Anfang Jänner trafen sich die Big Player der Elektronikbranche in Las
Vegas zu einer "Präsentation der Kräfte". Seit einigen Jahren sind
auch die großen Automobilhersteller bei der Consumer Electronics
Show, kurz CES, mit von der Partie - heuer so viele wie noch nie.
Die Messe war ursprünglich den Elektronikgiganten und aufstrebenden
neuen Unternehmen in diesem Bereich vorbehalten. So wurden zum
Beispiel Meilensteine der Technik wie der Videokassettenrekorder
(1970), der Camcorder (1981), der CD-Player (1981) oder die
Blu-ray-Disc (2003) auf der CES der Welt präsentiert.
Doch mittlerweile hat die Elektronik schon maßgeblich Einzug in
unsere Automobile gehalten und wird in Zukunft wohl einen erheblichen
Anteil am Erfolg der Autohersteller haben. Das haben auch die OEMs
und Zulieferer erkannt und sie waren heuer auf der CES so präsent wie
noch nie. Einige Elektronik-Blogs scherzten in den Berichten sogar
damit, dass CES eigentlichen Car Electronics Show heißen solle.
Das Angebot im Automobilbereich reichte von digitalen Kindersitzenüber voll vernetzte, gestengesteuerte Cockpit-Studien bis hin zum
völlig autonom fahrenden Auto.
Die Branche wird sich verändern
Bei vielen Dingen erkennt man schon jetzt das Potenzial, bei manchen
ist man auch als (auto)technikaffiner Journalist noch skeptisch. Aber
eines lässt sich mit Sicherheit schon jetzt sagen: Die
Automobilindustrie wird sich in den nächsten paar Jahren so stark
verändern wie noch nie zuvor. Und das ist Fakt. Nur über die effektiv
benötigte Dauer, zum Beispiel bis zum völlig autonomen Fahrzeug, kann
noch diskutiert werden. Wobei es dann rückblickend kaum einen
Unterschied machen wird, ob die breite Masse schon 2018 oder erst
2023, ohne das Lenkrad auch nur anzufassen, von der Wohnung ins Büro
fahren konnte.
Alle wollen Erster sein
Schon in den 1960ern gab es erste Versuche, selbstfahrende Autos zu
verwirklichen. Doch zu dieser Zeit, in der auch Autos mit
Turbinenantrieb (Chrysler Turbine Car) für zukunftstauglich gehalten
wurden, scheiterte man nicht an der technischen, sondern der
elektronischen Durchführbarkeit. Dank der Rechenleistung moderner
Computer hat sich diese Tür nun geöffnet. So arbeiten am autonomen
Auto Hersteller wie Mercedes, der VW-Konzern, BMW, Ford,
Nissan-Renault und Tesla, um nur einige zu nennen. Aber auch
Software-Giganten wie Apple und Google sowie große Autozulieferer wie
Continental wollen mitmischen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Bei all der Begeisterung für die Entwicklung stellen sich dem
pragmatischen Betrachter wichtige Fragen: Habe ich in Zukunft noch
die Kontrolle über mein Auto? Was passiert, wenn die Technik
"spinnt", wie man es schon jetzt manchmal vom PC kennt? Wer wird mein
Fahrzeug reparieren -der Mechaniker oder ein Elektroniker?
Alles berechtigte Fragen. Doch Schwarzmalen ist kein Geschäftsmodell.
So wird es in Zukunft noch wichtiger, am Puls der Zeit zu sein.
Besser noch: ihn vorauszuahnen. Nur so kann man in seinem Unternehmen
sicherstellen, auch künftig Kunden noch entsprechend bedienen zu
können.
Wurden die Ankündigungen der Hersteller zum autonomen Fahren, zu
Wasserstoff-Antrieben, Laserlicht und anderen Technologien vor
wenigen Monaten noch als Science Fiction abgetan, kommt man aktuell
nicht mehr darüber hinweg, so alltagstauglich präsentierte sich die
Technik auf der Messe.
2015
Schon im Vorjahr hat Tesla mit dem Autopiloten einen eigenständigen
Fahrassistenten integriert.
2016
Auch VW will heuer den bekannten Stau-Assistenten auf höhere
Geschwindigkeiten erweitern.
2017
Ambitioniert ist die Ansage von Ellen Musk: "2017 werden Tesla selbst
zum neuen Besitzer fahren."
2018
Aktuell ist noch wenig bekannt, doch Nissan hat seine autonomen Autos
für 2018 angekündigt.
2019
Fast jeder große Automobilhersteller will in diesem Jahr in der
Oberklasse autonome Assistenten anbieten.
2020
Volvo kündigte vor Kurzem an, dass 2020 keine Person mehr in einem
Volvo sterben wird - dank Technik.
2023
Wasserstoff wird in Deutschland an rund 400 Tankstellen - und damit
flächendeckend -verfügbar sein.