Probezeit verlängern

"Man kann sich leider nur während der vorgegebenen - viel zu kurzen -Probezeit ein Bild über den Lehrling machen, danach wird"s schwierig", bedauert Ing. Gottfried Koch, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und Geschäftsführer Autohaus Koch/Feldkirch: "Über verlängerte Probezeiten sollte man diskutieren. Ich glaube,dass dann mehr Unternehmer den Mut hätten, Nachwuchskräften eine Chance zu geben. Damit würde auch die Angst schwinden, jemanden, der nicht geeignet ist, behalten zu müssen. Wir achten bei der Auswahl nicht nur auf das Umfeld, bei uns muss jeder Lehrling mindestens einen Tag schnuppern und eineAufnahmeprüfung absolvieren, wobei das persönliche Engagement des Lehrlings im Mittelpunkt steht."

Es gibt keine 100-prozentige Garantie

"Wenn sich Nachwuchskräfte bei uns bewerben, achten wir auf unterschiedliche Parameter", sagt Markus Kaufmann, Geschäftsführer Autohaus Kaufmann/Kaprun: "Zum einen schnuppern die Bewerber einige Tage bei uns, zum anderen schauen wir uns auch deren Zeugnisse an. Wichtig ist auch die Beurteilung der Kandidaten durch unsere erfahrenen Techniker. Darüber hinaus führe ich dann auch noch ein ausführliches Gespräch, um mir ein Bild über die Bewerber machen zu können." Wobei es keine 100-prozentige Garantie gebe. Junge Leute befänden sich oft in einer schwierigen Entwicklungsphase, und das sei oft unberechenbar:"Es wird also immer bessere, aber auch weniger gute Nachwuchskräfte geben."

Prüfen, bevor man sich bindet

"Generell zeigt sich, dass junge Menschen im Gegensatz zu früher schwerer motivierbar sind", weiß Landesgremialobmann Komm.-Rat Mag. Hubert Aichlseder, Geschäftsführer Autohof/Klagenfurt. Gute Erfahrungen habe man bereits mit einem vom WIFI Klagenfurt entwickelten Eignungstest gemacht: "Die Unternehmen können dort ihre Anforderungsprofile hinterlegen, sowohl Lehrlinge als auch Betriebe können so leichter zueinander finden." Wichtig sei auch das richtige Handwerkszeug beim Personal-Recruiting: "Wir als Unternehmer sind schuld, wenn wir nicht vorher schauen, dass wir die geeigneten Mitarbeiter bekommen." Wer sich nicht die Mühe mache, die Einstellung in einem qualitativen Verfahren abzuwickeln, dürfe sich nicht wundern, wenn er auch die falsche Personalentscheidung getroffen habe.

Risiko auf sich nehmen

"Sollte sich herausstellen, dass es gar nicht passt, gibt"s für Unternehmer als letzte Option auch die Möglichkeit, sich von Lehrlingen im 1. und 2. Lehrjahr zu trennen", erklärt Martin Gertl, Geschäftsführer Autohaus Gertl/Kramsach. Wobei es natürlich individuell von Fall zu Fall Unterschiede gebe. "Eine einvernehmliche Lösung, in der auch die Elterneingebunden sind, ist in diesem Fall möglich", so Gertl. "Natürlich können Schwierigkeiten mit Lehrlingen auch dazu führen, dass der eine oder andere Unternehmer keinen Auszubildenden mehr einstellen will. Allerdings müssen wir uns dabei auch bewusst sein, dass wir, wenn wir immer weniger oderam Ende gar keine Techniker mehr ausbilden, diese in Zukunft auch nicht mehr haben werden. Deshalb sollten wir auch ein gewisses Risiko auf uns nehmen."

Proaktiv Nachwuchs suchen

"Die Erfahrungen haben uns darin bestärkt, besonderes Augenmerk auf die Auswahl der Nachwuchskräfte zu legen", meint Josef Frischmuth, geschäftsführender Gesellschafter Autohaus Danner/Schlüßlberg. "Wobei wir das Glück haben, dass sich bei uns noch viele Lehrlinge bewerben." Mit der landesweiten Teilnahme an Berufsmessen der Schulen habe man gute Erfahrungen gemacht. "Durch die richtige Auswahl ist es gelungen, das Niveau deutlich zu heben." Zu warten, was sich ergebe, führe zu nichts, proaktives Agieren sei in diesem Zusammenhang gefragt, auch Patenschaften mit Schulen hätten sich bewährt. "Damit sind viel Arbeit, Aufwand und auch Investitionen verbunden. Dies ist aber die einzige Chance, Lehrlinge zu finden, die den Ansprüchen gerecht werden."

Vielen fehlt das "Benzin im Blut"

"Wenn ein Unternehmer mit seinem Lehrling nicht zufrieden ist, bleibt ihm oft nichts anderesüber, als stumm zu leiden", berichtet Mag. Franz Schönthaler, Geschäftsführer Autohaus Schönthaler in Pernitz. "Natürlich nehmen wir mit örtlichen Schulen Kontakt auf, erkundigen uns auch in Polytechnischen Lehrgängen und veranstalten Schnuppertage." Dennoch bleibt ungewiss, ob die Nachwuchskräfte entsprechen oder auch nicht; "Hatten wir vor 25 Jahren auch mehr Bewerber, schrumpft das Angebot von Jahr zu Jahr, gleichzeitig wächst das Angebot mittlerer und höherer Schulen." Man merke auch, dass das Thema Automobil - im Gegensatz zu früher - immer weniger Jugendliche begeistere, weil"das Benzin im Blut fehlt".

Manchmal muss man sich durchfretten

"Wenn es Probleme mit Lehrlingen gibt, versuchen wir natürlich als allererstes, auf diese, aber auch deren Eltern oder Erziehungsberechtigten positiv einzuwirken", erklärt Heinz K. Robinson, Geschäftsführer Autohaus Robinson/Graz. "Oft funktioniert das, manchmal aber auch nicht, was bedeutet, dass man sich oft bis zum Ende der Lehrzeit durchfretten muss." Man lege gleichzeitig aber großes Augenmerk auf die Auswahl der Lehrlinge. Dabei spiele sowohl das persönliche Gespräch als auch das familiäre Umfeld eine entscheidende Rolle: "Wobei wir tendenziell mit Lehrlingen aus der ländlichen Umgebung von Graz und insbesondere aus Großfamilien bessere Erfahrungen gemacht haben als mit jenen aus der Stadt."

Trennung muss möglich sein

"Es gibt gesetzliche Fristen, in deren Rahmen das Arbeitsverhältnis aufgelöst werden kann, wobei das die meisten Unternehmen nicht machen, weil wir bemüht sind, die jungen Leute in den Arbeitsprozess zu integrieren, was oft eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt", sagt Bundesgremialobmann Komm.-Rat Burkhard Ernst, Vorstandsvorsitzender der Rainer Gruppe. Sollte sich später herausstellen, dass Lehrlinge nicht den Anforderungen gewachsen seien, habe man als Unternehmer ein Problem: "Dies kann für kleine Betriebe auch existenzbedrohend sein", so Ernst. "Es muss bei Lehrlingen -wie bei jedem anderen Mitarbeiter auch - die Möglichkeit geben, sich von diesem trennen zu können, darüber sollten wir in der Branche gemeinsame Gespräche führen, um eine machbare Lösung zu finden."

Beim Reden zusammenkommen

"Wenn es mit einem Lehrling ein Problem gibt, habe ich ein ganz persönliches und bereits bewährtes Rezept, dieses Problem zu lösen", verrät Komm.-Rat Josef Wiener, Geschäftsführer Auto Wiener/Eltendorf und Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik: "Ich suche immer das Vieraugengespräch und bemühe mich, der Ursache auf den Grund zu gehen. Dabei übe ich keinerlei Druck aus. Diese Methode hat sich bewährt, weil danach oft Lösungen gefunden werden können." Bei der Auswahl der Lehrlinge steht Wiener in engem Kontakt mit Schulen und Lehrern. "Im Rahmen von Schnuppertagen und nach Rücksprache mit den Lehrern können wir uns ein gutes Bild machen", sagt Wiener. Eine Verlängerung der Kündigungszeit für Lehrlinge auf 6 Monate wäre für ihn durchaus eine Verbesserung: "Davon würden alle profitieren", ist er überzeugt.