Keine großen Probleme sehen die Lackhersteller in der immer dünneren
Beschichtung der Neufahrzeuge. Die Erwartungen ins Reparaturgeschäft
sind gedämpft, die Reserven in der Prozessoptimierung groß.
Die immer dünneren Lackschichten auf den Neuwagen können in der
Reparatur kaum adäquat reproduziert werden. Was unternimmt die
Lackindustrie, um diesem Trend entgegenzutreten?
Johann Pöchgraber: Bei der Reparaturlackierung ist äußerste Vorsicht
geboten. In der Untergrundvorbereitung dürfen keine
Durchschliffstellen erzeugt werden. Falls dies nicht zu vermeiden
ist, ist die Schadstelle unbedingt mit Säureprimer und Füller
aufzubauen. Standox hat diesem Thema und den Mattlackierungen das
Seminar "Sonderlackierungen" gewidmet. Unser Information Center in
Wels ist ein Kompetenzzentrum für Knowhow-Transfer und fachgerechte
Aus-und Weiterbildung.
Klaus Steinwender: Durch die dünneren Schichten wird der Untergrund
in der Farbtongebung immer wichtiger. In der Reparatur sind zum Teil
3-Schicht Lackierungen erforderlich. Für die Lackhersteller ist es
wichtig, in die Farbtonfindung der Automobilproduzenten eingebunden
zu sein, um auf Probleme hinzuweisen bzw. eine kostengünstige und
effiziente Reparaturlösung entwickeln zu können.
Werner Lanzerstorfer: Hier kann durch Trainings und Unterstützung
durch unsere Techniker Abhilfe geschaffen werden. Wichtig ist dabei
die Farbtonfindung; mit modernen Farbtonfindungsgeräten wird eine
sehr gute Genauigkeiten erzielt. Es empfiehlt sich dennoch, Muster
vorzuspritzen und beizulackieren. Die Sachverständigen werden in
diesem Bereich von uns gezielt trainiert.
Andreas Bäurle: Generell stellen dünne Lackschichten für die
Reparatur nur ein Problem dar, wenn der farbtongebende Basislack in
der Schichtdicke unterhalb der Prozessdeckfähigkeit aufgetragen wird.
In dem Fall wirkt der Basislack lasierend: Optisch vermischt sich
dann der Untergrundfarbton mit dem Farbton des Basislacks. Mit dem
Füllersystem "Colorbuild Plus" haben wir darauf reagiert. Der Füller
ist bereits farbig, wodurch die Deckkraft des Basislacks erhöht und
eine exakte Farbtonangleichung erreicht wird.
Jan Kelemen: Als einer der größten Lackhersteller weltweit
kooperieren wir mit den Fahrzeugherstellern, um die neuesten
Informationen verarbeiten zu können. Wichtig ist es, bei der
Farbtonfindung top-modern ausgerüstet zu sein. Spies Hecker bietet
mit dem Farbtonmessgerät der neuesten Generation und
hochprofessioneller Coloristik die passende Lösung an.
Rudolf Weismann: DuPont Refinish hat mit dem Valueshade die richtige
Lösung. Bei jeder Rezeptur steht der passende Valueshade-Ton als
Untergrund zur Verfügung, der sowohl mit den DuPont Refinish Füllern
als auch in allen Lackqualitäten angefertigt werden kann. Es handelt
sich um sieben Stufen von weiß bis schwarz. Wenn dieser Ablauf
beachtet wird, ist die dünneOriginallackschichtstärke kein Problem.
Norbert Grimmeisen: Diese dünneren Lackschichten sind das Ergebnis
von Prozessoptimierungen aufseiten der Automobilhersteller.
Bestehende Lackiersysteme werden weiter optimiert bzw. einzelne
Schichten durch adaptierte vorgelagerte oder nachfolgende
Beschichtungen ersetzt. Zudem werden Füller in Graustufen eingesetzt,
die andie Helligkeit des Decklacks angepasst sind. In der Reparatur
ist es wichtig, bereits in der Vorbereitung auf die richtige
Graustufe zu setzen. Der Füllerfarbton für die
Nass-in-nass-Applikation oder der Schleiffüller sollte sich an der
Helligkeit des Decklackes orientieren.
Martin Lobert: Lechler arbeitet mit mehreren Automobildesignzentren
im Bereich der Interieur-und Komponentengestaltung zusammen und
versucht, in den Gesprächen mit den Designern gezielt
industrialisierbare und reparaturfreundliche Lackaufbauten zu
favorisieren.
Welche Erwartungen setzen Sie heuer in das Geschäft der
Reparaturbranche?
Johann Pöchgraber: Das Karosserie-Reparaturgeschäft war im Jahr 2012
sehr uneinheitlich. Einerseits entsprachen die Karosserie-Reparaturen
nicht den langjährigen saisonalen Schwankungen, sondern zeigten ein
unplanbares Auf und Ab. Uneinheitlich war auch die Entwicklung der
einzelnen Karosseriebetriebe. Auf Basis einer verhaltenen Nachfrage
in den ersten beiden Monaten des heurigen Jahres ist anzunehmen, dass
sich die Branche auf eine Fortsetzung des im Vorjahr eingeleiteten
Trends einstellen muss.
Werner Lanzerstorfer: Nach den ersten zweieinhalb Monaten sieht das
nicht sehr rosig aus. Der Markt schrumpft zwar jährlich um einige
Prozentpunkte, aber so leere Werkstätten wie in den ersten Wochen
dieses Jahres habe ich schon lange nicht gesehen. Das wird sich auf
das Gesamtjahr negativ auswirken.
Klaus Steinwender. Die Umsätze in den ersten beiden Monaten 2013
lagen auf dem Niveau von 2012. Wir rechnen auch heuer mit einer
stabilen Marktentwicklung auf Vorjahresniveau.
Andreas Bäurle: Von der aktuellen Marktsituation erwarten wir uns
keine große Steigerung. Zudem werden die Reparaturprozesse immer
komplexer. Unsere Kunden sind jedoch durch die Service-und
Dienstleistungen, die bewährten Produktsysteme und Innovationen wie
Autowave MM 2.0, click&go, die Autoprep Vorbehandlungstücher und
Autosurfacer UV von Sikkens sehr gut aufgestellt.
Jan Kelemen: Der Markt bleibt weiter rückläufig und hart umkämpft.
Schwierig einzuschätzen bleibt jedoch die gesamtwirtschaftliche Lage
in Österreich und Europa. Wir hoffen, dass spürbare Impulse gegeben
werden, die das Marktvolumen erhöhen und unseren Kunden neue
Marktchancen eröffnen.
Rudolf Weismann: Nach unserer Erfahrung aus den letzten Jahren und
den ersten drei Monaten im heurigen Jahr wird das Reparaturgeschäft
ähnlich gut verlaufen wie im Vorjahr.
Norbert Grimmeisen: Imösterreichischen Reparaturlackmarkt sind auch
heuer keine enormen Zuwächse zu erwarten. Das Volumen wird in den
nächsten Jahren stabil bleiben und sich auf dem bisherigen Niveau
bewegen. Für die Marke R-M verzeichnen wir aktuell eine gute
Entwicklung, die uns für heuer zuversichtlich und optimistisch
stimmt.
Martin Lobert: Das wirtschaftliche Umfeld in Mitteleuropa kann (noch)
als verhalten positiv beurteilt werden. Die Finanzkrise in Südeuropa
wird jedoch einen negativen Einfluss auf das Verbrauchervertrauen und
damit auf den Geschäftsverlauf haben. Wir werden unsere Position in
Österreich dennoch weiter ausbauen.
Wo sehen Sie Verbesserungspotenziale in den Karosserie-und
Lackierbetrieben?
Johann Pöchgraber: Es zeigt sich, dass die Verantwortlichen im
Karosserie-und Lackierbetrieb (Eigentümer oder Geschäftsführer) an
den aktiven Verkauf ihrer Leistungen und an Neukundenakquise denken
müssen, um ihr Geschäft langfristig abzusichern. Ferner ist es
notwendig, Angebot und Kundenkreis zu erweitern. Schlagworte wie
Smart-Repair, Flottenbetreuung, industrienahe Lackierungen und das
klassische Reparaturgeschäft bleiben weiter aktuell.
Klaus Steinwender: Da der Energie-und Personalaufwand den Großteil
der Kosten ausmachen, forcieren wir die Entwicklung von Produkten und
Technologien, die entweder die Arbeitszeit verkürzen oder den
Energieeinsatz reduzieren. Beispiele sind der DTM Grundfüller 285-270
Pro von Glasurit, der Material und Zeit reduziert, weil die
Grundierung für Stahl, verzinkten Stahl und Aluminium wegfällt. Für
effiziente Applikations-und Trocknungstechniken bieten wir den
Multiarbeitsplatz an, der die Effizienz bis zu 30 Prozent steigern
kann.
Andreas Bäurle: Wir sehen Verbesserungspotenzial in den Werkstätten
und bieten ihnen Analysen zur Werkstattoptimierung an. Ein wichtiger
Service, denn es sind häufig kleine Veränderungen, die Prozessabläufe
in der Werkstatt beschleunigen. Etwa durch Neuorganisation der
Arbeitsmittel oder gezielte Schulungen.
Jan Kelemen: Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital eines
Unternehmens. Hier gilt es, rechtzeitig auf künftige
Herausforderungen zu reagieren und alle technischen und
unternehmerischen Anforderungen zu meistern. Wir unterstützen unsere
Partner im Bereich Service und Innovation. Wer mit Professionalität
sowie neuen, frischen Ideen im Markt glänzt, kann sein Geschäft
nachhaltig ausbauen
Rudolf Weismann: Den Betrieben empfehle ich, unser Schulungsangebot
anzunehmen und umzusetzen, damit sie eine bessere Auslastung
erzielen. Für die meisten Fahrzeuge gibt es ein breites Spektrum an
Reparaturen. Der passende Weg muss bereits in der Fahrzeugannahme mit
dem Endkunden geklärt werden. Gut geschulte Mitarbeiter werden die
Schäden richtig taxieren und dem Kunden eine auf das jeweilige
Fahrzeug abgestimmte Reparatur (Zeitwertreparatur) anbieten.
Norbert Grimmeisen: Zwei Bereiche sollten hier im Auge behalten
werden. Erstens wie können die Abläufe effizient gestaltet und damit
Stand-und Rangierzeiten minimiert werden. Zweitens ist der Einsatz
moderner Applikations-und Trocknungstechnologien erforderlich, die
Einsparungen von Energie erlauben. Zusätzlich sollte man überlegen,
wie man sein Unternehmen noch besser vermarkten kann.
Martin Lobert: Als Lackfachleute propagieren wir die Vorteile des
Lackaufbaus aus einer Hand. Mittels der integrierten Kampagne "Your
Best Practice Evolving" zeigt Lechler die diesbezüglichen
Synergie-Gewinne bei der Verwendung von untereinander abgestimmten
Produkten auf.
Mit welchen innovativen Produkten und/oder Dienstleistungen
unterstützen Sie die Reparaturbetriebe?
Johann Pöchgraber: Innovative Produktlösungen, die Karosserie-und
Lackierbetriebe in die Lage versetzen, ihre Aufgaben schneller und
ökonomischer zu erledigen, sind Teil unseres Angebots. Das hat
allerdings nur dann eine nachhaltige Wirkung, wenn der Beschleunigung
eine entsprechende Auslastung gegenübersteht. Unabhängig davon liegt
der Wert neuer Produkte z. B. in der Einsparung von Energiekosten.
Standox bietet ferner ein reichhaltiges Paket von
Unterstützungsleistungen, die den Partnern in allen Bereichen der
Unternehmensführung leistungsfähiger machen. Unser Ziel ist es, in
partnerschaftlicher Arbeit den gemeinsamen Erfolg zu sichern.
Klaus Steinwender: Glasurit Service Check 24: Systematische
Untersuchung aller Bereiche rund um den Lackierprozess, um
Empfehlungen abzuleiten und konkrete Maßnahmenpläne zur Verbesserung
der betrieblichen Abläufe zu erstellen. Glasurit Ratio Repair Shop:
Ein Geschäftsmodell zur Reparatur von kleineren Schäden eröffnet ein
attraktives Zusatzgeschäft. Glasurit Business Seminare: Eigentümer
und Geschäftsführer lernen praxisnah, wie sie die Leistungen des
Werkstattbetriebs steigern können.
Werner Lanzerstorfer: Wichtig ist, dass die vorhandenen Systeme und
Möglichkeiten umgesetzt werden. PPG bietet innovative
Reparatursysteme und außerhalb des Produktportfolios viele
Schulungs-und Fortbildungsmöglichkeiten für kosteneffiziente Arbeit.
Dies zu nutzen liegt am jeweiligen Unternehmen.
Andreas Bäurle: Letztes Jahr haben wir den Kurs "Vorgabezeiten
einhalten" in unser Schulungsprogramm aufgenommen. In dem Seminar
werden die einzelnen Prozessabläufe analysiert, um die
Arbeitsmethoden sowie die Produkt-und Werkzeugwahl weiter zu
optimieren. Das Ziel dieses Seminars ist eine Zeit-und
Materialersparnis für den Lackierer.
Jan Kelemen: Das innovative Basislacksystem "Permahyd Hi-TEC" in
Verbindung mit unseren richtungsweisenden Innovationen im Bereich
elektronischer Farbtonfindung bildet die technische Basis. Unsere
Werkstattkonzepte wie beispielsweise IDEN-TICA sind fest im Markt
verankert. Damit bieten wir alles, was für den unternehmerischen
Erfolg entscheidend ist. Essenziell ist unser langjährig bestehendes
Team, das unseren Partnern mit viel persönlichem Engagement Tag für
Tag zur Seite steht.
Rudolf Weismann: Die Nutzung der Lack&Technik/WIFI
Lehrlingsakademie erlaubt es Betrieben, Lehrlinge früher und hoch
motiviert einzusetzen. Mehr dazu findet sich auf unserer Homepage
unter dem Punkt Schulungen. Ferner können alle Infos unter
schulung@lack-technik.at angefordert werden. Dazu kommen
superschnelle Produkte für hohe Auslastung und Wirtschaftlichkeit wie
der Klarlack 679S (Trockenzeitrund 15 Minuten, hervorragend
polierbar). Mit dem Hi Produktiv Füller können Zeitwertreparaturen
schnell und kostengünstig durchgeführt werden.
Norbert Grimmeisen: Für den Lackierbetrieb wird es immer wichtiger,
die Prozesse und Prozesszeiten im Auge zu behalten. Mit dem
innovativen R-M Direktfüller kann ein Arbeitsschritt eingespart
werden. Betriebswirtschaftliche Themen werden durch unsere Berater
sowie durch bewährte Werkzeuge aus den "Programmes for Success"
abgedeckt.
Martin Lobert: Lechler setzt auf den Service des Lackfachhandels, der
seine Kunden individuell bedient. Wir tragen mit einem modernen und
vollständigen Portfolio an einfach zu handhabenden Produkten zum
Erfolg unserer Vertriebspartner und ihrer Kunden bei. Ein Beispiel
ist der auf KTL-grundierten Neuteilen direkt haftende
Autolevel-Primer, der die Schleifzeiten erheblich vermindert.
Anbieter
AkzoNobel www.akzonobel.at
Lesonal www.lesonal.at
Sikkens www.sikkenscr.at
BASF www.basf-coatings-services.at
Glasurit www.glasurit.at
R-M www.rmpaint.com
DuPont www.dupont-refinish.com
Lack&Technik www.lack-technik.at
Spies Hecker www.spieshecker.at
Standox www.standox.at
PPG www.ppg.com
Nexa www.nexaautocolor.at
Lechler www.lechler.eu