Vor 27 Jahren wurden die Fahrzeugidentifikationsnummern, kurz VIN
("Vehicle Identification Number"), international eingeführt. Die
diesbezüglich verbindlichen ISO-Normen 3779 und 3780 befinden sich
zurzeit in Überarbeitung.
Die VIN ist das wichtigste
Unterscheidungsmerkmal von Fahrzeugen in technischer und rechtlicher
Hinsicht. Obwohl täglich verwendet, wirkt die siebzehnstellige
Aneinanderreihung für manche wieein Buchstaben-Zahlen-Salat.
Die 17 Stellen sind in 3 Blöcken angeordnet. Block 1 ist dreistellig
und kennzeichnet den verantwortlichen Hersteller und seine
geografische Lage (WMI für "World Manufacturer Identifikation").
Block 2 hat sechs Stellen und beschreibt das Fahrzeug grundsätzlich.
Im dritten, achtstelligen Block haben die das Fahrzeug
unterscheidenden Merkmale Platz.
Die VIN verzichtet zwecks Vermeidung von Verwechslungen auf die
Buchstaben I, O und Q, mit diesem Zeichenvorrat ist die Eindeutigkeit
der Nummerierung für mindestens 30 Jahre sichergestellt. Natürlich
kann die VIN nicht über genaue Details der Fahrzeugausstattung oder
nationaler Modellpolitik Auskunft geben. Dazu bedarf es dann
nationaler Kennzeichnungssysteme, wie es bei uns mit dem nationalen
Code der Fall ist.
Der schwierigste Teil dürfte die Verwaltung der
Herstelleridentifikation sein, da laufend Umstrukturierungen
stattfinden, Länder wie China in die "Liga der Großen" aufgenommen
werden müssen und wahrscheinlich auch die Art der produzierten
Fahrzeuge (Elektromobilität) in Zukunft Änderungen erfahren wird.
Nicht umsonst ist also dieser dreistellige Teil der VIN in einer
eigenen ISO Norm 3780 (beide Normen erscheinen auch als ÖNORM)
verankert. Die erste Stelle unterscheidet die Erdteile: Europa hat
die Buchstaben S bis Z, Nordamerika die Zahlen1 bis 5, Asien J
(Japan) bis R. Deutsche Hersteller finden sich bei Sund W, Italien
bei Z. Österreich, Frankreich und Spanien haben V als erste Stelle.
Österreich hat als zweite Stelle A bis E, also beginnt die VIN mit VA
bis VE. Die WMI ist in der ISO 3780 in einer eigenen Tabelle
zusammengefasst. Eine Ziffer 9 an der dritten Stelle der WMI
kennzeichnet Herstellermit einer Produktion von weniger als 500
Einheiten.
Der zweite Block der VIN beschreibt das Fahrzeug nach Kriterien des
Herstellers in der Regel als Serie, Bauart und Motortyp, was in EU
Nomenklatur Typ, Variante und Version bedeutet. Bei Lkw-Herstellern
mit kleineren Produktionszahlen bietet sich eine Kennzeichnung nach
Zahl der Achsen, zulässige Gesamtmasse und Art der Bremsanlage an. Es
können aber auch Systeme gewählt werden, die mit Typ oder Modell
beginnen und individuell nummeriert werden. Leider gibt es nicht
überall eine so einheitlich aufgebaute Typengenehmigung wie innerhalb
der EU.
Eine sehr wichtige Stelle innerhalb des dritten, achtstelligen Blocks
ist die erste, weil sie das Modelljahr kennzeichnet. Die Ziffern
entsprechen den Endziffern der Jahreszahlen ab 2001 (9 für 2009), ab
2010 geht es weiter mit den Buchstaben des Alphabets (A für 2010
usw.). Daran anschließend kann die Bezeichnung der Produktionsstätte
erfolgen.
Die Gestaltung des gesamten Blocks obliegt dem Hersteller. Die
Hersteller sind auch verantwortlich dafür, dass keine
Zweideutigkeiten auftreten und daher nur eine VIN pro Fahrzeug
existieren kann.
Der Einbau der VIN in nationale Datenbanksysteme und vor allem deren
Vernetzung lässt zu wünschen übrig. Beispielsweise bleiben den
Überprüfungsorganen bei den §-57a-Kontrollen ohne Zugriff auf den
technischen Datensatz viele Details verborgen, aber auch
internationale Vernetzungen zumindest innerhalb der EU würden sich
anbieten. Auch eine gezieltere Verwendung der VIN durch die
Hersteller wie Eingravieren in sämtliche Scheiben könnte die Probleme
des Alltags entschärfen.
Sicherlich: Nicht alles, was aus Amerika zu uns kommt, erweckt Anlass
zum Jubel. In diesem Fall muss man den federführenden
Normungsorganisationen SAE und ISO aber große Anerkennung zollen.