Einige Jahre lang hat am Gebrauchtwagenmarkt ein Rekord den anderen
gejagt. 2008 wurden inÖsterreich weniger als 739.
000 Pkw-Ummeldungen
verzeichnet, im Vorjahr waren es dagegen schon 808.384 Stück.
Mittlerweile scheint sich der Markt aber abzukühlen. Im Steigen
begriffen sind einzig und allein die "taktischen" Kurzzulassungen,
die nicht nur die Neuwagenstatistik, sondern -üblicherweise mit
einigen Wochen oder Monaten Zeitverzug - auch die Ummeldedaten
verfälschen.
Von einer echten Krise im Gebrauchtwagengeschäft zu sprechen, wäre
derzeit übertrieben. Dennoch sind die Signale nicht positiv: Laut
EurotaxGlass"s steigen die Standzeiten, während die Restwerte sinken.
Die Gebrauchtwagenbörse AutoScout24 hat bei einer Umfrage
herausgefunden, dass schon am Ende des Rekordjahres 2012 knapp 19
Prozent der österreichischen Händler über einen zu hohen
Gebrauchtwagenbestand geklagt haben. In Deutschland waren es dagegen
nur 11 Prozent. Exakt 27,5 Prozent der heimischen Befragten gehen von
einer rückläufigen Kundennachfrage im neuen Jahr aus -eine Erwartung,
die sich mittlerweile bewahrheitet.
Je enger die Spielräume werden, desto wichtiger ist es für
Autohändler, ihr Gebrauchtwagenangebot von der Konkurrenz abzuheben.
Zum einen gilt das für jene Fahrzeuge, die "von privat" gehandelt
werden: Derartige Transaktionen machen laut Experten rund die Hälfte
aller Ummeldungen aus. Erleichtert wird der Privatverkauf durch die
mittlerweile allgegenwärtigen Onlineplattformen. Ein triftiges
Argument dagegen liefert die Gewährleistung beim Fachhändler. Doch
wird dieses Alleinstellungsmerkmal auch ausreichend kommuniziert?
Wer die Gewährleistung im Verkaufsgespräch unter den Teppich kehrt,
um den Kunden "nicht auf dumme Gedanken" zu bringen, handelt unseriös
und erreicht nicht den gewünschten Effekt. In Zeiten beinahe
allgegenwärtiger Rechtsschutzversicherungen ist der Anruf beim
Rechtsanwalt ohnehin für viele verärgerteAutokäufer die erste
Reaktion. Daher gilt: Von Fahrzeugen mit allzu hohem Verdacht auf
bevorstehende Gewährleistungsarbeiten lässt der Fachhandel besser die
Finger. Dafür finden sich allenfalls im B2B-Bereich geeignete
Verwertungsmöglichkeiten. Gegenüber dem Endkunden ist die
Gewährleistung aber ein einzigartiges Verkaufsargument, das kein
Händler ungenützt lassen sollte!
Wer noch stärker auf Vertrauensbildung setzt, vergibt Eigengarantien
oder arbeitet mit einem Garantiedienstleister zusammen. Auch in
Österreich werden Garantieversicherungen als einfache und
professionelle Lösung immer beliebter. Der deutsche Markt kann
diesbezüglich durchaus als Vorbild gelten: Dort wurden 2012 bereits
83 Prozent aller von Markenhändlern verkauften Gebrauchtfahrzeuge mit
einer Garantie versehen, geht aus dem aktuellen "DAT-Report" hervor.
Freie Händler kamen immerhin auf eine Garantiepenetration von 69
Prozent. Einschließlich der privat gehandelten Fahrzeuge gab es somit
jeden zweiten Gebrauchten "mit Garantie".
Zu den Vorteilen einer Gebrauchtwagengarantie zählen - vom
zusätzlichen Argument im Verkaufsgespräch einmal abgesehen - die
erhöhte Kundenbindung im Servicebereich, die damit verbundene
Werkstattauslastung und die Chance, den Autofahrer für den nächsten
Fahrzeugwechsel "am Radar" zu behalten. Allerdings gibt es auch
Gefahren: In diesem Heft beschäftigt sich erstmals ein Artikel mit
dem wichtigen Unterschied zwischen reinen Garantiegesellschaften und
"echten" Versicherungen.
Eine weitere Professionalisierungschance für den Fachhandel liegt im
Versicherungs-und Finanzierungsbereich. Beim Neuwagenverkauf macht
das "One Stop Shopping", also der gleichzeitige Abschluss von
Leasing-oder Kreditfinanzierung sowie einer Fahrzeugversicherung,
immer mehr Schule. Die gleichen Chancen gibt es auch beim
Gebrauchtwagen- natürlich mit Unterschieden: So wird hier in aller
Regel der Kredit das Finanzierungsmittel der Wahl sein, der
Kaskoanteil ist tendenziell geringer. Doch warum nicht dem Kunden zu
einer maßgeschneiderten "GW-Kasko" raten?
Wenn ein Händler alle Werkzeuge zu seinem Vorteil nutzt, wird er auch
im schwierigen Gebrauchtwagenjahr 2013 Verkaufserfolge feiern können.
Das ist umso wichtiger, als die Gebrauchten (neben der Werkstatt)
nach wie vor die wichtigste Ertragssäule der Kfz-Betriebe sind: Eine
durchschnittliche Umsatzrenditevon 1,5 Prozent lässt wenig Spielraum
nach unten.