Die Teilebranche blickt auf Jahre des Marktwachstums zurück. Angesichts dessen (und des fliegerischen Veranstaltungsorts) überrascht es nicht, dass für die diesjährige Bundestagung der Titel "Der freie Kfz-Teilehandel im Aufwind" gewählt wurde. Doch trifft diese Diagnose noch zu? Oder werden die sinkende Werkstattauslastung, der Trend zum Internetvertrieb und der zunehmend grenzüberschreitende Wettbewerb schon bald ihren Tribut fordern?

Unterschiedliche Einschätzungen

Derartige negative Einflüsse würden durch die verstärkte Bereitschaft von Markenautohäusern, im freien Teilehandel einzukaufen, ausgeglichen, meint Berufsgruppenobmann Komm.-Rat Ing. Wolfgang Dytrich. Er sieht insgesamt stabile Rahmenbedingungen. Für Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak, Obmann des Branchenverbands VFT, ist freilich ein "Zwang zur Größe" unübersehbar: Vor allem mittelgroße Betriebe mit entsprechenden Fixkosten seien gefährdet. Angesichts dessen sei die laufende Optimierung aller Geschäftsprozesse erforderlich.

"Das Teil folgt der Information"

Als Partner steht dabei beispielsweise die TecAlliance zur Verfügung. Mit der 4,6 Millionen Artikel umfassenden Datenbank TecDoc bietet sie den weltweit umfangreichsten "Wegweiser" durch das Sortiment der Branche an. Hinzu kommen die Kommunikationsplattform TecCom sowie TecRMI, ein System mit standardisierten Reparatur-und Wartungsdaten. "Das Teil folg der Information", unterstrich Alexander Bresslau, Vertriebsleiter für den deutschsprachigen Raum, in Wiener Neustadt die Philosophie der Tec -Alliance: "Nur derjenige, der weiß, wo und wie ein Teil verbaut wird, verkauft es auch."

Auch der Branchendienstleister DAT, hierzulande vor allem für sein Reparaturkalkulationsprogramm SilverDAT bekannt, will verstärkt im Teilehandel Fuß fassen. Mit Birner konnte Österreich-Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Stefan Klaus bereits einen prominenten Referenzkunden gewinnen. Dieser vertraut seit Kurzem auf DAT, um mittels einer eindeutigen Teileidentifikation im firmeneigenen Bestellsystem die Liefergenauigkeit zu optimieren.

"Kuchen wird nicht mehr größer"

"Wer die Vernetzung des Fahrzeugs ignoriert, verliert die Grundlagen des Geschäfts aus den Augen", warnte Raimund Wagner, Geschäftsführer des Telematikspezialisten AMV Networks, bei der Bundestagung. Es sei gerade für freie Werkstätten und den freien Teilehandel "lebenswichtig", nicht vom Zugang zu den Kundenfahrzeugen ausgeschlossen zu werden.

Der zeitgerechte Umgang mit Telematik, Internetvertrieb und immer mehr "Intermediären" - von Leasingfirmen bis zu Werkstattportalen -ist auch laut Alexander Brenner, Branchenexperte bei der Unternehmensberatung Roland Berger, von entscheidender Bedeutung: Schließlich werde der Kampf um die Kunden immer härter. Zwischen 2008 und 2012 sei der Umsatz im österreichischen Kfz-Teilegroßhandel noch von 2,7 auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen, nun sei jedoch mindestens bis 2020 mit einer Stagnation zu rechnen: "Der Kuchen wird nicht mehr größer, aber die Stücke werden neu geschnitten." (HAY)