Hier geht der Kompetenzzug oft bis zum kleinsten Bürgermeister, der logischerweise von verkehrstechnischen Planungsweisen kaum Ahnung hat und lieber die Wünsche seiner Wählerschaft befriedigt.

Die Zersplitterung beginnt schon bei den zuständigen Ministerien. Ohne konkret auf die handelnden Personen einzugehen: Das Verhältnis zwischen Verkehrs-und Innenministern -egal ob männlich oder weiblich -war noch nie ein gutes, und beim landwirtschaftlichen Umweltminister verhält es sich kaum anders. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Rolle der Landeshauptleute immer stärker wird, was die Möglichkeit der Konflikte weiter erhöht. Jeder hilft lieber den eigenen Gesinnungsgenossen als dem politischen Feindbild.

Der Bund hat seine Kompetenzen im Straßenbereich völlig an Asfinag und Länder abgetreten. Gemeinsame Sicherheitsvorschriften, die z. B. die Absicherung gefährlicher Objekte am Straßenrand betreffen, können nicht mehr erlassen werden bzw. werden von den großen Herren der Länder gezielt verhindert. Jeder kleinste Pkw ist verpflichtend mit Airbag und Gurtsystemen ausgestattet, die Absicherung eines nahe stehenden Betonfundamentes oder eines Alleebaumes ist keineswegs festgelegt. Schicksal, wenn ein völlig unschuldiger Verkehrsteilnehmer im Zuge einer Kollision die Straße verlässt und sein Leben an einem Lichtmast aushaucht. Warum man sich gegen technische Regeln zum Schutz der Verkehrsteilnehmer wehrt, ist vor allem die Angst vor Haftungsansprüchen. Man wäre gezwungen, den Straßenraum nach Gefahr bringenden Objekten zu durchforsten. So kommt es, dass immer noch Leitschienen aus Aluminium unsere Straßen begrenzen,obwohl man seit 30 Jahren weiß, wie sehr diese zum Bruch neigen und sich durch ganze Fahrzeuge samt deren Insassen bohren können.

Es ist auch Normalzustand, dass Entwässerungsgräben entlang von Straßen abkommende Fahrzeuge wie Schienen bis zum massiven und todbringenden Rohrschacht leiten. Riesige Werbetafeln mit massiven Stahlrohrträgern stehen ungeschützt neben der Fahrbahn von Autobahnen. Bäume werden meist erst dann entfernt, wenn schon Holzkreuze daneben stehen. Man könnte diesen Katalog an bautechnischer Ignoranz beliebig weiterführen, das Ergebnis ist immer erschütternd.

Aber selbst dort, wo man sich zu Absicherungsmaßnahmen durchgerungen hat, sollte das geschulte Auge besser nicht hinsehen. Was im Bereich von Baustellen zu geschehen hat, mag zwar in Richtlinien und Genehmigungsbescheiden stehen, die Realität weicht sehr oft davon ab. Je schwerer, je besser lautet die Regel, nachgiebige Elemente könnten ja zerstört werden. Das mechanische und auf stabile Statik ausgelegte Verständnis von Bautechnikern nimmt dynamische Vorgänge, wie sie im Verkehr üblich sind, selten zur Kenntnis. So sind auch viele Brückenübergänge unzureichend abgesichert, die Leitschienenlängen im Vorlauf sind zu kurz.

Zurückkommend auf das Kernthema der zu weit verteilten Kompetenzen, tun sich weitere Mängel an der Infrastruktur auf. Man hat sich schon daran gewöhnt, dass 30-km/h-Zonen auf politischen Zuruf und ohne klare Vorgaben verteilt werden. Ganz schlimm wird es aber bei Durchforstung dessen, was zur Beleuchtung nächtlicher Straßen dienen sollte. Die Bandbreite reicht von völlig übertrieben (hellste Tunnel bei Nacht) bis zu Grablichtern im Bereich von Konfliktzonen. Es gäbe zwar internationale Normen, denen es allerdings an der gesetzlichen Verpflichtung mangelt.

In einem Wahljahr wäre es angebracht, den Bereich des Verkehrs in politische Konzepte aufzunehmen und Lösungen einzufordern. An oberster Stelle hätte eine radikale Rodung des Verwaltungsdschungels mit klaren technischen Vorgaben zu stehen. Noch bevor ich mich weiteren Wunschvorstellungen hingebe, muss ich an die realen politischen Parteien und noch schlimmer an die Personen, die im Verkehrsbereich das Sagen haben, denken. Oh weh!