Der Teilehandel hat viele berechtigte Anliegen. Im Korsett der
Wirtschaftskammer kann er diese jedoch nicht durchsetzen. Umso
wichtiger sind regionale Initiativen wie jene Tagung, die Mitte März
in Graz abgehalten wurde.
Von Philipp Hayder
Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht. Im Fall des
Teilehandels trifft dies auf die jüngste Reform der Wirtschaftskammer
zu: Die bis dahin eigenständige Vertretung der Teilebranche wurde mit
dem Wiener Landesgremium des Fahrzeughandels zusammengelegt. Wenig
später trat jedoch die "Service-GVO" inKraft, die dem freien
Werkstätten-und Teilebereich gegenüber Autoherstellern und deren
Händlern mehr Rechte einräumt: Kein Wunder, dass sich die
Teilehändler in dem von Markenhändlern dominierten Landesgremium
unwohl fühlen.
"Wir sind in einem Gremium gefangen, dessen andere Mitglieder
komplett gegensätzliche Interessen verfolgen", sagt der neue
Berufsgruppensprecher Walter-Michael Jordan, der diese Funktion
kürzlich von Wolfgang Dytrich übernommen hat. Sein Ziel für die
nächste Kammerreform im Jahr 2015: Der Teilehandel soll eine
bundesweite, den Interessen der Teilehändler nicht mehr
entgegenlaufende Organisationsform erhalten.
Interessenvertretung per Verband
Bis es so weit ist, spielt der außerhalb der Kammer angesiedelte
Verein der freien Kfz-Teilefachhändler (VFT) eine wichtigere Rolle.
Beispielsweise ist es nur ihm möglich, auch in den Bundesländern
Branchentagungen zu veranstalten. Kürzlich geschah dies in Graz:
Knapp 40 Teilnehmer folgten der Einladung, gemeinsam mit den
Referenten Dipl.-Ing. Neofitos Arathymos und Dipl.-Ing. Alois Bauer
die Zukunft ihrer Branche zu erörtern.
"Kunde verliert Wahlfreiheit"
Arathymos, Technikchef im deutschen Branchenverband ZDK, schilderte
die drastischen Auswirkungen der rasch voranschreitenden
Kfz-Telematik: "Der Kunde verliert seine Wahlmöglichkeit, die
Kundenbindung verlagert sich von den Werkstätten zu den Herstellern",
warnte der Experte vor Systemen zur Ferndiagnose und
Werkstattzuweisung. Der einzige Ausweg für das (freie)
Reparaturgewerbe sei ein allgemein zugängliches Telematiksystem. Eine
entsprechende EU-Richtlinie könnte 2015 in Kraft treten. Allerdings
hätten die Autohersteller einen großen zeitlichen und technologischen
Vorsprung: "Nach dem Inkrafttreten der Verordnung wird die nötige
Standardisierung mindestens 5 Jahre dauern. Das heißt, dass es vor
2020 kein offenes System geben wird."
Abkehr vom Auto?
Der Tiroler Techniker Bauer ist dagegen mit seinem Unternehmen Mattro
Mobility Revolutions im Prototypen-und Kleinserienbau tätig. Er
schlüpfte bei der Grazer Tagung in die Rolle des "Advocatus Diaboli",
um der Branche einen Zerrspiegel vorzuhalten."Die Automanager wollen
nicht die Welt retten, sondern ihr Betriebsergebnis. Daher haben sie
das aus ihrer Sicht plausible Ziel, die Elektromobilität zu
verhindern, so langees geht", lautete die Kritik von Bauer. Seine
Prognose: Künftig werde "der neue Mensch in der Stadt vermehrt
gänzlich auf das Auto verzichten", es brauche eine generelle Abkehr
vom bisherigen motorisierten Individualverkehr.
Stagnierender Markt als Herausforderung
So schlimm wird es wohl nicht kommen. Doch auch so hat der
Teilehandel mit genug Herausforderungen zu kämpfen: Die leidige Frage
der Interessenvertretung ist eines der Themen, die auf absehbarer
Zeit stagnierenden Märkte sind freilich noch viel bedeutungsvoller.
Darauf konnte es auch bei der VFT-Tagung keine Antworten geben.