorte auch verdient werden. Doch war Mercedes-Benz klar, was der radikale Bruch mit Teissl für die Kunden bedeuten wird?
Die Zulassungsstatistik spricht jedenfalls eine eindeutige Sprache: Von Jänner bis November 2015 wurden im Marktgebiet 254 Mercedes-Pkws und 14 smart zugelassen - ein Minus von 39 beziehungsweise 26 Prozent, während die beiden Marken dank ihrer aktuellen Produktoffensive bundesweit deutliche Zuwächse erreichen konnten.
Verlorene Standorte
Teissl ist unterdessen zur Verwertung seiner Standorte geschritten. In Villach nützt die Zweiradzubehörmarke Polo den ehemaligen Pkw-Schauraum, der Lkw-Standort wird zu einem Vorzeigebetrieb des Motorradhändlers Ginzinger umgebaut. Auch in Klagenfurt gebe es konkrete Interessenten für das Grundstück, berichtet Teissl: "Allerdings kann es sich die Autohändlerbranche offenbar nicht leisten, den gutachterlich ermittelten Sachwert der Betriebsanlage zu bezahlen."
Somit könnte ein mustergültiges Autohaus dem Erdboden gleichgemacht werden, während anderswo erst Aufbauarbeit geleistet werden muss - im baulichen wie im vermarktungstechnischen Sinn. Ein aussagekräftigeres Bild für die verbrannte Erde am Kärntner Mercedes-Markt lässt sich wohl nicht finden.
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