Rund 200 aktive Teilehändler gibt es derzeit in Österreich. Nur ein
Bruchteil von ihnen traf sich Mitte April bei der Jahrestagung im
Wiener Neustädter Flugmuseum. Geht es der Branche so gut, dass kein
größerer Bedarf an Orientierung und Markteinordnung herrscht?
Die Teilebranche blickt auf Jahre des Marktwachstums zurück.
Angesichts dessen (und des fliegerischen Veranstaltungsorts)
überrascht es nicht, dass für die diesjährige Bundestagung der Titel
"Der freie Kfz-Teilehandel im Aufwind" gewählt wurde. Doch trifft
diese Diagnose noch zu? Oder werden die sinkende Werkstattauslastung,
der Trend zum Internetvertrieb und der zunehmend grenzüberschreitende
Wettbewerb schon bald ihren Tribut fordern?
Unterschiedliche Einschätzungen
Derartige negative Einflüsse würden durch die verstärkte Bereitschaft
von Markenautohäusern, im freien Teilehandel einzukaufen,
ausgeglichen, meint Berufsgruppenobmann Komm.-Rat Ing. Wolfgang
Dytrich. Er sieht insgesamt stabile Rahmenbedingungen. Für Komm.-Rat
Ing. Mag. Bernhard Dworak, Obmann des Branchenverbands VFT, ist
freilich ein "Zwang zur Größe" unübersehbar: Vor allem mittelgroße
Betriebe mit entsprechenden Fixkosten seien gefährdet. Angesichts
dessen sei die laufende Optimierung aller Geschäftsprozesse
erforderlich.
"Das Teil folgt der Information"
Als Partner steht dabei beispielsweise die TecAlliance zur Verfügung.
Mit der 4,6 Millionen Artikel umfassenden Datenbank TecDoc bietet sie
den weltweit umfangreichsten "Wegweiser" durch das Sortiment der
Branche an. Hinzu kommen die Kommunikationsplattform TecCom sowie
TecRMI, ein System mit standardisierten Reparatur-und Wartungsdaten.
"Das Teil folg der Information", unterstrich Alexander Bresslau,
Vertriebsleiter für den deutschsprachigen Raum, in Wiener Neustadt
die Philosophie der Tec -Alliance: "Nur derjenige, der weiß, wo und
wie ein Teil verbaut wird, verkauft es auch."
Auch der Branchendienstleister DAT, hierzulande vor allem für sein
Reparaturkalkulationsprogramm SilverDAT bekannt, will verstärkt im
Teilehandel Fuß fassen. Mit Birner konnte Österreich-Geschäftsführer
Dipl.-Ing. (FH) Stefan Klaus bereits einen prominenten Referenzkunden
gewinnen. Dieser vertraut seit Kurzem auf DAT, um mittels einer
eindeutigen Teileidentifikation im firmeneigenen Bestellsystem die
Liefergenauigkeit zu optimieren.
"Kuchen wird nicht mehr größer"
"Wer die Vernetzung des Fahrzeugs ignoriert, verliert die Grundlagen
des Geschäfts aus den Augen", warnte Raimund Wagner, Geschäftsführer
des Telematikspezialisten AMV Networks, bei der Bundestagung. Es sei
gerade für freie Werkstätten und den freien Teilehandel
"lebenswichtig", nicht vom Zugang zu den Kundenfahrzeugen
ausgeschlossen zu werden.
Der zeitgerechte Umgang mit Telematik, Internetvertrieb und immer
mehr "Intermediären" - von Leasingfirmen bis zu Werkstattportalen
-ist auch laut Alexander Brenner, Branchenexperte bei der
Unternehmensberatung Roland Berger, von entscheidender Bedeutung:
Schließlich werde der Kampf um die Kunden immer härter. Zwischen 2008
und 2012 sei der Umsatz im österreichischen Kfz-Teilegroßhandel noch
von 2,7 auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen, nun sei jedoch mindestens
bis 2020 mit einer Stagnation zu rechnen: "Der Kuchen wird nicht mehr
größer, aber die Stücke werden neu geschnitten." (HAY)