Wiederkehrend erlebe ich Führungskräfte im Autohaus, die sich fragen: „Warum hören meine Leute mir nicht zu – und weshalb machen sie nicht einfach, was ich sage?“ Erst kürzlich stand ich mit einem Serviceleiter in der Reparaturannahme, der Betrieb brummte, doch trotzdem war die Unzufriedenheit spürbar. Nicht nur bei ihm – auch bei seinen Mitarbeitern. Das Problem: Er verstand Führung als Ansage. Als Top-down-Befehlskette. Das mag früher gut funktioniert haben. Heute nicht mehr. Und morgen schon gar nicht.
Führung ist kein „Wir treffen uns mal, wenn’s brennt“-Thema. Führung ist tägliche, harte Arbeit an und mit Menschen. Dabei sollte es nicht nur um Zielvorgaben oder Prozessoptimierung gehen, sondern deutlich mehr um Beziehung. Um Werte. Um die Fähigkeit, zuzuhören. Um das Bewusstsein, dass Sie als Führungskraft immer Vorbild sind – auch wenn Sie es gerade nicht im Blick haben.
Doch aus einer Vielzahl an Gesprächen mit Führungskräften aus Autohäusern entnehme ich: Es gibt kaum regelmäßige Gespräche. Lob wird sparsam verteilt, Kritik kommt oft zu spät, und wenn doch zeitnah, dann zu wenig konstruktiv. Delegation bedeutet meist: „Mach mal“, ohne dass Klarheit herrscht, was genau erwartet wird. Und Demotivation? Die wird nicht durch das nächste Bonusprogramm vermieden, sondern durch ehrliches Interesse und gelebte Wertschätzung. Stattdessen gibt die Hektik des Tagesgeschäfts den Takt an.
Die Wahrheit ist leider unbequem: Mitarbeiter orientieren sich an dem, was Sie tun, nicht an dem, was Sie sagen. Wenn Sie selbst keine klare Haltung zeigen, wird auch Ihr Team keine entwickeln. Wenn Sie im Stress vergessen, zuzuhören, werden Ihre Leute irgendwann aufhören zu sprechen.
Führung ist kein Status, sondern Dienstleistung. Job von Führungskräften ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Mitarbeiter erfolgreich sein können. Das heißt: sie geben Orientierung, sie räumen Hindernisse aus dem Weg, sie geben Rückhalt – und ja, sie fordern selbstverständlich auch. Jedoch immer auf Basis klarer Werte.
Prüfen Sie sich selbst. Wie oft sprechen Sie mit jedem Ihrer direkten Mitarbeiter? Nicht über Autos, Zahlen oder Probleme – sondern über deren Sicht, Ideen und Ziele? Wissen Sie, was Ihre Leute wirklich antreibt? Können Sie ehrlich sagen, dass Ihre Werte im Alltag sichtbar sind?
Ich bin zutiefst davon überzeugt: Wenn Sie hier anfangen, verändert sich mehr, als Sie denken. Nicht über Nacht, doch Schritt für Schritt. Die Automobilbranche mag im Umbruch sein – doch gute Führung ist zeitlos. Sie war schon immer das Fundament erfolgreicher Autohäuser. Die Frage ist: Wie stabil steht dieses Fundament bei Ihnen?
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