„Batterieelektrische Mobilität wird sich langfristig in allen großen Weltregionen durchsetzen, wenn auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, stellt Michael Steiner, Leiter Konzern Forschung und Entwicklung bei Volkswagen, zum Abschluss des Wiener Motorensymposium klar. „Wir können nicht mit gleicher Intensität auf allen Hochzeiten tanzen und müssen aus eigener Kraft die Zukunft gestalten.“

Selbst für Karl Rose, ehemaliger Chefstratege von ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) steht fest, dass es 2050 praktisch nur mehr BEV geben wird, zumindest beim Pkw.

Währenddessen werden in China Reichweiten von 1.000 km und Ladezeiten von 10 Minuten präsentiert, die größte Aufmerksamkeit bei der Auto China erhält das E-Auto eines Handy-Herstellers. Die Sorge, dass europäische bzw. die deutsche Autoindustrie, mit der Österreich stark vernetzt ist, den Anschluss verliert bzw. den Rückstand nicht aufholen kann, wird heftig diskutiert.

Helmut List von AVL List berichtet vom größten Wachstumpotenzial in der Elektromobilität und stellt ebenfalls klar: „In vielen Bereichen der Mobilität, das gilt insbesondere für Pkw, ist der batterieelektrische Antrieb sehr eindeutig und deutlich gesetzt.“

Doch mit dem nächsten Satz schränkt er wieder ein: „Aber wir dürfen uns nicht nur auf eine Technologie verlassen.“

Auch die Veranstalter Prof. Helmut Eichseder und Prof. Bernhard Geringer fordern in ihrer abschließenden Zusammenfassung Technologieoffenheit ein (vor einem Auditorium, dass nicht unwesentlich aus Leuten besteht, die ihr berufliches Leben – erfolgreich – in der Entwicklung von Verbrennungsmotoren verbracht haben).

Zwei Welten der Antriebstechnologie
Dabei stellt sich die Frage: Leben wir in zwei Welten, waren wir bei zwei verschiedenen Veranstaltungen? War der Kommentar von vergangener Woche, wo der Mangel an (zeit-)realistischen Alternativen zum batterieelektrischen Antrieb kritisiert wurde, einfach falsch?

Die Antwort darauf – und auch das hat das Motorensymposium klar gezeigt – sind die unterschiedliche Fahrzeugkategorien. Wie erwähnt ist beim Pkw der Weg vorgezeichnet. Aus einer technologieoffenen Entwicklung hat sich – aus Gründen der Emissionsziel-Erreichung, Entwicklungspotenziale, der Einsatzgebiete, der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Treibstoffen – der batterieelektrische Antrieb als beste Lösung entwickelt. Hier gibt es für die Pkw-Hersteller weitestgehend Technologieklarheit.

Schiffe, Flugzeuge, Traktoren und Baumaschinen
Ganz anders, sowohl von den technologischen Möglichkeiten wie auch von der Zeitachse, sieht es bei Antrieben in vielen anderen Bereichen aus. Ganz klar: Große Schiffe, Langstreckenflugzeuge werden noch lange bis nie von Batterien bewegt werden. Hier werden alternative Kraftstoffe die dringend notwendige Lösung sein.

Dazwischen gibt es viele Einsatzbereiche, die tatsächlich noch gänzlich technologieoffen bearbeitet werden. Dazu hat Friedrich Eichler, Chief Technology Officer, CNH Industrial Österreich GmbH, St. Valentin von CNH (Case, New Holland, Steyr,... ) einen sehr interessanten Vortrag gehalten. Während kleine bis mittlere Landmaschinen durchaus vorteilhaft – und von Landwirten und Bauunternehmen gefordert – batterieelektrisch werden, arbeitet man bei größeren Geräten an Lösungen wie Bio-Methan (aus dem vorhanden Gülle-Becken des Bauern, oder der Brennstoffzelle, wobei der Wasserstoff mit einer Lösung der österreichischen Firma Glück aus Hackschnitzel produziert wird. Beim großen Mähdrescher, der nur ein paar Tage im Jahr, dann aber nonstop im Einsatz ist, wartet man ebenfalls auf E-Fuels als einzige Dekarbonisierungs-Lösung.

Bei LEC GmbH In Graz prüft man den Einsatz von eAmmoniak in Großmotoren. Nicht gerade der Lieblingstreibstoff der Motorenentwickler, aber kohlenstoff-frei und erprobt in der Produktion. Bei den gewaltigen Mengen an Ammonik, die weltweit per Schiff transportiert werden, könnte die Fracht auch gleich als Treibstoff verwendet werden.

Technologieoffenheit ist wichtig und in vielen Antriebsbereichen auch dringend notwendig, vor allem, wenn noch ein längerer Zeithorizont besteht. Beim Pkw sind wir über dieses Stadium allerdings schon hinaus.

Herausforderung grüner Wasserstoff
Die Technologie ist bei den meisten Lösungen nicht das Problem. Was bleibt, sind die hier thematisierten Herausforderung beim Wasserstoff, der eierlegenden Wollmilchsau der Energiewende. Wasserstoff ist die Basis für quasi alle alternativen Treibstoffe. Die Produktion von grünem Wasserstoff mit erneuerbarer Energie in ausreichender Menge und damit zu attraktiven Preisen ist die ganz große Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte.

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