Wie viele Autos werden tatsächlich in Österreich verkauft? Diese
Frage ist nach wie vor nicht schlüssig zu beantworten, denn die
Bemühungen um eine Exportstatistik sind gescheitert.
Bis Ende August wurden 223.345 Pkws neu zugelassen, ein neuerliches
Plus von einem Prozent gegenüber dem Ökoprämienjahr 2009.
Andererseits haben die Kurzzulassungen mit 36.699 Anmeldungen unter
90 Tagen ein Rekordniveau erreicht. Wie groß ist der Automarkt also
wirklich?
Die Jubelmeldungen einiger Importeure stehen im Kontrast zu Aussagen
von der Verkaufsfront. Einige Importorganisationen geraten gegenüber
ihren Herstellern in Erklärungsnotstand, weil akzeptable
Verkaufszahlen nur mehr bescheidene Marktanteile ergeben.
Die Folge: Der Ruf nach einer Exportstatistik, die ins Ausland
wandernde "Scheinzulassungen" von echten Endkundengeschäften
unterscheidet, wurde immer lauter. Mitte August wären schon zwei
Drittel der Importeure bereit gewesen, eine derartige Auswertung
mitzutragen.
Wider den Amtsschimmel
Doch der Vorstoß ist aus bürokratischen Gründen gescheitert:
Entsprechende Daten seien nicht auswertbar, wiehert der Amtsschimmel
in Versicherungsverband und Finanzministerium.
Nicht nur für Bundesgremialobmann Burkhard Ernst ist das
unverständlich: Schließlich gibt es sehr wohl Angaben über das
Gesamtgewicht(!) der jährlich ausgeführten Fahrzeuge.
Für den Autoexport existieren Meldepflichten, die Händler wie
Importeure einzuhalten haben. Wie weit diese eingehalten werden,
steht allerdings auf einem anderen Papier. "Wir müssen weiter nach
Ansätzen suchen, um schlüssige Daten zu bekommen."
Reform der Abwertung?
Auch beim Marktbeobachter EurotaxGlass"s ist manüber das "Nein" zur
Exportstatistik enttäuscht. Am Wunsch, Kurzzulassungen in die
Fahrzeugabwertung einfließen zu lassen, hält Geschäftsführer Henrik
Kinder aber fest. Ihm ist bewusst, dass er damit einige Importeure
gegen sich hat. "Wenn das umgesetzt wird, müsste man auch alle
anderen Rabattsysteme einbinden", schränkt Kinder daher ein. Es sei
schließlich nicht Aufgabe von EurotaxGlass"s, "Meinungen zu
unterschiedlichen Vertriebsstrategien abzugeben".
Protest aus Salzburg
Beim Marktführer gibt man diese diplomatische Zurückhaltung zusehends
auf. Immer offensiver drängt Porsche Austria darauf, den "echten"
Markt in den Mittelpunkt zu rücken. "An sich sind Kurzzulassungen
nichts Schlimmes", so Pressesprecher Hermann Becker. "Wandern diese
Fahrzeuge aber flugs ins Ausland, dann gaukeln sie einen Markt vor,
der in Österreich nicht realisiert wurde."
Während die VW-Marken in der Kurzzulassungsstatistik weit hinten
liegen, profitiert heuer vor allem Hyundai von der Intransparenz des
Marktes. Etwa ein Drittel der Neuzulassungen der Koreaner waren
bislang Tageszulassungen. Dahinter folgen Fiat, Renault und Ford.
Doch so mancher Importeur, der deshalb in den Ruf nach
Exportstatistik und Abwertungsreform einstimmt, hat sich in der
Vergangenheit derselben Werkzeuge bedient. Diese Möglichkeit wollen
sich die Generaldirektoren weiter offen halten: kein Wunder, dass
sich die Nebel über dem österreichischen Automarkt nicht lichten.