Er ist das, was man einen Autodidakten nennt: Wie so viele in seiner Generation (und davor) machte Andreas Grünzweig eine Ausbildung zum Kfz-Techniker, arbeitete dann als Verkäufer, Verkaufsleiter und Geschäftsführer, ehe er vor 5 Jahren sein eigenes Autohaus eröffnete. Dort, wo Mödling und Wiener Neudorf ineinanderfließen, verkauft er mit 32 Mitarbeitern rund 110 neue Volvo und 200 Kia sowie 250 "Gebrauchte" pro Jahr. Dem 53-Jährigen bot sich in seiner Laufbahn keine Möglichkeit zu einer berufsbegleitenden Ausbildung -diese wurde nicht angeboten. Heute kann man dies an Universitäten oder Fachhochschulen lernen. Gerade die zusätzlichen Kenntnisse in den Bereichen Betriebswirtschaft und Marketing können den entscheidenden Faktor ausmachen, ob ein Autohaus profitabel geführt wird oder nicht.

Unterschiedliche Ausbildung an der FH Kufstein

Grünzweig ermöglicht diese Ausbildung der nächsten Generation, zum Beispiel Lukas Cap: Der ausgebildete Kfz-Techniker und -Elektriker (27) werkt seit 4 Jahren im Autohaus, seit 2 Jahren ist er Werkstattleiter. "Ich sehe ihn später in der Position des Aftersales-Leiters", sagt Grünzweig. Um nebendem perfekten fachlichen Wissen auch die theoretischen Grundlagen zu haben, machte Cap eine dreisemestrige Ausbildung an der Fachhochschule Kufstein und darf sich nun "Automotive Manager" nennen. Als einziger schaffte er die Ausbildung mit Auszeichnung.

Der Zweite, der einenähnlichen Weg geht, ist Philipp Grünzweig, einer der 3 Söhne des Firmenchefs: Nach Abschluss seines Betriebswirtschafts-Studiums stieg er in die Firma ein und absolviert die "Ochsentour", um alle Bereiche kennenzulernen -nach der Disposition und der Finanzbuchhaltung arbeitet er derzeit im Service, also an der "Front". Er belegt an der FH Kufstein den Lehrgang "Executive Management mit Fokus Automotive Management" -übrigens gemeinsam mit dem Sohn von Werner Schirak (St. Pölten).

Betrieb profitiert von den neuen Kenntnissen

Firmenchef Grünzweig ist froh, dass die Jungen diesen Schritt gehen: "Auch wenn es natürlich im Betrieb spürbar ist und Kraft kostet." Er kann diese Ausbildung nur weiter empfehlen: "Jedem, der eine Leitungsfunktion anstrebt, also bis zum Standortleiter, Bereichsleiter von Sales oder Aftersales." Ein Autohausbenötige neben der fundierten Praxis auch eine akademische Ausbildung. "Das sollte eine gute Basis sein." Das Autohaus Grünzweig profitiert direkt von den neuen Fähigkeiten: Denn der Betrieb in Mödling ist einer von zwei in Österreich, die für den Volvo-Importeur das "Personal Service" erproben, Projektleiter Lukas Cap hat schon während des Studiums daran gearbeitet.

Ziel ist es, die Wartezeit der Kunden beim Service entscheidend zu verkürzen. Alle Ersatzteile sind vorbereitet, 2 Techniker schrauben gleichzeitig am Auto, sodass der Kunde nach einer Stunde das Autohaus wieder verlassen kann. Auch bei Kia arbeitet man mittlerweile nach dieser Methode, 60.000 Euro wurden dafür investiert. Vorteil: Der Kunde spricht direkt mit dem Techniker, und zwar in der Werkstätte. Bis 2018 sollen alle Volvo-Händler so arbeiten.