Wie selbstständig sind die Generaldirektoren österreichischer
Vertriebsniederlassungen? Von den aktiv Handelnden bekommt man darauf
naturgemäß kaum eine Antwort. Gelegentlich plaudern aber jene, die
sich vom aktiven Geschäft zurück gezogen haben.
Der Spielraum ist -wie aus der Praxis vielfach bekannt -gering.
Vorgegeben sind die Fixkosten für die Importorganisation. Da könnte
der eine oder andere rationalisierend eingreifen, doch macht man sich
damit bei der eigenen Mannschaft unbeliebt. Alle anderen Kosten sind
bloß "Spesen", die sich der Österreich-Statthalter jeweils bis ins
kleinste Detail bewilligen lassen muss. Manchmal betrifft dies sogar
Abos von Info-Diensten in der Höhe von knapp 300 Euro im Halbjahr
-ausgenommen, dieser Budgetposten wurde bereits in einer
Jahresplanung pauschal genehmigt.
Meist handelt es sich bei diesen "Spesen" aber um Bonifikationen, die
den Händlern auszubezahlen sind. Ob die Zielvorgaben tatsächlich
erreicht werden, steht ja am Anfang noch nicht fest. Für diese
Planung gibt es ein bei Zielerreichung aus erhöhten Erträgen
dotiertes Budget. Für den nationalen Statthalter sind dies
Durchläufer. Die Zahlungsanweisung erfolgt oft nurnoch über die
Konzernzentrale oder die zuständigen Verwaltungsstellen, welche so
manche Konzernbuchhaltung bereits kostensparend nach Indien verlagert
hat.
Naheliegenderweise erhebt sich die Frage, wofür eine nationale
Importorganisation überhaupt noch notwendig ist. Das fragen sich
möglicherweise auch die Konzernzentralen: Anders wäre es nicht
denkbar, warum sich bei uns die Geschäftsführer vieler Marken in so
kurzen Abständen die Türschnalle in die Hand geben. Bei einem so
kleinen Marktwie dem unseren kann jeder den österreichischen
"Generaldirektor" nur als Sprungbrett für eine weitere
Konzernkarriere betrachten. Oder als Ruhekissen für die wohlverdiente
Pension.
Wiesenthal-Chef Dr. Alexander Martinowsky hat die Relationen und
Gewichtungen anlässlich des vergangenen A&W-Tages auf den Punkt
gebracht: Mit den Verkaufszahlen ausÖsterreich lassen sich die
Bänder der Hersteller nicht einmal einen einzigen Tag auslasten. Wie
soll dann der für diesen Markt verantwortliche Manager in seiner
Konzernzentrale Stimme und Gewicht erlangen?
Vielleicht ist es für alle Beteiligten erforderlich, diesen
Realitäten ins Auge zu blicken. Das gilt nicht zuletzt für den
Autohandel. Die Vorstellung mancher Betriebsinhaber oder
Interessenvertreter, ihre Wünsche beim jeweiligen nationalen
Geschäftsführer durchsetzen zu können, sind fernab der Realität: Was
nicht von Haus aus budgetiert ist, muss diesem schließlich erst
mühsam im Instanzenzug bewilligt werden. Daher ist es auch nicht
verwunderlich, dass Bonifikationen oft erst Monate nach der
vereinbarten Fälligkeit ausbezahlt werden.
Das hat nichts mit der Bösartigkeit der handelnden Personen zu tun.
Dies haben mir viele selbstständige Autohändler bestätigt, die früher
selbst in Importorganisationen gedient haben. Wer das versteht, wird
auch entsprechend auf seine Gesprächspartner eingehen können. Er muss
realisieren, dass diese auf der Konzern-Karriereleiter weiterkommen
wollen und daher auf "Extrawürste" einzelner Händler keine Rücksicht
nehmen können. Sonst laufen sie Gefahr, in ihrer internen Hierarchie
als Eigenbrötler oder Querulanten abgestempelt zu werden. Jene, die
zwischenzeitig aus einer Importorganisation ausgeschieden sind,
wissen ein Lied davon zu singen.
Manche mögen dies als Importeursschelte verstehen. Dies ist jedoch
nicht der Fall: Mein Respekt gilt all jenen, die sich trotz dieser
schwierigen Situation in den Konzernzentralen für ihre Handelspartner
einsetzen.
Nur jene, die sich in die Rolle ihres Gesprächspartners zu versetzen
wissen, können deren Argumente auch tatsächlich verstehen.