Es gibt Themen, die mangels starker Lobby, aufgrund mächtiger Gegen-Lobby oder einfach aufgrund zu vieler Köche nur schwer zum Erfolg zu bringen sind. Und das obwohl dieser quasi „aufgelegt“ wäre, wie man in der Fußballersprache sagen würde. Es scheint, dass bidirektionales Laden (V2H und V2G) derzeit so ein Schicksal erfährt.

Dabei sind die Vorteile so offensichtlich: Speicher sind ein entscheidender Schlüssel in der Entlastung von Netzen und dem Glätten von Lastspitzen. Immer mehr Pkw (privat und beruflich) verfügen über große Akkus, die viel herumstehen (vor dem Haus, in der Garage, in der Firma, auf Parkplätzen). Die könnte man – mit den richtigen Regularien (technisch und gesetzlich) und entsprechender Software – großartig nutzen: Wie erwähnt zur kurzfristigen Abdeckung von Spitzen in der Energieproduktion (privat wie öffentlich) und zum Glätten von Lastspitzen. Wir lernen gerade, dass die Degradation von BEV-Akkus viel geringer ist als befürchtet und wir wissen, das langsames Be- und Entladen keine große Beanspruchung für die Batterie darstellt.

Das (E-)Auto wäre damit nicht mehr das Problem des Klimaschutzes, sondern die Lösung – nicht nur netzdienlich, sondern als Einsparungspotenzial für den Privaten und als Business-Case für die Flotte. Der Autohändler ist damit nicht nur Mobilitäts-, sondern in gewisser Weise auch Energiedienstleister.

Aus eingangs genannten Gründen braucht das Thema aber viel zu lange in der Umsetzung, wie wohl es nicht mehr viel dazu bräuchte. Ein paar Regularien und Normen, ein paar gesetzliche Vorgaben bei Netzkosten und Steuern müssten noch fixiert werden. Bei Politik und Autoherstellern, aber auch bei Energiekonzernen steht das Thema leider viel zu wenig im Fokus. Es wäre längst an der Zeit, damit das Auto zur Lösung wird.

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