Streitigkeiten mit gütlichem Ende bringen in der Regel für alle Beteiligten einen Gewinn -genau zu diesem Zweck wurde von der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der Arbeiterkammer Niederösterreich im Jahr 2004 mit der Kfz-Schlichtungsstelle eine neue Institution geschaffen. Seit 2006 hat sie ihren Standort im WIFI St. Pölten.

Über 1 Mio. zugelassene Pkws und 1.400 Reparaturbetriebe gibt es in Niederösterreich, weshalb es nicht weiter verwunderlich scheint, dass es zwischen Autobesitzern und Betrieben nach Autoreparaturen oder dem Autokauf auch einmal zu Streitigkeiten kommen kann.

Ziel ist die außergerichtliche Einigung

Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundes-und NÖ-Landesinnungsmeister der Kfz-Techniker, und AKNÖ-Konsumentenberater Werner Krisch haben vor über acht Jahren den fachlichen Grundstein zur Schlichtungsstelle gelegt und erarbeiten seitdem gemeinsam Lösungen. Ziel der Kfz-Schlichtungsstelle ist es, außergerichtliche Einigungen zwischen Kundenund Kfz-Werkstätten herbeizuführen. Beide Parteien bringen dazu beim Termin in der Schlichtungsstelle den Experten und Juristen von Arbeiterund Wirtschaftskammer ihren Fall vor. Ein Gutachter ist ebenfalls vor Ort, um das Fahrzeug zu besichtigen. Beim Termin zählen nicht nur Fakten, sondern auchpsychologisches Einfühlungsvermögen. Anfangs prallen oft die unterschiedlichen Sichtweisen erhitzter Gemüter aufeinander. Meist kommt es jedoch zu einer gütlichen Einigung. Bis dato 15.000 Beschwerden registrierte die AKNÖ-Konsumentenberatung seit Einführung dieser Institution. "Die meisten Beschwerden konnten durch ein Telefonat mit den Kfz-Werkstätten gelöst werden", so Krisch. Insgesamt 444 Mal wurde die Schlichtungsstelle eingeschaltet, 144 Mal war eine Begutachtung vor Ort notwendig, in 207 Fällen konnte eine Einsparung von rd. 494.000 Euro erzielt werden. Die rückerstatteten Kosten beliefen sich zwischen 60 Euro für Reifenreklamationen und 18.000 Euro nach einer Rückabwicklung eines Kaufvertrags. Die meisten Schlichtungen betrafen Garantie-und Gewährleistungsansprüche. Hauptsächlich handelte es sich um mechanische Gebrechen. Elektronikprobleme sind in den letzten Jahren aber immer häufiger Grund für Schlichtungen gewesen.

Win-win -Situation für Betriebe und Konsumenten

"Wir haben auf diesem Wege einen Großteil der Streitfälle lösen können", so Nagl. Am Beispiel der Schlichtungsstelle zeige sich "wie gut sozialpartnerschaftliche Lösungen funktionieren können", sagt AKNÖ-Präsident Hermann Haneder. WKNÖ-Präsidentin Komm.-Rat Sonja Zwazl verweist auf die Vorteile für Betriebe und Konsumenten:"Beide kommen zu einer schnelleren Entscheidung und sparen unnötige Prozesskosten." Ob das Modell auf ganz Österreich ausgeweitet wird, hängt laut Nagl von entsprechenden Initiativen in den einzelnen Bundesländern ab: "Es wäre aber sicher sinnvoll."