Da rechnet ein großes österreichisches Konsumentenschutz-Magazin vor, dass man bei einem E-Kleinwagen mit 84 Cent sage und schreibe 100 Kilometer weit kommen soll. Wie das funktioniert? Mit einer eigenen PV-Anlage auf dem Dach und der Zuhilfenahme des Einspeisetarifs pro kWh mal dem Energieverbrauch. Ja, rein mathematisch ist das richtig, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Autor einfach vergessen hat, die Investitions- und Errichtungskosten für die Anlage miteinzubeziehen. Das Zauberwort lautet hier Amortisation. Schließlich ist es ja an der Tankstelle auch nicht der Fall, dass ich den Liter Sprit zum Rohölpreis bekomme. Da fallen abseits der Steuer auch schon einmal Kosten für Förderung, Transport, Raffinierung und Tankstelleninfrastruktur an.

Stichwort Tankstelle: In letzter Zeit lese ich in Kommentaren häufig die Kritik, dass an manchen Stationen für ein paar Minuten Zugang zu Druckluft ein mittlerer Cent-Betrag zu berappen ist. Die Aufregung mancher ist groß, das müsse doch als Serviceleistung weiterhin kostenlos sein, wird die Unzufriedenheit lautstark kundgetan. Ich frage mich hingegen: Warum? Jeder Betreiber einer Kfz-Werkstatt weiß ganz genau, dass die Bereitstellung von Druckluft mit hohem Energieaufwand und damit Kosten verbunden ist. Schon eine kleine Leckage kann in einem Kfz-Betrieb Mehrkosten im vierstelligen Eurobereich pro Jahr zur Folge haben. Also ist es durchaus vertretbar, gewisse Leistungen zu verrechnen.

Apropos Leistungsverrechnung: Das Lieblingsthema vieler ist ja das berühmte Glas Leitungswasser in der Gastronomie. Nun, auch wenn ich zu einer höherpreisigen Flasche trockenen Weißweines nicht unbedingt für einen Liter Wasser aus dem Hahn noch extra bezahlen will, verstehe ich viele Gastronomen, bei sonstiger, geringer Konsumation eben für diese Leistung etwas zu verlangen. Auch hier geht es um Kostenwahrheit: Niemand hat etwas zu verschenken, und den hoch gelobten „Servicegedanken“ kann man auch dann leben, wenn Leistungen fair und aufwandskonform in Rechnung gestellt werden.

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