Nur der Wunsch nach mehr (Stau-)Überblick und einer bequemeren Sitzposition im SUV (23 Prozent Segmentwachstum) ließ den Pkw-Markt um 7,6 Prozent auf 3,2 Millionen Fahrzeuge wachsen. Rechnet man die China-Spezialität der Minibusse hinzu, lag der Anstieg bei 6,6 Prozent auf insgesamt 15,4 Millionen verkaufte Einheiten.
Chinesische Analysten haben dafür bereits den Begriff "Mikro-Wachstum" geprägt. Der österreichische Fahrzeughandel wäre über solche Größenordnungen freilich mehr als glücklich!
Die Partei fährt Audi
Die durchwachsene Marktentwicklung spiegelt sich im Ergebnis der chinesischen Fahrzeughersteller wider: Nur 10 der 25 größten Firmen haben 2012 ihr Umsatzziel erreicht, darunter die meisten Joint Ventures mit westlichen und koreanischen Konzernen. Alle japanischen Hersteller mussten infolge des Streites um die Sekaku bzw. Diaoyu genannte, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Taiwan und 300 Kilometer westlich von Okinawa gelegene Inselgruppe beträchtliche Absatzeinbrüche hinnehmen.
Die anti-japanischen, teilweise gewalttätigen Proteste in Shanghai, Shenzhen und anderen Metropolen waren aber keine patriotische Stütze für die chinesischen Autobauer: Bis auf Geely und Great Wall haben alle lokalen Hersteller ein enttäuschendes Jahr hinter sich. Im größten Automobilmarkt der Welt konnte sich bis dato keinen einziger lokaler OEM mit internationalem Ansehen etablieren.
Selbst die KP-Führung und die Lokalregierungen setzen auf Prestigelimousinen aus deutscher und amerikanischer Produktion. So kam auch während des 18. Nationalkongresses der KP das nationale Oberklassen-Eigenmodell, der FAW Hongqi H7, nicht zum Einsatz. Die Parteigranden fühlten sich im gepanzerten Audi A8L offensichtlich einfach sicherer.
Mobilität als Herausforderung
Ende 2012 waren in der Volksrepublik knapp 120 Millionen Pkws zugelassen, für das Jahr 2020 prognostiziert man 200 Millionen Pkw-Besitzer. Das stellt das Reich der Mitte auch vor enorme Herausforderungen: Abgesehen vom mörderischen und rücksichtslosen Fahrstil der Chinesen sind die Verkehrs- und Umweltbelastung an den Grenzen angelangt. Es gibt einfach zu wenig Parkplätze, geschweige denn ein leistungsfähiges Straßennetz. Die Smogwolke über der Hauptstadt Peking im Jänner 2012 erlangte weltweit Berühmtheit.
Eine Maßnahme zur Bekämpfung von Dauerstau und Smog ist die immer stärker limitierte Bereitstellung von Nummerntafeln. Anfang Dezember 2012 konnten Autokäufer in Shanghai erst nach Bezahlung einer Gebühr von ca. 8.200 Euro ein Autohaus betreten und das Wunschfahrzeug bestellen. Peking limitiert inzwischen über ein Lotterie-System ("wer am meisten zahlt, bekommt eine Tafel") die Ausgabe neuer Nummerntafeln auf 20.000 Einheiten pro Monat. Kanton hat Ende 2012 ein ähnliches System eingeführt, eine Gratislotterie für die Hubraumkategorie unter 2,5 Litern und Aufschläge von circa 1.200 Euro darüber.
Gescheiterte Elektroautos
Kläglich versagt hat die NEV-Politik (die Abkürzung steht für "New Energy Vehicle"), blumig im KP-Jargon als "10 Städte mit jeweils 1.000 NEV-Fahrzeugen" postuliert. Ihr Scheitern beweist, dass der aufgeklärte und informierte Fahrzeugkäufer chinesischen Elektroautos nicht traut. In diesem Zusammenhang war ein Taxi-Unfall in Shenzhen, bei dem in einem BYD E6 nach einem Batteriekurzschluss Fahrer und Passagiere verbrannten, sicher die falsche vertrauensbildende Maßnahme.
Langsameres Wachstum
Angesichts von Smog und Verkehrsflut ist eine künstliche Marktbelebung wie in den Jahren 2008 bis 2010 durch Steuererleichterungen für bestimmte Fahrzeugklassen (Minivans, Busse) oder Pkws mit einem Hubraum unter 1,5 Litern nicht mehr zu erwarten. Im Gegenteil: Höhere Verkehrsstrafen und strengere Führerscheinprüfungen zeigen, dass es der Führung derzeit eher um eine verstärkte Kontrolle der Mobilitätsentwicklung geht.
Vor diesem Hintergrund wird der größte Automobilmarkt der Welt zwar 2013 weiter wachsen, aber weit weniger stark als in den Jahren zuvor. Andere aufstrebende Automärkte in Südostasien haben China als Wachstumslokomotive inzwischen abgelöst - es lohnt sich, diese zu entdecken!
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