Von Philipp Hayder

Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht. Im Fall des Teilehandels trifft dies auf die jüngste Reform der Wirtschaftskammer zu: Die bis dahin eigenständige Vertretung der Teilebranche wurde mit dem Wiener Landesgremium des Fahrzeughandels zusammengelegt. Wenig später trat jedoch die "Service-GVO" inKraft, die dem freien Werkstätten-und Teilebereich gegenüber Autoherstellern und deren Händlern mehr Rechte einräumt: Kein Wunder, dass sich die Teilehändler in dem von Markenhändlern dominierten Landesgremium unwohl fühlen.

"Wir sind in einem Gremium gefangen, dessen andere Mitglieder komplett gegensätzliche Interessen verfolgen", sagt der neue Berufsgruppensprecher Walter-Michael Jordan, der diese Funktion kürzlich von Wolfgang Dytrich übernommen hat. Sein Ziel für die nächste Kammerreform im Jahr 2015: Der Teilehandel soll eine bundesweite, den Interessen der Teilehändler nicht mehr entgegenlaufende Organisationsform erhalten.

Interessenvertretung per Verband

Bis es so weit ist, spielt der außerhalb der Kammer angesiedelte Verein der freien Kfz-Teilefachhändler (VFT) eine wichtigere Rolle. Beispielsweise ist es nur ihm möglich, auch in den Bundesländern Branchentagungen zu veranstalten. Kürzlich geschah dies in Graz: Knapp 40 Teilnehmer folgten der Einladung, gemeinsam mit den Referenten Dipl.-Ing. Neofitos Arathymos und Dipl.-Ing. Alois Bauer die Zukunft ihrer Branche zu erörtern.

"Kunde verliert Wahlfreiheit"

Arathymos, Technikchef im deutschen Branchenverband ZDK, schilderte die drastischen Auswirkungen der rasch voranschreitenden Kfz-Telematik: "Der Kunde verliert seine Wahlmöglichkeit, die Kundenbindung verlagert sich von den Werkstätten zu den Herstellern", warnte der Experte vor Systemen zur Ferndiagnose und Werkstattzuweisung. Der einzige Ausweg für das (freie) Reparaturgewerbe sei ein allgemein zugängliches Telematiksystem. Eine entsprechende EU-Richtlinie könnte 2015 in Kraft treten. Allerdings hätten die Autohersteller einen großen zeitlichen und technologischen Vorsprung: "Nach dem Inkrafttreten der Verordnung wird die nötige Standardisierung mindestens 5 Jahre dauern. Das heißt, dass es vor 2020 kein offenes System geben wird."

Abkehr vom Auto?

Der Tiroler Techniker Bauer ist dagegen mit seinem Unternehmen Mattro Mobility Revolutions im Prototypen-und Kleinserienbau tätig. Er schlüpfte bei der Grazer Tagung in die Rolle des "Advocatus Diaboli", um der Branche einen Zerrspiegel vorzuhalten."Die Automanager wollen nicht die Welt retten, sondern ihr Betriebsergebnis. Daher haben sie das aus ihrer Sicht plausible Ziel, die Elektromobilität zu verhindern, so langees geht", lautete die Kritik von Bauer. Seine Prognose: Künftig werde "der neue Mensch in der Stadt vermehrt gänzlich auf das Auto verzichten", es brauche eine generelle Abkehr vom bisherigen motorisierten Individualverkehr.

Stagnierender Markt als Herausforderung

So schlimm wird es wohl nicht kommen. Doch auch so hat der Teilehandel mit genug Herausforderungen zu kämpfen: Die leidige Frage der Interessenvertretung ist eines der Themen, die auf absehbarer Zeit stagnierenden Märkte sind freilich noch viel bedeutungsvoller.

Darauf konnte es auch bei der VFT-Tagung keine Antworten geben.