Einen Blick hinter die Kulissen der südkoreanischen Autoindustrie lieferte Hang Koo Lee, Senior Researcher des Korea Institutes for Industrial Economics&Trade (KIET). Lee, der auch Strategiekonzepte für die koreanische Regierung entwickelt, war eine Art Stargast der Veranstaltung "Korea goes Europe" in Wien, zu der das Korea Business Center (KOTRA) in Zusammenarbeit mit dem ACstyria Autocluster geladen hat.

Neue Technologien bringen neue Chancen

Die koreanische Regierung ist laut Lee dabei, die Zusammenarbeit mit der Autoindustrie zu vertiefen. Dies soll vor allem auf dem Gebiet der Alternativantriebe bei Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeugen sowie beim Thema autonomes Fahren geschehen. So haben etwa die koreanischen Autohersteller 2013 mehr als 5 Milliarden Dollar in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert, die Regierung hat die Forschungsaktivitäten der Autoindustrie mit knapp 500 Millionen Dollar unterstützt. Zu den Zielen zählt etwa die Entwicklung von leistbaren Elektrofahrzeugen. Dabei nutzt man auch die hohe Kompetenz der koreanischen Batteriehersteller.

Für neue Impulse sorgte der Hyundai ix35 Fuel Cell. An die 120 Firmen produzieren spezifische Teile für das Brennstoffzellenauto, für das nur wenige Komponenten importiert werden.

Nach den Worten von Lee drängt die Regierung gerade bei den Zukunftsthemen auf verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Autoindustrie und anderen koreanischen Firmen. "Große Unternehmen zögern manchmal mit Kooperationen, doch wir laden große Firmen sowie Klein- und Mittelbetriebe zur Zusammenarbeit und Etablierung gemeinsamer Entwicklungsprojekte ein", erklärt Lee. "Die koreanische Regierung sieht den Bedarf für eine neue Strategierichtung."

Südkorea bietet Chancen

Fast 70 Prozent der Teileexporte sind für die ausländischen Produktionsstätten koreanischer Firmen bestimmt. Die Einfuhren von Teilen aus Ländern wie China oder Japan gehen zurück, doch nach den Worten von Lee sind in letzter Zeit Lieferungen von Autoteilen aus Österreich, Rumänien und Marokko nach Südkorea gestiegen. Lee ortet auch interessante Möglichkeiten für österreichische Zulieferer. Nach seinen Worten bietet etwa die neue Hyundai-Premiummarke Genesis neue Chancen, weil in Korea Bedarf an Teilen im Luxusbereich besteht.

Roland Sommer, Director Private Affairs von AVL List, berichteteüber die Aktivitäten in Südkorea. Die Steirer sind dort seit 1991 mit einem Büro in Seoul und seit 2007 mit einem technischen Zentrum in Incheon, das mit der dortigen Inha University zusammenarbeitet. Hanno Miorini, Vice President OE Marketing&Sales der Robert Bosch AG in Wien, erzählte nicht nur über die Bosch-Lieferungen an koreanische Kunden, sondern auch über die Besonderheiten der Zusammenarbeit mit dem asiatischen Land.

Suche nach Zulieferern

Mit Kia in der Slowakei und Hyundai in Tschechien wurden zwei Autowerke in der NachbarschaftÖsterreichs etabliert. Beide Fabriken haben 2015 neue Rekorde erzielt. Obwohl sich viele koreanische Zulieferer in Ostmitteleuropa angesiedelt haben, besteht nach wie vor Bedarf an Teilen europäischer Zulieferer. Michal Lábaj, der für den Einkauf im Motorenbereich zuständige Manager des Part Development Departments von Kia Motors Slovakia, erörterte Möglichkeiten, die sich österreichischen Zulieferern bieten. Gerade bei den in der Slowakei gebauten Motoren ist die Lokalisierung mit 40 Prozent noch verhältnismäßig niedrig.