Wenn wir über den Fachkräftemangel im Handwerk diskutieren, geht es vor allem um das mangelnde Interesse junger Menschen, einen Lehrberuf zu erlernen. Hinter vorgehaltener Hand wird das fehlende Engagement, der schwindende Einsatz des Nachwuchses beklagt. Es werden das schlechte Image der Lehre und die falschen Prioritäten der Eltern kritisiert. All das mag stimmen und muss verbessert werden. Was wir dabei aber außer Acht lassen: Es gibt – demografisch – einfach zu wenig junge Menschen.
Die Geburtenrate zeigt ein eindeutiges Bild. Nehmen wir die 1960er-Jahre, da wurden jene geboren, die jetzt gerade in Pension gehen: 1963 hatten wir in Österreich 134.809 Geburten.
Im Vergleich dazu nehmen wir jene Menschen, die nun in einem Alter von 15 Jahren eine Lehre beginnen sollten und damit indirekt den Facharbeiter ersetzen, der gerade in die Wohlverdiente wechselt. Im Jahr 2009 wurden in Österreich 76.344 Geburten registriert. Das sind nur mehr 56 Prozent der Zahl der Neugeborenen von 1963. Es kommt also gerade etwas mehr als die Hälfte nach.
Von diesen `63ern hat natürlich auch ein viel höherer Prozentsatz damals eine Lehre begonnen, als das nun der Fall ist. Das ist in Ordnung, weil wir in vielen anderen Bereich ebenso Nachwuchskräfte brauchen, auch Absolventen von Höheren Schulen und Universitäten gebraucht werden.
Aber man sieht an diesen Zahlen sehr klar: Selbst wenn die eingangs erwähnten Probleme verbessert werden, mangelt es schlichtweg an Menschen. Die Demografie verschärft den Fachkräftemangel. Ohne Zuzug wird`s da schwierig.
Ausländer, Zuwanderer, Asylberechtigte, Migranten sind also nicht das Problem, sondern eine notwendige Lösung für die Erhaltung unserer Wirtschaft, unseres Sozialsystems und unseres Wohlstandes. Wenn Unternehmer erzählen, dass sie Probleme mit der Akzeptanz ausländischer Mitarbeiter in ihrem Team haben, dann haben wir gesellschaftlich in den vergangenen Jahren ordentlich etwas falsch gemacht.
Es wird in Europa einen massiven Wettbewerb um ausländische Arbeitskräfte geben. Jetzt kann man gerne diskutieren, ob es besser (oder einfacher) ist, ost- und südeuropäische Facharbeiter einzuladen, die vermutlich nach ein paar Jahren wieder zurückgehen. Oder ob man mit Migranten aus fernen Ländern, die sich bei uns eine Existenz aufbauen möchten, langfristig besser aufgestellt ist.
Wir werden beides brauchen. Dazu müssen wir unser Image verbessern, nicht verschlechtern. Wir müssen attraktiver werden für ausländische Arbeitskräfte, nicht generell unattraktiver für ausländische Menschen. Dabei lässt sich das Thema Migration sich nicht in gut und schlecht dividieren.
Sowohl die Politik wie auch jeder einzelne Unternehmer sind nun gefordert, ein Ausländer-freundliches Umfeld zu schaffen, intoleranten und rassistischen Stimmen und Stimmungen entschieden entgegen zu treten.
Bei allen Problemen ist die Zuwanderung eine dringend notwendige Lösung!
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