Die Entscheidung des Aufsichtsrates kam aus mehreren Gründen überraschend: So war Clary sein Berufsleben lang für BMW tätig, während es sich bei Wiesenthal um eine Mehrmarkengruppe mit klarem Schwerpunkt auf Mercedes handelt. Außerdem war Clary stets Konzernmanager, seine Einzelhandelserfahrung beschränkt sich auf herstellereigene Betriebe und liegt Jahrzehnte zurück. Zu guter Letzt ist ein Dreijahresvertrag für einen Siebenundsechzigjährigen, der sich bereits 2008 aus dem aktiven Berufsleben zurückzog, höchst ungewöhnlich.

Offene Fragen

Dem gegenüber stehen große Herausforderungen bei Wiesenthal. Das Traditionsunternehmen sorgte in den vergangenen eineinhalb Jahren vor allem mit dem Verkauf profitabler Tochtergesellschaften für Schlagzeilen: Erst stieß man die US-Aktivitäten ab, dann gab man die österreichische Finanzdienstleistungsgesellschaft ab. Die Trennung von weiteren Unternehmensteilen scheiterte dem Vernehmen nach nur an den Preisvorstellungen. Schlussendlich nahmen binnen weniger Wochen sowohl Langzeitvorstand Dr. Alexander Martinowsky als auch Finanzchef Mag. Thomas Obendrauf den Hut. Was erhofft man sich in dieser Situation von Clary?

"Jetzt kann uns der Importeurssprecher beweisen, dass sich die Vorgaben der Hersteller im Autohausalltag umsetzen lassen", lautet der süffisante Kommentar mancher Beobachter. Doch viel aufschlussreicher ist es, sich die Qualitäten des Neo-Vorstands vor Augen zu führen: Er gilt als sachlicher Analytiker, gewandter Diplomat und erfahrener Verhandler. Die operative Führung eines Autohandelsunternehmens mag nicht zu seinen Stärkengehören -das Begleiten eines Verkaufsprozesses aber sehr wohl. Man darf auf die nächsten Schlagzeilen aus dem Hause Wiesenthal gespannt sein.