In Frankfurt wurde der Eindruck erweckt, das Elektroauto ist so gut
wie fertig. Fakt ist jedoch: Der Weg zur Elektromobilität ist
mindestens so schwer, wie der Ausweg aus der aktuellen Krise.
Der Kunde muss nur noch einsteigen in das Elektroauto und es kann
losgehen. Fakt ist jedoch:Über Pilotversuche ist die Branche noch
nicht weit hinausgekommen. Noch reicht der Akku kaum weiter als 160
km, noch fehlt die entsprechende Infrastruktur, noch sind
Elektroautos viel zu teuer. Zwar kündigt Volkswagen bis 2013 ein
kleines Elektroauto an. Doch ob der Konzern damit das Elektroauto aus
der Ökonische ins Massensegment führen kann, wie es Volkswagenchef
Martin Winterkorn ankündigt, sei dahingestellt. Konkurrent Toyota,
den Volkswagen bis 2018 als Nummer 1 abhängen will, jedenfalls
distanziert sich trotz seines weltweit führenden "grünen" Image klar
vom Hype um Elektroautos.Alain Uyttenhoven, Vizepräsident von Toyota
Deutschland, sieht daher in der Hybridtechnologie die besseren
Chancen." Ins gleiche Horn stößt neben Jürgen Stackmann, Vizechef der
Ford-Werke, der davon ausgeht, dass die Elektromobilität für
Privat-und Gewerbekunden noch mindestens zwei Fahrzeuggenerationen
entfernt ist. Wichtiger seien vielmehr bezahlbare Lösungen für heute,
wie beispielsweise die stark verbrauchsoptimierte
Ford-Econetic-Baureihe oder die neue Generation von
Benzindirekteinspritzmotoren, den Eco-Boost-Motoren, mit einer
Verbrauchsersparnis von bis zu 20 Prozent. Gleichwohl räumt Stackmann
ein, dass die hohen Anforderungen an die Mobilität von morgen "nicht
für nichts zu haben" sein wird.
Lösung für alle und alles gibt es nicht
Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht die Zukunft der Mobilität und
ihre Elektrifizierung nicht euphorisch: "Es gibt nicht eine Lösung
für alle und alles. In Ballungsgebieten werden andere Fahrzeuge
gebraucht als für die Überwindung von größeren Distanzen." Es werde
noch lange keine flächendeckende Infrastruktur für Elektroautos und
Wasserstoffautosgeben. Deshalb, so Zetsche weiter, wird es ein
Nebeneinander von konventionellen Antrieben und einer zunehmenden
Elektrifizierung geben. Zwar ließen sich auch Unternehmen wie Better
Place unter Shai Agassi, der mit Renault den Markt für Elektroautos
aufmischen will oder die Firma Tesla, die den Kunden über Emotionen
zum Elektroantrieb "ziehen" will, auf der IAA feiern. Bis hier jedoch
der tatsächliche Durchbruch geschafft ist, dauert es.
Vereint gegen asiatische Konkurrenz
Vor allem die deutschen Hersteller präsentierten sich recht
kampfeslustig bei E-Autos. Anders als beim Hybridauto wollen sie
jetzt vorn dabei sein, indem sie sich bei der Entwicklung von
Elektroautos gegen die asiatische Konkurrenz verbünden. "Denn", so
Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber, "wenn wir nicht aufpassen und
uns unterhaken, fahren wir künftig nach Asien, um uns den Leitmarkt
anzusehen."
Bis batteriegetriebene Autos mit großer Stückzahl zu kaufen sein
werden, ist der Weg allerdings noch steinig und weit. So rechnet die
Oliver-Wyman-Studie "Elektromobilität 2025" vor, dass in den nächsten
15 Jahren Elektrofahrzeuge im weltweiten Fahrzeuggeschäft gerade
einmal auf einen Marktanteil von 3 Prozent kommen. Damit wirdder Weg
zur Elektromobilität laut Bernd Bohr, Chef des Unternehmensbereichs
Kraftfahrzeugtechnik bei Bosch, mindestens so schwer, wie der Ausweg
aus der heutigen Krise.