Es hat schon Tradition, dass Fachleute im Dezember berechnen, was die folgenden 12 Monate zu bieten haben - und meistens haben sie recht. Auch in den vergangenen Wochen liefen die Rechenstifte heiß - und die Ergebnisse sind durchaus interessant. Von "neuen Herausforderungen auf dem Wachstumspfad" spricht Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Er hält einen neuerlichen Verkaufsrekord von weltweit 78 Millionen Neuwagen für durchaus realistisch, das wären etwa 2,7 Prozent mehr als 2015. Während Südamerika und Osteuropa in der Rezession verharren, sind das übrige Europa, die USA und China Wachstumstreiber.

Die vor allem auf Dieselaggregate konzentrierten europäischen Hersteller werden in den kommenden Jahren allerdings Milliardenbeträge in die Abgasreinigung des Diesels stecken müssen, um die schärferen Grenzwerte zu erreichen. Dudenhöffer glaubt, dass ab 2020 mit der neuen Batteriegeneration die Elektroautos den Durchbruch schaffen könnten. Der erste Schritt dazu wird bereits heuer erfolgen, wenn auch die deutschen Premium-Autobauer Fortschritte bei reinen E-Autos mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern erzielen.

Als Wachstumsbremse für alternative Antriebe würden sich heuer allerdings die niedrigen Treibstoffpreise erweisen, glaubt der Duisburger Professor. Allerdings seien günstige Werte an den Zapfsäulen gut für den Neuwagenverkauf: "Mit dieser Doppelrolle des billigen Öls müssen die Autobauer zurechtkommen."

Plus 5 Prozent in Westeuropa erwartet

Ähnlich wie Dudenhöffer hat sich Prof. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach einen Ruf als Kenner des Automarktes erarbeitet. Auch Bratzel rechnet für 2016 mit einem weltweiten Wachstum auf 78 Millionen Neuwagen. Der Anstieg des Neuwagenverkaufs in China werde sich auf 6 Prozent abflachen, glaubt Bratzel: "Seit 2000 ist der Anteil von China am automobilen Weltmarkt von 1 auf 26 Prozent gestiegen, während jener der USA von 35 auf 22 und von Westeuropa von 30 auf 17 Prozent zurückgegangen ist", analysiert der Experte.

Während der Neuwagenabsatz in Peking oder Shanghai immer schwieriger wird, sollte er vor allem in Städten zweiter und dritter Größe weiter anhalten. In den USA könnte heuer mit 17,9 Millionen Neuwagen ein Allzeitrekord erzielt werden. Und Westeuropa? Da gibt es laut Bratzel Nachholbedarf in Frankreich und Italien, sodass durch ein Plus von 5 Prozent etwa 13,7 Millionen Stück verkauft werden könnten.